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Land will seine Bürger nicht mehr zurücknehmen

Pakistan setzt Rücknahmeabkommen für Flüchtlinge aus

  • Veröffentlicht: 07.11.2015
  • 17:15 Uhr
  • dpa
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Noch am Donnerstag sprach die EU von «sehr positiven» Signalen Pakistans bei der Rücknahme von Migranten. Nun überrascht der pakistanische Innenminister mit einer Kehrtwende.

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Einen Tag nach Gesprächen mit der EU hat Pakistan ein Rücknahmeabkommen für Flüchtlinge mit der Europäischen Union vorübergehend ausgesetzt. Innenminister Chaudhry Nisar Khan warf den EU-Ländern am späten Freitagabend "offenkundigen Missbrauch" vor. Oft würden Pakistaner ohne genauere Prüfung als Terroristen gebrandmarkt und zurückgeschickt. "Das ist nicht akzeptabel", sagte Khan. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte in Brüssel, es gebe bisher keine offizielle Bestätigung aus Islamabad.

Die EU hatte erst am Donnerstag bei einem Ministertreffen von 51 europäischen und asiatischen Staaten signalisiert, sie wolle Migranten aus Pakistan leichter zurückschicken können. EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte in Luxemburg von "sehr positiven" Signalen der pakistanischen Seite berichtet.

Der pakistanische Innenminister sagte nun, das seit fünf Jahren bestehende Abkommen werde mit allen EU-Ländern mit Ausnahme Großbritanniens ausgesetzt. Flugzeuge mit abgeschobenen Migranten dürften in Zukunft nicht mehr in Pakistan landen.

Siebtgrößte Gruppe an Asylbewerbern

Tausende Pakistaner nehmen jedes Jahr in der Hoffnung auf ein besseres Leben die gefährliche Route über den Iran und die Türkei nach Europa auf sich. Khan sagte, alleine im vergangenen Jahr seien weltweit 90 000 Pakistaner in ihr Heimatland zurückgeschickt worden.

Pakistaner waren nach Zahlen des EU-Statistikamtes Eurostat jüngst die siebtgrößte Gruppe an Asylbewerbern in Europa - an der Spitze stehen mit weitem Abstand Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien. 25 395 Menschen aus Pakistan stellten zwischen dem zweiten Quartal des Jahres 2014 und dem zweiten Quartal 2015 einen Antrag auf Schutz. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Anträge war im zweiten Quartal des laufenden Jahres in erster Instanz erfolgreich.

Slowenien will Grenze besser schützen

Um die wachsende Zahl der Flüchtlinge zu stoppen, will Slowenien seine Grenzen stärker schützen. "Wenn sich die Situation in den kommenden Tagen nicht deutlich verändert, werden wir die Kontrolle wahrscheinlich mit Hilfe von technischen Barrieren erhöhen", sagte Premierminister Miro Cerar der Tageszeitung "Vecer". Zu den möglichen Grenzschutzmaßnahmen gehöre ein Zaun, "wenn nötig", eine erhöhte Polizeipräsenz oder gar das Militär. Mit seinen zwei Millionen Einwohnern ist Slowenien das kleinste Land auf der Balkanroute. Täglich reisen im Schnitt rund 7000 Menschen in das Transitland ein.

"In den nächsten zehn Tagen könnten bis zu 100 000 Flüchtlinge kommen. Das können wir nicht stemmen", sagte Cerar. "Zum jetzigen Zeitpunkt gilt die erste Verantwortung unseren eigenen Bürgern."

Slowenien wurde eine Station auf der Balkanroute, nachdem Ungarn am 17. Oktober seine Grenze zu Kroatien geschlossen hatte. Seitdem sind mehr als 157 000 Flüchtlinge in Slowenien registriert worden. 5600 erreichten das Land am Freitag.

4000 Flüchtlinge erreichen Piräus

Nach Ende des viertägigen Fährenstreiks in Griechenland werden seit Freitag wieder Flüchtlinge von den Inseln der Ostägäis nach Athen befördert. Am Samstagmorgen erreichten drei Fähren mit mehr als 4000 Menschen an Bord Piräus, den Hafen der Hauptstadt.

Insgesamt saßen auf den fünf hauptsächlich betroffenen griechischen Inseln Schätzungen zufolge mehr als 25 000 Menschen fest. Von Griechenland aus sollen die Flüchtlinge über Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien nach Österreich und Deutschland weiterreisen. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras will am 17. November in der Türkei Gespräche über die Flüchtlingskrise führen.

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