Anzeige
Sanierung in Eigenregie

Küchenhersteller Alno kündigt Insolvenz an

  • Veröffentlicht: 12.07.2017
  • 16:44 Uhr
  • dpa
Article Image Media
© Felix Kästle/dpa

Verluste, Schulden, zuletzt ein überraschender Chefwechsel und eine mehrfach verschobene Bilanz - seit dem Börsengang 1995 ist nicht viel rund gelaufen bei Alno-Küchen. Das hat nun Konsequenzen.

Anzeige

Nach jahrelangem Kampf gegen die finanzielle Misere geht der schwäbische Küchenhersteller Alno in die Insolvenz. Das börsennotierte Unternehmen aus Pfullendorf wollte am Mittwoch einen entsprechenden Antrag einreichen, um sich in Eigenregie sanieren zu können. Der Vorstand habe sich zu diesem Schritt entschlossen, weil in Verhandlungen mit potenziellen Investoren und Gläubigern «zuletzt keine Einigung erzielt werden konnte», hieß es in einer Mitteilung.

Sanierungsplan als Chance - schwere Management-Fehler

Großaktionär Tahoe, der erst seit Jahresbeginn das Sagen bei der Alno AG hat, stützt den Kurs und sieht den Sanierungsplan als Chance. Die IG Metall hingegen warf dem Management schwere Fehler vor.

Seit dem Börsengang 1995 hat Alno bis auf wenige Ausnahmen jedes Jahr Verluste gemacht. 28,5 Millionen Euro vor Steuern waren es im ersten Halbjahr 2016. Eine Bilanz für das Gesamtjahr hat das Unternehmen bisher nicht vorgelegt, dreimal wurde der Termin zur Veröffentlichung verschoben. Der Umsatz in den ersten fünf Monaten 2017 fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent.

Alno-Papiere halbieren Börsenwert

Die Alno-Aktien brachen bis zum Mittwochnachmittag um mehr als 50 Prozent auf knapp 0,14 Cent ein und kosteten damit so wenig wie noch nie. 2018 wird eine Mittelstandsleihe in Höhe von 45 Millionen Euro fällig, die Alno ausgegeben hat - unter anderem auch an viele Kleinanleger. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) rechnet damit, dass sie durch die Insolvenz auch Geld verlieren werden. Es sei zu erwarten, dass von den Anleihegläubigern ein Beitrag zur finanziellen Sanierung der Gesellschaft abverlangt werde, hieß es.

Hauptakteure sind keine Unbekannten

Hinter Großaktionär Tahoe steht die bosnische Unternehmerfamilie Hastor, die mit der gescheiterten Machtübernahme beim bayerischen Autozulieferer Grammer für Schlagzeilen gesorgt und per Lieferstopp ihrer Firmengruppe Prevent im vergangenen August die Bänder von VW in Wolfsburg und Emden stillgelegt hat.

Mit Christian Brenner hatte Tahoe nach der Machtübernahme bei Alno zunächst einen Vertreter als Finanzchef installiert. Später löste Brenner dann überraschend Vorstandschef Max Müller ab. Seit Jahresbeginn fuhr das Unternehmen einen Sparkurs und hatte angekündigt, Stellen zu streichen. Im Inland sollten früheren Angaben zufolge 140 Arbeitsplätze abgebaut werden. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen schon mehrfach Stellen gestrichen. Wie viele es aktuell noch sind, war zunächst unklar.

Sanierungsstau nicht zu kompensieren?

Zwar seien die Restrukturierungsmaßnahmen der vergangenen Monate weitgehend umgesetzt und das operative Ergebnis signifikant verbessert worden, betonte Tahoe. Das habe aber nicht gereicht, den Sanierungsstau und die finanzielle Belastung aus Altlasten der vergangenen zehn Jahre zu kompensieren. «Ziel der geplanten Sanierung in Eigenverwaltung muss vor allem sein, die Alno AG finanziell, bilanziell und operativ nachhaltig zu stabilisieren.»

Aus Gewerkschaftssicht kommt die Entwicklung nicht überraschend. Die finanzielle Situation bei Alno sei seit Jahren schon angespannt gewesen, sagte der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Albstadt, Michael Föst. Die Standorte müssten erhalten bleiben, außerdem dürfe es keinen weiteren Stellenabbau geben, forderte er. Das Management habe über Jahre hinweg Stellen gestrichen. Dies habe aber keine großen Änderungen gebracht.

Geschäftsbetrieb geht weiter

Die Tochtergesellschaften Gustav Wellmann GmbH & Co. KG und Alno Logistik & Service GmbH sollen in den Insolvenzantrag einbezogen werden. Alle übrigen in- und ausländischen Tochtergesellschaften einschließlich der Pino Küchen GmbH seien nicht betroffen, hieß es. Der Geschäftsbetrieb laufe unverändert weiter.

Mehr Informationen
Trump geht wieder auf die Medien los, dieses Mal mit den Fäusten.
News

Trump liefert sich Faustkampf mit CNN

  • 04.11.2024
  • 19:46 Uhr