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Seoul und Tokio erhöhen Druck

Nordkorea nimmt unkalkulierbares Risiko in Kauf

  • Veröffentlicht: 30.08.2017
  • 06:57 Uhr
  • dpa
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© Uncredited/KCNA via KNS/AP/dpa

Der Weltsicherheitsrat verurteilt in einer Sondersitzung Nordkoreas jüngsten Raketentest. In Pjöngjang äußert sich unterdessen Machthaber Kim Jong Un zufrieden mit dem Test. Experten sprechen von einem unkalkulierbaren Risiko, das Nordkorea mit seinen Tests in Kauf nimmt.

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Der UN-Sicherheitsrat hat den neuerlichen Test einer Mittelstreckenrakete durch Nordkorea in einer Sondersitzung einstimmig als «empörend» verurteilt. Zudem rief das höchste UN-Gremium das diplomatisch isolierte Land auf, konkrete Schritte zu ergreifen, um die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu verringern. Trotz geltender Sanktionen hatte Nordkorea am Dienstag eine Rakete über den Norden Japans hinweg in Richtung Pazifik gefeuert und dafür harsche internationale Kritik geerntet.

Nordkorea, das den «erfolgreichen» Test einer Mittelstreckenrakete vom Typ Hwasong-12 am Mittwoch bestätigte, deutete weitere Raketenversuche an. Machthaber Kim Jong Un habe sich mit dem Test «äußerst zufrieden» gezeigt, berichteten die Staatsmedien. Südkoreas Präsident Moon Jae In und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe verständigte sich unterdessen in einem Telefongespräch darauf, den Druck auf Pjöngjang auf «ein extremes Maß» steigern zu wollen.

Erneute Unterlassungsaufforderung

Die 15 Mitglieder des Sicherheitsrats riefen Pjöngjang auf, weitere Tests zu unterlassen und im Einklang mit früheren UN-Resolutionen sein Atomprogramm einzustellen. Die jüngsten Raketentests des nordkoreanischen Militärs unterminierten «absichtlich regionalen Frieden und Stabilität und haben weltweit große Sicherheitsbedenken ausgelöst», heißt es in einer im Anschluss an die Sondersitzung verbreiteten Erklärung. «Der Sicherheitsrat betont, dass diese Aktionen Nordkoreas nicht nur eine Bedrohung für die Region, sondern für alle UN-Mitglieder darstellen.»

Kim betonte, der Raketentest sei eine Antwort auf die Manöver des südkoreanischen und US-Militärs, berichtete die nordkoreanische Agentur KCNA. Der Test «unter simulierten Kriegsbedingungen» sei «ein erster Schritt der Koreanischen Volksarmee im Pazifik und ein bedeutungsvolles Vorspiel, um Guam in Schach zu halten». Washington unterhält auf dem US-Territorium einen großen Marine- und Luftwaffenstützpunkt. Nordkorea unterstellt den USA regelmäßig, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder bestreiten.

Keine Ankündigung vorangegangen

Es war zwar nicht das erste Mal, dass eine nordkoreanische Rakete über Japan hinwegflog. Es sei aber das erste Mal, dass das unangekündigt geschehen sei, meldete der japanische Sender NHK. Ein Regierungssprecher in Tokio sprach von einer «beispiellos ernsten und schweren Bedrohung».

US-Präsident Donald Trump verurteilte den Test und betonte: «Alle Optionen sind auf dem Tisch». Chinas Außenministerium warnte, in dem Konflikt auf der koreanischen Halbinsel sei ein «kritischer Punkt» erreicht. Trump, der bereits mehrmals mit einem Alleingang in dem Konflikt gedroht hatte, warf Pjöngjang vor, mit dem Test «seine Verachtung für seine Nachbarn, für alle Mitglieder der Vereinten Nationen und für einen Mindeststandard an akzeptablem Verhalten» signalisiert zu haben.

Seoul und Tokio wollten sich den Angaben des Präsidialamts in Seoul zufolge in Zusammenarbeit mit den USA für «konkretere und wirkungsvollere Maßnahmen des UN-Sicherheitsrats gegen Nordkorea einsetzen». Nordkorea solle an den Verhandlungstisch zurückgebracht werden. Moon und Abe sprachen demnach von einer Krise. Der Raketentest sei eine Handlung von «unfassbarer Gewalt», wurde Südkoreas Präsident von einem Sprecher zitiert.

Ein unkalkulierbares Risiko

Berlin (dpa) - Nordkorea verfügt nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri über nuklearfähiges Material für 10 bis 20 Atomsprengköpfe. Das Land nehme mit seinen Tests ein unkalkulierbares Risiko in Kauf, sagte die Sipri-Expertin für die Region, Shannon Kile, in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch).

Nordkorea hatte am Dienstagmorgen eine Rakete von großer Reichweite über Japan hinweg in Richtung offenes Meer abgefeuert. «Eine Missfunktion oder ein Unfall hätten dazu führen können, dass die Rakete auf japanischem Territorium aufschlägt», sagte Kile. Zudem habe Nordkorea internationale Normen verletzt, indem es den Test zuvor weder der internationalen kommerziellen Luftfahrt noch dem Schiffsverkehr angezeigt habe.

Kile warnte vor einer «gefährlichen und potenziell destabilisierenden Entwicklung in der Region». Nach den Bemerkungen von US-Präsident Donald Trump, Nordkorea lenke infolge der härteren Gangart der USA wohl ein, «will Nordkorea offenbar ein Zeichen der Unnachgiebigkeit setzen». Deshalb müsse endlich ein diplomatischer Ansatz gefunden werden, um die Spannungen Schritt für Schritt zu reduzieren und die ihnen zugrunde liegenden Ursachen anzugehen, forderte die Expertin.

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