Selbstmordattentat
Mindestens neun Tote bei Angriff auf Innenministerium in Kabul
- Veröffentlicht: 30.05.2018
- 13:54 Uhr
- dpa
Es ist der zehnte schwere Angriff in Kabul in diesem Jahr. Gleich acht Extremisten versuchen, sich Zugang zum Innenministerium zu schaffen. Aber auch in anderen Landesteilen gibt es Kämpfe, Opfer - und einen Sieg der Taliban.
Bei einem Angriff von Extremisten auf das Innenministerium in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind alle acht Angreifer und ein Polizist getötet worden. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in einer landesweit übertragenen Pressekonferenz. Zuvor hatte er von zehn Angreifern gesprochen.
Danisch wies Berichte zurück, wonach es die Attentäter auf das Gelände geschafft hätten. Die Gefechte hätten sich allein an einem Tor abgespielt, wo die Angreifer zunächst versucht hätten, in einem Auto auf das Gelände zu kommen. In dem Ministerium arbeiten Hunderte Menschen. Wer hinter der Tat steckte, blieb zunächst unklar.
Angriff dauerte zwei Stunden
Der Angriff im Stadtzentrum nahe dem internationalen Flughafen dauerte knapp zwei Stunden. Wie Ministeriumssprecher Danisch in der Pressekonferenz sagte, wurden sieben der Attentäter von Sicherheitskräften erschossen. Einer habe sich in die Luft gesprengt. Zuvor war von drei Selbstmordattentätern die Rede gewesen. Außerdem seien mehrere Polizisten verletzt worden. Mitarbeiter kamen angeblich nicht zu Schaden.
Der Sprecher der für den nahegelegenen Flughafen zuständigen Grenzpolizei, Mohammed Adschmal Faisi, sagte, dass der Flugbetrieb während des Angriffs unterbrochen gewesen sei. Sicherheitskräfte hatten Medienberichten zufolge in der Nacht nahe dem Flughafen Waffen sichergestellt. Sie hatten deshalb einen bevorstehenden Angriff auf den Flughafen vermutet.
Der zehnte schwere Anschlag
Es war der zehnte schwere Anschlag in Kabul in diesem Jahr mit nun insgesamt knapp 300 Toten und knapp 500 Verletzten. Sowohl die Taliban als auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatten sich zu Angriffen bekannt. Erst vergangene Woche hatten die Taliban die Zivilbevölkerung gewarnt, sich nicht in der Nähe von Regierungs- oder Militäreinrichtungen aufzuhalten, weil sie weitere Anschläge planten.
Taliban erobern Bezirk
Zeitgleich mit dem Angriff auf das Ministerium in Kabul eroberten Taliban in der nordafghanischen Provinz Tachar einen strategisch wichtigen Bezirk. Das Zentrum von Dascht-e Kala sei «nach fünfstündigen Gefechten» gefallen, sagten örtliche Quellen. Alle Regierungsgebäude seien in ihrer Gewalt. Im Polizeihauptquartier hätten die Islamisten Feuer gelegt.
Der Bezirk Dascht-e Kala ist ein Haupteinfallstor für die Provinzhauptstadt von Tachar, Talokan. Mit der Einnahme des Bezirks sollen außerdem Straßen in vier weitere Bezirke nun versperrt sein.
Herrschaftsgebiet ausgeweitet
Die Taliban greifen seit Monaten immer wieder Bezirkszentren an und weiten so ihr Herrschaftsgebiet langsam aus. Vor zwei Wochen hatten sie sogar kurzzeitig die Provinzhauptstadt von Farah in Westafghanistan eingenommen. Sie kontrollieren heute nach Militärangaben wieder mindestens ein Siebtel des Landes.
Bei Angriffen der Taliban im südafghanischen Kandahar und im ostafghanischen Logar waren bereits am Mittwochmorgen mindestens zehn Sicherheitskräfte und Zivilisten ums Leben gekommen.