Kritik an Betreibern nach Corona-Fällen
Infektions-Hotspot Schlachthof
- Veröffentlicht: 10.05.2020
- 08:40 Uhr
Die Fleischbranche steht seit Jahren in der Kritik - auch wegen der Bedingungen, wie dort gearbeitet und wie die Leute untergebracht werden. Jetzt zeigt sich: Für die Ausbreitung des Coronavirus sind die Bedingungen ideal.
Nach zahlreichen Corona-Fällen in Schlachthöfen wächst die Sorge vor weiteren Infektionen. Nordrhein-Westfalen will bis zu 20 000 Beschäftigte in den Betrieben auf das Virus testen lassen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte die Länder schon vor dem Fall im Kreis Coesfeld in Westfalen aufgefordert, den Arbeitsschutz streng zu kontrollieren. In dem Betrieb hatten sich mehr als 180 Mitarbeiter mit dem Virus infiziert. Er wurde geschlossen. In dem Landkreis bleibt es zudem bei den coronabedingten Beschränkungen.
"Wenn man öffnet, muss man da, wo Gefahr ist, konsequent handeln", sagte dazu Nordrhein-Westfalens Regierungschef Armin Laschet (CDU) am Samstag. In einigen Bundesländer wurden die Beschränkungen zur Abwehr des Virus weiter gelockert. Andernorts soll das Leben am Montag wieder etwas mehr zurück in die Normalität gehen..
Fleischbetriebe und Saisonkräfte
Heil schrieb an seine Kollegen in den Bundesländern, es gebe zunehmend Berichte über "unhaltbare Zustände beim betrieblichen Infektionsschutz" - besonders bei Saisonkräften in der Landwirtschaft, aber auch in der fleischverarbeitenden Industrie. Dort sind viele Osteuropäer zu Bedingungen beschäftigt, die immer wieder kritisiert werden. Heil zufolge forderten Botschaften von Herkunftsländern die Bundesregierung auf, die Missstände zu beseitigen. Sie behielten sich auch Maßnahmen wie Ausreisestopps vor. Über das Schreiben von Ende April hatten die Sender NDR und WDR zuerst berichtet. Es liegt auch der Deutschen Presse-Agentur vor.
Kritik kam von Gewerkschaftsseite. "In Schlachthöfen muss deutlich mehr unternommen werden, um die Risiken für Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu reduzieren", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel am Samstag. Die Branche falle seit Jahren immer wieder mit miserablen Arbeitsbedingungen auf.
Aufatmen in der Gastronomie in Mecklenburg-Vorpommern - am Samstag durften die Restaurants wieder aufmachen. Das Bundesland nimmt bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Es gelten strenge Hygiene- und Abstandsregeln. In Nordrhein-Westfalen dürfen die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen wieder Besuch erhalten - allerdings pro Bewohner nur einen Besuch am Tag mit maximal zwei Personen.
Ruf nach Öffnung der Grenzen
Politiker aus der deutsch-französischen Grenzregion und der Schweiz sprachen sich anlässlich des Europatags für eine rasche Wiedereröffnung der Grenzen aus. "Die Coronavirus-Krise ist ein Test für Europa. Die Epidemie hat nationale Reflexe wiederbelebt, die zur Schließung der Grenzen geführt haben", heißt es in einem Beitrag der Präsidentin des elsässischen Départements Haut-Rhin, Brigitte Klinkert, des CDU-Europaabgeordneten Andreas Schwab und der Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann in der Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace". Der Vorstand der deutsch-französischen Parlamentarier-Versammlung forderte, spätestens am 15. Mai die Grenzbeschränkungen wieder aufzuheben.
Nach einem Mitarbeiter von US-Präsident Donald Trump ist nun auch die Pressesprecherin des Vizepräsidenten Mike Pence mit dem Coronavirus infiziert. Es gehe ihr gut und sie freue sich, bald wieder zurück zur Arbeit zu kommen, schrieb Katie Miller am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter. Miller ist mit Trumps einflussreichem Berater Stephen Miller verheiratet.
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz wird nach zehn Wochen "Corona-Pause" wieder öffentliche Termine außerhalb des Kanzleramts wahrnehmen. Zum Auftakt besucht er nächste Woche das Kleinwalsertal in Vorarlberg. Die Region an der Grenze zu Deutschland sei besonders von den Schließungen betroffen, teilte das Kanzleramt mit. Kurz plane, in den nächsten Wochen alle Bundesländer zu besuchen.
Färöer-Inseln sind frei von Corona
Die Ex-Sowjetrepublik Belarus (Weißrussland) hat trotz der Corona-Pandemie als einziges Land weltweit eine riesige Militärparade zum 75. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland gefeiert. "Der Feiertag ist uns heilig", sagte Präsident Alexander Lukaschenko in Minsk. Er wandte sich auch an Kritiker der Parade. "Wir können nicht anders", betonte er. Belarus sei das den Opfern des Zweiten Weltkrieges schuldig. In Moskau hatte Kremlchef Wladimir Putin die Parade abgesagt. Es gab aber eine Flugschau über dem Roten Platz.
Die zum dänischen Königreich gehörenden Färöer-Inseln sind offiziell coronafrei. Es gebe keine aktiven Fälle mehr, teilte die Regierung mit. Die insgesamt 187 mit dem Coronavirus infizierten Menschen seien allesamt genesen. Todesfälle in Verbindung mit dem Virus hatte es auf der Inselgruppe im Nordatlantik nicht gegeben. Als Nation habe der Archipel das geschafft, was nur wenige Länder geschafft hätten, sagte Ministerpräsident Bárður á Steig Nielsen. "Unser harter Kampf hat sich ausgezahlt."