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Empörung und Forderung nach Aufklärung

Jüdischer Schüler gemobbt

  • Veröffentlicht: 03.04.2017
  • 20:33 Uhr
  • dpa
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© dpa

Berlin ist besonders als Partystadt bei jungen Israelis ein beliebtes Ziel. Gleichzeitig gibt es in manchen Stadtteilen aggressives und antisemitisches Verhalten gegen Juden.

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Der Fall eines 14-jährigen jüdischen Jungen, der an einer Schule in Berlin-Friedenau Opfer antisemitischer Beleidigungen und Angriffe wurde, hat für empörte Reaktionen und Forderungen nach Gegenmaßnahmen gesorgt. Der Zentralrat der Juden verlangte Aufklärung. Die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch sagte: "Das ist kein Einzelfall." Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) betonte: "Ich sage ganz deutlich, dass wir Diskriminierung nicht hinnehmen und jedem Einzelfall nachgehen." Die Grünen zeigten sich besorgt.

"Die Schule stellt ein Spiegelbild unserer Gesellschaft dar. (...) Viele Probleme, die es gesellschaftlich gibt, werden in die Schulen hineingetragen", sagte Scheeres. Daher erwarte der Senat von den Schulen "eine hohe Sensibilität im Umgang mit Vorfällen" und entsprechende Meldungen.

Die Antidiskriminierungsbeauftragte und die Schulpsychologie seien eingeschaltet worden, um die Schule zu unterstützen. "Selbstverständlich kümmern wir uns auch um den betroffenen Schüler und seine Familie." Scheeres betonte: "Für mich ist der Umgang der Schule mit den einzelnen Vorfällen entscheidend."

Appell an die muslimische Gemeinschaft

Zentralratspräsident Josef Schuster sagte dem Berliner "Tagesspiegel": "Wenn die Berichte stimmen, ist das ein erschütternder Vorgang. Hier geht es um Antisemitismus übelster Art." Schuster forderte die Senatsschulverwaltung auf, das Verhalten der Schulleitung genau zu untersuchen und Versäumnisse klar zu benennen. Die Eltern des betroffenen Jungen hatten der Schulleitung vorgeworfen, zu spät auf die Beleidigungen und Angriffe durch türkisch- und arabischstämmige Schüler reagiert zu haben.

Schuster appellierte an die muslimische Gemeinschaft, "den antisemitischen Tendenzen in ihren Reihen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten". Es könne nicht angehen, "dass in einem Teil der Moscheen in Deutschland Judenfeindlichkeit und Israelfeindlichkeit aktiv Vorschub geleistet wird".

Knobloch sagte der "Heilbronner Stimme": "Das ist kein Einzelfall. Immer wieder und immer öfter werden jüdische Schüler angefeindet, ausgegrenzt oder sogar körperlich angegriffen - weil sie Juden sind." Das Wort "Jude" sei längst wieder ein Schimpfwort auf den Schulhöfen. Sie fügte hinzu, es dürfe nicht sein, "dass jüdische Menschen sich nicht mehr trauen, ihre Religion anzugeben oder diese offen zu zeigen".

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck kritisierte: "An dieser Art Alltagsantisemitismus darf man nicht schulterzuckend vorübergehen." Die Politik habe beim Thema Antizionismus zulange weg- oder vorbeigeschaut.

Beleidigungen und Angriffe

Die Mutter des Jungen hatte der englischsprachigen Zeitung "The Jewish Chronicle" von Beleidigungen und Angriffen erzählt. Einer der anderen Schüler soll gesagt haben: "Du bist eigentlich ein cooler Typ, aber ich kann nicht mit dir befreundet sein". Und: "Juden sind alle Mörder." Mittlerweile hat der 14-Jährige die Gemeinschaftsschule verlassen. Die Schulleitung erstattete nach eigenen Angaben Anzeige und kündigte Konsequenzen an.

Immer wieder werden Vorfälle bekannt, bei denen Juden in Berlin antisemitisch belästigt, beleidigt und mitunter sogar angegriffen werden. Neben Rechtsextremen und Neonazis sind oft arabisch- und türkischstämmige Jugendliche und Männer die Täter.

Laut Zeitungsberichten haben an der Friedenauer Gemeinschaftsschule etwa 75 Prozent der Schüler eine andere Muttersprache als Deutsch, viele kommen aus türkischen oder arabischen Familien - so auch die jugendlichen Angreifer.

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