Kämpfe an libyscher Grenze
Mehr als 40 Tote in Tunesien
- Veröffentlicht: 15.03.2016
- 11:30 Uhr
- dpa
Tunesien ist im Visier von Dschihadisten aus dem Nachbarland Libyen, die sich über die Grenze einschleichen. Nun kam es dort zu einem tödlichen Gefecht. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft.
Bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und mutmaßlichen Dschihadisten nahe der libyschen Grenze sind in Tunesien mindestens 45 Menschen getötet worden. Bewaffnete hatten am Montagmorgen versucht, einen Militärstützpunkt nahe der Grenzstadt Ben Gardane zu erstürmen, teilte das Verteidigungsministerium in Tunis mit. Dabei kamen nach einer gemeinsamen Stellungnahme von Innen- und Verteidigungsministerium 28 Angreifer, 10 Soldaten und sieben Zivilisten ums Leben. Nachts gilt jetzt eine Ausgangssperre.
Sechs mutmaßliche Terroristen seien festgenommen worden. Man habe alle Straßen zur Stadt abgeriegelt und verfolge die noch flüchtigen Kämpfer. Die Präsenz von Polizei und Militär in der Stadt sei verstärkt worden, berichtete die staatliche tunesische Nachrichtenagentur Tap. Auch der Grenzübergang nach Libyen, Ras Jedir, und der Zugang zur Urlauberinsel Djerba seien geschlossen worden.
Dschihadisten kommen aus Libyen über Grenze
Das Innenministerium forderte die Bewohner Ben Gardanes auf, in ihren Häusern zu bleiben. Von sieben Uhr abends bis fünf Uhr morgens gelte eine Ausgangssperre. Reporter wurden gebeten, nicht in die Stadt zu reisen. Ministerpräsident Habib Essid kündigte ein Dringlichkeitstreffen mit seinen Ministern für Inneres und Verteidigung an.
Bereits in der vergangenen Woche hatten tunesische Sicherheitskräfte fünf Dschihadisten getötet, die aus Libyen in das Land gekommen sein sollen.
IS breitet sich weiter aus
Die tunesische Regierung hatte zum Schutz vor Dschihadisten vor wenigen Wochen einen elektronisch überwachten Sandwall an der Grenze zum Bürgerkriegsland Libyen errichtet. Für den Bau hatte sie sich nach der Terrorattacke im Badeort Sousse entschieden, bei der im Juni 38 Menschen ermordet wurden. Der islamistische Attentäter soll in Libyen ausgebildet worden sein.
Im vom Bürgerkrieg zerrütteten Nachbarland kämpfen zahlreiche tunesische Extremisten in den Reihen islamistischer Milizen. Auch die Terrormiliz Islamischer Staat ist in Libyen aktiv. Sie bekannte sich unter anderem zum Überfall auf das Bardo-Museum in Tunis, bei dem vergangenes Jahr mehr als 20 Touristen getötet wurden.