Nachholebedarf beim gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung
Lehrerverband beklagt Mängel bei Inklusion
- Veröffentlicht: 17.03.2016
- 10:38 Uhr
- dpa
Es fehlt an der Aus- und Fortbildung von Lehrern. Zudem sind die Klassen zu groß. Lehrer sehen beim gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung großen Nachholebedarf.
Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) beklagt große Defizite beim gemeinsamen Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderung in Deutschland. "Es gibt zu wenig Personal, zu große Klassen und die räumliche Ausstattung ist mangelhaft", sagte der Vorsitzende des Verbandes, Udo Beckmann, anlässlich des Deutschen Lehrertages in Leipzig. Zum Thema "Macht Inklusion Schule?" beraten am Donnerstag etwa 1.000 Lehrer, wie das gemeinsame Lernen verbessert werden kann.
Eine zusätzliche Herausforderung seien die Flüchtlinge, die jetzt in die Klassen kommen, sagte Beckmann. Dabei müsse die Inklusion nicht unter die Räder kommen. "Integration und Inklusion stehen vielmehr dicht beieinander, sie bedeuten ein Einbringen von Menschen in die Gesellschaft", sagte Beckmann. Dazu müsste jedoch die Zahl der Lehrer in den Ländern erhöht, müssten die Pädagogen durch entsprechende Aus-, Fort- und Weiterbildung auf den Umgang mit der immer größer werdenden Verschiedenheit in den Lerngruppen vorbereitet werden.
Viele Lehrer fühlen sich überfordert
Deutschland hatte sich vor etwa sieben Jahren verpflichtet, die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) und damit auch den sogenannten inklusiven Unterricht umzusetzen. "Tatsächlich hat die Politik am Grünen Tisch entschieden, ohne die Realitäten zu kennen", sagte Beckmann. Viele Lehrer beklagten, dass sie schlecht auf die neuen Herausforderungen vorbereitet wurden, und fühlten sich überfordert.
Beckmann forderte Bund, Länder und Kommunen auf, endlich ein tragfähiges Finanzierungskonzept zu erstellen. Außerdem sei für inklusive Klassen eine Doppelbesetzung von einem Lehrer und einem Sonderpädagogen und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams aus Sozialpädagogen, Schulpsychologen und medizinischen Assistenten notwendig.