Kundgebung in Hamburg
Nur wenige wollen Merkel abschaffen
- Veröffentlicht: 05.09.2018
- 23:38 Uhr
- dpa
Dem Aufruf, in Hamburg gegen Angela Merkel zu demonstrieren, folgen nur 125 Rechtsgerichtete. Die Gegendemonstranten sind deutlich in der Überzahl.
Rund 10.000 Menschen haben nach Polizeiangaben am Mittwoch in Hamburg gegen Fremdenhass und rechte Hetze demonstriert. Anlass war eine Kundgebung eines "Merkel muss weg"-Bündnisses, die nach monatelanger Unterbrechung nun wieder regelmäßig in der Hansestadt stattfinden soll. Bei den Organisatoren handelt es sich nach Angaben des Hamburger Verfassungsschutzes um Rechtsextremisten, die auch Verbindungen zur AfD unterhalten sollen. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Chemnitz war die Polizei mit starken Kräften vor Ort.
Die Gegendemonstranten zogen in zwei getrennten Aufzügen durch die Innenstadt in Richtung Gänsemarkt, wo sich laut Polizei am Abend etwa 125 Menschen zur "Merkel muss weg"-Kundgebung einfanden. Unter den Teilnehmern war auch die Nummer zwei der fremdenfeindlichen Pegida aus Dresden, Siegried Daebritz. Als Redner trat Dennis Augustin auf, laut AfD-Homepage einer der Landessprecher der Partei in Mecklenburg-Vorpommern. Die Kundgebung wurde von lauten Protestrufen der Gegendemonstranten deutlich übertönt.
Chemnitz und keine Ruhe
Die Polizei hatte den Kundgebungsort mit Gittern abgeriegelt, auch Wasserwerfer und die Reiterstaffel standen bereit. Zu Zwischenfällen kam es zunächst nicht.
Die "Merkel muss weg"-Kundgebung war am Nachmittag bereits Thema in der Hamburgischen Bürgerschaft. In der Aktuellen Stunde verurteilten fast alle Fraktionen den Missbrauch des Todesfalls in Chemnitz, wo ein Mann mutmaßlich von Flüchtlingen erstochen worden war, durch Populisten und Rechtsextreme. Die AfD wies die angeblichen Verbindungen zu Extremisten zurück, relativierte aber die in Hamburg geplante Veranstaltung. "Das ist keine AfD-Demo, sondern eine Veranstaltung freier Bürger", sagte Fraktionschef Alexander Wolf.
Linksextreme treten nicht in Erscheinung
Anmelder der Gegendemonstrationen waren die Bündnisse "Hamburger Stimmen für Vielfalt" und "Mittwochs gemeinsam gegen rechte Hetze". Der Verfassungsschutz hatte in diesem Zusammenhang auch vor Mobilisierungen gewaltbereiter Linksextremisten gewarnt.
Die Gegenkundgebungen verliefen zunächst laut, aber friedlich. Die Teilnehmer bildeten eine bunte Mischung größtenteils aus offenkundig studentischem und bürgerlichem Lager. Nur vereinzelt waren Anhänger der linksextremen autonomen Szene auszumachen.
Zwischen Februar und April hatte es bereits zehn "Merkel muss weg"-Kundgebungen in Hamburg gegeben - ebenfalls mit geringer Teilnehmerzahl und immer deutlich stärkerem Gegenprotest.