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Erdogan-Anwalt will weit gehen

Künstler-Solidarität mit Böhmermann

  • Veröffentlicht: 13.04.2016
  • 15:43 Uhr
  • dpa
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Solidarität mit Böhmermann, Verwirrung um Böhmermann, Verfahren gegen Böhmermann: Künstler stellen sich hinter den Satiriker, "Bild"-Herausgeber Kai Diekmann blufft die Branche mit einem angeblichen Exklusivinterview. Und Erdogans Anwalt klagt.

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Viele Künstler haben sich am Mittwoch in Deutschland mit dem Satiriker Jan Böhmermann solidarisiert. Unter anderem forderten Schauspieler Matthias Brandt, Pianist Igor Levit und Schauspielerin Katja Riemann in einem offenen Brief, die juristischen Ermittlungen gegen Böhmermann unverzüglich einzustellen. Das Schreiben veröffentlicht die Wochenzeitung "Die Zeit am Donnerstag.

Der 35-jährige Moderator hatte vor zwei Wochen in seiner Sendung "Neo Magazine Royale" in einem Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bewusst beleidigende Formulierungen benutzt. Er kündigte das Gedicht in der Sendung als Beispiel für herabwürdigende Schmähkritik an, die nicht erlaubt sei.

Erdogan: Bis in die letzte Instanz

Am Dienstagabend sagte Erdogans Anwalt Hubertus von Sprenger, mit seinem Mandanten bis in die letzte Instanz gegen das "Schmähkritik"-Gedicht Böhmermanns vorzugehen. "Wenn ich das Mandat annehme, ziehe ich das auch durch", sagte von Sprenger in einem Interview. "Der Präsident verspricht sich die Bestrafung des Betroffenen und verspricht sich auch, dass der in Zukunft das nicht wiederholt, was er gesagt hat, auf zivilrechtlicher Ebene."

Nach Anzeigen gegen Böhmermann und Verantwortliche des ZDF ermittelt die Mainzer Staatsanwaltschaft. Die Bundesregierung prüft außerdem einen förmlichen Wunsch der Türkei nach einer Strafverfolgung Böhmermanns wegen der Beleidigung eines Staatsoberhaupts nach Paragraf 103 des Strafgesetzbuchs. Eine Entscheidung wird bald erwartet. Die Künstler verlangten in ihrem Brief dagegen die zügige Abschaffung des Paragrafen.

Angesichts der Vorwürfe gegen Böhmermann betonte die Chefin der Länder-Rundfunkkommission, Malu Dreyer (SPD), die Bedeutung der Meinungsfreiheit. "Die Freiheit der Presse, der Meinung und der Kunst in unserem Land ist ein hohes Gut", teilte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin der Deutschen Presse-Agentur mit. "Es ist von unserem Grundgesetz geschützt und nicht verhandelbar."

Kanzlerin in der Kritik

Talkerin Anne Will, deren Einladung Böhmermann für den vergangenen Sonntags-Talk absagte, kritisierte idie Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die vor einigen Tagen das Böhmermann-Gedicht als "bewusst verletzend" bezeichnet hatte. "Es ist plötzlich eine Affäre daraus geworden und das durch das Zutun der Bundeskanzlerin und zuvor durch die Intervention des türkischen Staatspräsidenten. Es wäre schön, wenn man die Kirche wieder zurück ins Dorf bekäme. Jetzt ist es ein Desaster."

Der inzwischen für Böhmermann angeordnete Polizeischutz stößt beim Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, auf Verständnis: "Man muss leider davon ausgehen, dass es gerade in diesem Konflikt mit diesem unglaublichen Hype den ein oder anderen Eiferer gibt, von dem möglicherweise Gefahren ausgehen", sagte Wendt der Deutschen Presse-Agentur.

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