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Organspende-Neuerungen

Noch keine Effekte in Kliniken

  • Veröffentlicht: 13.04.2020
  • 13:40 Uhr
  • dpa
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© Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Die große Debatte drehte sich vor allem um generelle neue Regeln für Organspenden. Unabhängig davon wurden aber Abläufe und Vergütungen in den Krankenhäusern reformiert. Zeigt das jetzt schon Wirkung?

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Das seit einem Jahr geltende Gesetz für bessere Organspende-Bedingungen in den Kliniken hat aus Expertensicht noch keine grundlegenden Fortschritte gezeigt. Die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) verwies auf Anfrage darauf, dass wichtige Teile wie eine bessere Organisation der Hirntoddiagnostik noch nicht umgesetzt seien. "Im internationalen Vergleich können in Deutschland nur ein Drittel bis ein Viertel der anderswo üblichen Transplantationen durchgeführt werden", sagte DTG-Vorstandsmitglied Bernhard Banas der Deutschen Presse-Agentur.

Das am 1. April 2019 in Kraft getretene Gesetz sieht mehr Zeit und mehr Geld für die Kliniken vor, um zu mehr Organspenden zu kommen. Transplantationsbeauftragte der Häuser sollen verbindlich von anderen Aufgaben befreit sein. Ein neuer Bereitschaftsdienst mit mobilen Ärzteteams soll sichern, dass der Hirntod als Voraussetzung für Entnahmen überall festgestellt werden kann - auch in kleinen Häusern. Die Akteure des Gesundheitswesens sollen bis Ende 2020 eine geeignete Einrichtung mit der Organisation dafür beauftragen.

Professor: "Verbessert hat sich für die betroffenen Patienten noch nichts"

Dieser "Neurodienst" sei noch nicht etabliert, erläuterte auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft. "Derzeit haben wir noch keinen umfassenden Überblick, welchen Effekt die Neuregelungen hatten." Eine derzeit leicht erhöhte Zahl von Organspenden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stimme zwar optimistisch, lasse aber eine fundierte Bewertung noch nicht zu. Etwas später im Jahr sei dies eher möglich.

Die Transplantationsgesellschaft verwies auch auf das Scheitern einer weitreichenden Neuregelung der Organspende im Januar. Ein Vorstoß einer Abgeordnetengruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fiel im Bundestag durch. Demnach sollten alle Menschen automatisch als Spender gelten - außer man widerspricht. Die Ablehnung zeige, dass in Deutschland immer noch eine "Kultur pro Organspende" fehle.

"Bei allen organisatorischen Verbesserungen muss klar sein: Fehlt die Bereitschaft zur Organspende, dann fehlen die lebensrettenden Organe, und es können keine Transplantationen stattfinden", sagte Banas, der Professor am Universitätsklinikum Regensburg ist. "So begrüßenswert also die Verbesserungen des Transplantationsgesetzes 2019 waren, verbessert hat sich für die betroffenen Patienten noch nichts." Mit der verlorenen Abstimmung zur Widerspruchsregelung werde sich deren kritische Situation auch in absehbarer Zeit nicht ändern.

Organspenden nehmen deutlich zu

Zu alledem komme aktuell noch die Corona-Krise, erläuterte Mediziner Banas. Während andere Länder es sich leisten könnten, in dieser Krisenzeit Transplantationsprogramme zu pausieren, arbeiteten alle deutschen Transplantationszentren weiter, um ihren Patienten die verbliebenen Überlebenschancen zu erhalten.

Immerhin, die Zahl der Organspenden nahm in den ersten 3 Monaten des Jahres deutlich zu. Wie die "Augsburger Allgemeine" unter Berufung auf Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) berichtete, spendeten im 1. Quartal 260 Menschen postmortal ihre Organe. Das entspricht demnach einem Zuwachs von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

"Wir sehen die Entwicklung als positives Zeichen", sagte Axel Rahmel, Medizinischer DSO-Vorstand, der Zeitung. Er erklärt sich den Anstieg demnach unter anderem durch die öffentlichen Diskussionen um eine Organspende-Reform.

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