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290 Flüge wurden gestrichen

Längster Streik der Lufthansa-Geschichte

  • Veröffentlicht: 06.11.2015
  • 18:24 Uhr
  • dpa
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Lufthansa-Passagieren droht eine ungemütliche Woche. Die Flugbegleiter haben ihren Streik begonnen, der bis nächsten Freitag dauern soll. Bislang spricht nichts für ein schnelles Ende. Am Flughafen Frankfurt werden Hunderte Feldbetten aufgestellt.

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Mit Arbeitsniederlegungen am Drehkreuz Frankfurt und in Düsseldorf haben die Flugbegleiter der Lufthansa den längsten Streik in der Firmengeschichte begonnen. An beiden Standorten sollte laut Ankündigung der Gewerkschaft Ufo auch am Samstag den ganzen Tag über weitergestreikt werden, bevor am Sonntag eine Pause geplant ist. Am Freitag, dem ersten von acht geplanten Arbeitskampftagen, strich die Lufthansa 290 Flüge, darunter 15 Überseeverbindungen. Betroffen waren rund 37.500 Passagiere.

Auf dem Flughafen München herrschte nicht weniger, sondern mehr Betrieb: "Wir haben am Freitag vier Langstrecken-Maschinen aus Asien, die in Frankfurt landen sollten, nach München umgeleitet", sagte Lufthansa-Sprecherin Bettina Rittberger. Damit kämen 1.200 Passagiere zusätzlich in München an. Von hier aus könnten die Umsteiger auch zu ihren eigentlichen Zielorten weiterfliegen.

Am Samstag sollten auch die Langstreckenflieger ab Frankfurt wieder planmäßig verkehren, weil dort nur die Mittelstreckenjets bestreikt werden sollten. Laut Lufthansa wird im Fernverkehr am Samstag lediglich die Düsseldorfer Verbindung nach New York gestrichen. Zu Ausfällen werde es bei Inlands- und Europaflügen kommen.

Seit zwei Jahren in Verhandlungen

Die Tarifverhandlungen für die rund 19.000 Stewardessen und Stewards der Lufthansa-Kerngesellschaft ziehen sich bereits seit zwei Jahren hin. Strittig sind vor allem die komplexen Regelungen zu Betriebs- und Übergangsrenten. Am Donnerstag waren Last-Minute-Verhandlungen ohne Erfolg geblieben.

Die Ausfälle am Freitag entsprechen gerechnet auf die gesamte Lufthansa-Gruppe nur knapp zehn Prozent der für diesen Tag geplanten 3.000 Flüge. Ufo hat aber nur die Flugbegleiter der Muttergesellschaft Lufthansa, die rund 1.800 Verbindungen täglich fliegt, zum Streik aufgerufen. Die konzerneigenen Gesellschaften Swiss, AUA, Germanwings und Eurowings sind nicht von dem Arbeitskampf betroffen.

"Alle Passagiere der Lufthansa müssen damit rechnen, dass ihr Flug kurzfristig ausfällt", erklärte Ufo-Chef Nicoley Baublies die flexible Taktik der Gewerkschaft ohne festgelegte Ankündigungsfristen. "Wir haben einen achttägigen Streik bis Freitag nächster Woche schon am Montag angekündigt." Wer in dieser Zeit trotzdem mit Lufthansa fliegen wolle, spiele russisches Roulette. Schon aus Sicherheitsgründen dürfen Verkehrsflugzeuge nicht ohne Flugbegleiter abheben. Je nach Jet-Typ ist international eine bestimmte Anzahl vorgeschrieben.

Ufo will den Streik nicht über den kommenden Freitag (13.11.) hinaus ausdehnen. "Unsere Kunden können sich darauf verlassen: Ab nächsten Samstag können sie wieder mit Lufthansa fliegen", sagte Baublies. Dass der auf acht Tage angekündigte Ausstand früher beendet wird, halte er für unwahrscheinlich. "Ich erwarte nicht, dass Lufthansa auf uns zugeht." Baublies warf dem Unternehmen eine "Diffamierungskampagne" vor. Es könne später durchaus zu weiteren Streiks kommen.

Vorwürfe von beiden Seiten

Das Unternehmen hielt der Gewerkschaft vor, mit ihren kurzfristigen Ankündigungen vor allem die Passagiere zu belasten, die so nicht verlässlich planen könnten. "Der Streik ist überflüssig. Die Kunden sind zu Recht darüber erbost, dass er nur sechs Stunden vorher angekündigt wurde", sagte Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler. Ein Krisenstab arbeitete an einem Sonderflugplan, zudem wurden möglichst viele Passagiere auf andere Airlines umgebucht. Bei streikbedingten Flugausfällen können sie kostenfrei umbuchen oder stornieren.

Die Fluggesellschaft und der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport erwarteten eine hohe Zahl gestrandeter Passagiere. Die Airline hat nach eigenen Angaben 2.500 Hotelzimmer in der Stadt reserviert. Diese können aber nur von Fluggästen genutzt werden, die in den Schengen-Raum einreisen dürfen. Transit-Passagiere ohne Visum dürfen hingegen das Flughafen-Terminal nicht verlassen. Fraport werde dort 600 Feldbetten aufstellen und zusätzliches Betreuungspersonal einsetzen, kündigte ein Sprecher an.

Es ist der erste Ausstand der Flugbegleiter in der aktuellen Tarifrunde. Die Piloten der Lufthansa haben hingegen schon 13 Mal gestreikt. Ihre Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) wurde im September vom Landesarbeitsgericht Hessen gestoppt, weil sich der Arbeitskampf allzu offen gegen den Ausbau der neuen Billigtochter Eurowings richtete. Die VC versicherte den Flugbegleitern ihre Solidarität. Der Ufo-Streikaufruf ist hingegen strikt auf das Thema der Betriebs- und Übergangsrenten beschränkt. Die Lufthansa prüft, ob sie dennoch juristisch gegen den Streik vorgeht.

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