Aber auch Lockerungen
Kontaktbeschränkungen werden bis Anfang Mai verlängert
- Veröffentlicht: 16.04.2020
- 07:57 Uhr
- dpa
Wann kehrt Deutschland in der Corona-Krise zumindest wieder etwas zur Normalität zurück? Darum geht es in den Beratungen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder. Schnell wird klar: Es ist weiter Geduld gefordert.
Bund und Länder haben eine Reihe von Lockerungen der coronabedingten Beschränkungen in Deutschland beschlossen - die strengen Kontaktverbote sollen aber grundsätzlich bis Anfang Mai weiter gelten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Teilnehmerkreisen einer Telefonkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder. Erst Anfang Mai soll demnach auch der Schulbetrieb langsam wieder aufgenommen werden. Dagegen dürfen Geschäfte unter bestimmten Voraussetzungen bereits vom kommenden Montag an wieder öffnen.
VERLÄNGERUNG DER KONTAKTBESCHRÄNKUNGEN BIS MINDESTENS 3. MAI
Die gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland verhängten Kontaktbeschränkungen sollen grundsätzlich bis mindestens 3. Mai verlängert werden. Darauf haben sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch in Berlin verständigt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Zugleich vereinbarten sie vorsichtige Lockerungen der Einschränkungen des täglichen Lebens. So sollen Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern unter Auflagen ab Montag wieder öffnen dürfen. Der Schulbetrieb soll am 4. Mai beginnend mit den Abschlussklassen, den Klassen, die im kommenden Jahr Prüfungen ablegen und den obersten Grundschulklassen wieder aufgenommen werden. Großveranstaltungen bleiben dagegen weiter grundsätzlich untersagt - und zwar bis zum 31. August.
DEUTSCHLAND VERLÄNGERT GRENZKONTROLLEN
Die in der Corona-Krise eingeführten Kontrollen an deutschen Grenzen sollen für weitere 20 Tage bis zum 4. Mai gelten. Das teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin mit. Seit einem Monat werden die Grenzen zu Österreich, Frankreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz überwacht. An den Übergängen nach Belgien und in die Niederlande wird hingegen nicht kontrolliert. Menschen, die weder Deutsche noch dauerhaft hier ansässig sind, dürfen seit Mitte März nur noch aus einem "triftigen Reisegrund" nach Deutschland kommen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen machte in Brüssel deutlich, dass sie nicht mit einem schnellen Ende der Grenzkontrollen in Europa rechnet.
RUND 130 000 INFEKTIONEN UND 3200 TODESFÄLLE IN DEUTSCHLAND
In Deutschland sind bis Mittwochnachmittag mehr als 130 300 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert worden (Vortag: 127 900 Infektionen). Mindestens 3456 (Vortag: 3143) mit dem Erreger Sars-CoV-2 Infizierte starben bislang bundesweit. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts haben in Deutschland rund 72 600 Menschen die Infektion überstanden. Experten rechnen auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle. Die höchsten Zahlen weist das Land Bayern auf - mit mehr als 34 600 nachgewiesenen Infektionen und mindestens 995 Toten.
MEHR ALS 225 000 DEUTSCHE AUS AUSLAND ZURÜCKGEHOLT
Gut vier Wochen nach Beginn der Rückholaktion der Bundesregierung sind mehr als 225 000 wegen der Corona-Krise im Ausland gestrandete Deutsche wieder zu Hause. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Auswärtigen Amt erfuhr, muss jetzt nur noch eine "mittlere vierstellige Zahl" Reisender ausgeflogen werden, die meisten davon aus Südafrika, Argentinien und Peru. Die größte Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik dürfte damit in wenigen Tagen abgeschlossen sein. Danach werden sich die Botschaften aber weiter um Einzelfälle kümmern.
TIERPARK ERARBEITET PLAN FÜR NOTSCHLACHTUNGEN
Der Tierpark im schleswig-holsteinischen Neumünster hat wegen der Corona-Krise Notpläne für das Schlachten von Tieren erarbeitet. Man sei in einer existenzbedrohenden Krise und habe aktuell Gelder, die den Park ungefähr bis Mitte Mai bringen würden, sagt Zoodirektorin Verena Kaspari. Mit dem zusätzlichen Fleisch aus den Schlachtungen könnten die Raubtiere gefüttert werden. Ähnliche Pläne scheint es bislang in anderen Zoos nicht zu geben. Dass es allerdings in Neumünster tatsächlich soweit kommt, ist eher unwahrscheinlich. Andere Tierparks hätten versprochen, dem Zoo Fisch und Fleisch zukommen zu lassen, "wenn hier der allerschlimmste Fall eintreten würde", sagt die Parkchefin.
BEAMTIN MUSS LAUT URTEIL HOMEOFFICE HINNEHMEN
Das Berliner Verwaltungsgericht hat den Eilantrag einer Amtsinspektorin abgewiesen, die statt im Homeoffice lieber in ihrem richtigen Büro weiter arbeiten wollte. Der Anspruch von Beamten auf "amtsangemessene Beschäftigung" werde nicht durch die Anordnung verletzt, vorübergehend von zu Hause aus zu arbeiten, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Entscheidung. Für die über 60 Jahre alte Frau war Ende März Homeoffice angeordnet worden - den Angaben zufolge aus Fürsorge, weil sie wegen ihres Alters ein erhöhtes Risiko für eine Covid-19-Erkrankung habe.