Wasserproben ergeben massive Belastung mit Schwermetall
Oder-Fischsterben vermutlich wegen Quecksilber
- Veröffentlicht: 12.08.2022
- 10:07 Uhr
Wasserproben nach dem Fischsterben in der Oder in Brandenburg haben Hinweise auf eine erhebliche Quecksilberbelastung ergeben.
Wasserproben nach dem Fischsterben in der Oder in Brandenburg haben Hinweise auf eine erhebliche Quecksilberbelastung ergeben. «Seit gestern Abend gibt es die ersten Ergebnisse. Die haben wir zwar noch nicht offiziell, aber es deutet in der Tat doch auf eine massive Belastung mit Quecksilber hin als ein Faktor», sagte der Leiter der Umweltverwaltung im Kreis Märkisch-Oderland, Gregor Beyer, am Freitagmorgen im RBB-Inforadio. «Ob das der alleinige ist, wissen wir nicht.»
Massive Quecksilber-Belatung in der Oder
Die These, dass zu wenig Sauerstoff die Ursache für das Fischsterben sein könnte, habe die Kreisverwaltung von Anfang an verworfen. «Mittlerweile wissen wir das auch», sagte Beyer. «Wir haben, völlig ungewöhnlich, sogar mehr Sauerstoff in der Oder.»
Über die Herkunft des Quecksilbers oder anderer Giftstoffe werde momentan viel spekuliert, sagte Beyer. «Der ganz ärgerliche Teil dieser Sache ist, dass die Einträge, die offensichtlich aus Richtung Polen kamen, nicht gemeldet wurden über die entsprechenden Warnsysteme, so dass wir erst reagieren konnten, als ein Fischsterben direkt zu beobachten war.»
Nach Angaben der polnischen Umweltschutzbehörde wurde das Fischsterben wahrscheinlich von einer Wasserverschmutzung durch die Industrie ausgelöst. Dazu sagte Beyer: «Wir wissen durch verschiedene Messungen, die wir sofort erheben konnten, dass eine 30-Zentimeter-Wasserwelle durch die Oder gegangen ist.» Er fügte hinzu: «Ob das die Welle ist, die auch diese Giftstoffe mitgeführt hat, wissen wir noch nicht hundertprozentig.»
Fischsterben durch Industrie ausgelöst?
Nach dem möglicherweise durch Quecksilberbelastung ausgelösten Fischsterbengehen Naturschützer von weitreichenden Folgen für den Nationalpark Unteres Odertal aus. «Die Auswirkungen sind einfach furchtbar», sagte der stellvertretende Nationalparkleiter Michael Tautenhahn am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. «Für den Nationalpark ist das schlichtweg eine Katastrophe.»
Betroffen seien Tiere und Pflanzen und auch die touristische Entwicklung der Region. «Die Vergiftungswelle ist komplett durch die Oder gegangen», sagte Tautenhahn. Über die gesamte Strombreite habe man tote Fische treiben sehen. Betroffen seien etwa Zander, Welse, Gründlinge und Steinbeißer. Seeadler und andere Vögel könnten Gift durch die toten Fische aufnehmen.
Tautenhahn rechnet mit einem Imageschaden für den Nationalpark. «Es ist ein vergiftetes Katastrophengebiet.» Er befürchte, dass viele Menschen nun einen Bogen um den Nationalpark machen würden. Der Nationalpark Unteres Odertal ganz im Osten Brandenburgs zählt zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland.