Börse
Panik an der Wall Street - Auch Tokio stürzt mit
- Veröffentlicht: 06.02.2018
- 08:05 Uhr
- dpa
Ein «Flash Crash» sorgt für Aufregung an der Wall Street, wenige Stunden später sackt auch der Nikkei ab. Der Grund: Sorgen um eine mögliche Zinswende.
Ein massiver Kurssturz an der Wall Street hat nur Stunden später die asiatische Leitbörse in Tokio schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte sackte am Dienstag in den ersten 15 Handelsminuten um fast 1000 Punkte ab. Am Tag zuvor hatte der Dow Jones-Index an der New Yorker Wall Street nach Sorgen um eine bevorstehende Zinswende den bisher größten Tagesverlust verbucht und war zeitweise um knapp 1600 Zähler abgerutscht. Damit fiel der Index wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag. Die bisherigen Jahresgewinne lösten sich rasend schnell in Luft auf, ebenso wie die seit Anfang Dezember erzielten Gewinne.
Der Nikkei-Index reagierte darauf zum Handelsauftakt mit einem Abschlag von 914,28 Punkten oder 4,03 Prozent beim Stand von 21 767,80 Punkten. Der breit gefasste Topix verlor 73,81 Punkte oder 4,05 Prozent beim Stand von 1749,93 Punkten.
Das Weiße Haus zeigte sich trotz des Kurssturzes an der Wall Street zuversichtlich über die wirtschaftliche Lage in den USA. Der Fokus von Präsident Donald liege auf den langfristigen wirtschaftlichen Fundamentaldaten, die weiterhin «außergewöhnlich stark» seien, erklärte seine Sprecherin Sarah Sanders. Dazu gehörten etwa die «historisch niedrige» Arbeitslosigkeit sowie steigende Löhne, fügte sie hinzu. Unter Fundamentaldaten verstehen Ökonomen sogenannte harte Zahlen - etwa zum Wirtschaftswachstum.
Dow verliert fast 5 Prozent
In den USA sprang am Montag das Angstbarometer, der Vix-Index, das die Kursschwankungen des S&P 500 misst, um fast 100 Prozent hoch. Das letzte Mal, als der Volatilitätsindex kräftig nach oben gesprungen war, hatten Sorgen um die chinesische Wirtschaft für einen Ausverkauf an den Börsen gesorgt.
Dieses Mal vermuteten Händler Sorgen um eine schneller als bisher vermutete Zinswende als Grund. Nachdem am Freitag zur Vorlage des Arbeitsmarktberichts der Anstieg der Stundenlöhne bereits Erwartungen an weiter kletternde US-Leitzinsen beflügelt hatte, setzte an diesem Tag das ISM-Stimmungsbarometer für das Nicht-Verarbeitende US-Gewerbe eins drauf. Im Januar wurde der höchsten Stand seit Beginn seiner Erhebung 2008 verzeichnet. Derart starke Daten hätten Befürchtungen ausgelöst, dass 2018 womöglich sogar Zinsschritte seitens der Fed anstehen könnten, hieß es.
Mit einem Minus von 4,60 Prozent auf 24 345,75 Punkten ging der Dow aus dem Handel. Damit büßte das weltweit wichtigste Börsenbarometer letztlich 1175 Punkte ein. Erst vor wenigen Tagen war noch bei 26 616 Punkten sein jüngstes Rekordhoch bejubelt worden. Der breit gefasste S&P 500 brach am Montag um 4,10 Prozent auf 2648,94 Punkte ein. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 3,91 Prozent auf 6495,92 Punkte.
Marktanalyst Craig Erlam vom Devisenbroker Oanda sprach von einem «Flash Crash» an der Wall Street und Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners ergänzte: «Viele Anleger sind regelrecht in Panik verfallen.» Die Flucht aus Aktien sei dabei durch zahlreiche Stop-Orders massiv beschleunigt worden, die Anleger eigentlich setzen, um sich vor allzu großen Verlusten zu schützen. Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research sah im freien Fall des Dow «den schwärzesten Tag für die Aktienmärkte seit Jahren».