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Nichts für schwache Nerven

Radeln von Rio bis Rom

  • Veröffentlicht: 14.09.2015
  • 11:11 Uhr
  • dpa
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In Moskau ist Radfahren der Trend des Sommers. In der US-Hauptstadt Washington wird das Rad ebenfalls immer beliebter. In Rom kommt man damit oft schneller voran als mit dem Auto. Radeln weltweit.

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In Deutschland gibt es markierte Radwege und Parkplätze für Fahrräder. Menschen radeln zur Arbeit oder drehen sportliche Runden auf dem Rennrad. Das schwarz-grün regierte Frankfurt/Main hat ein Radfahrbüro. Und wie sieht es in anderen Ländern aus? Wie radelt es sich in Neu-Delhi und Johannesburg? Warum baut die Olympia-Stadt Rio de Janeiro Radwege? Wieso steigen die Moskauer aufs Rad, gibt es Leihräder in Mexiko-City?

Chaotischer Verkehr in Rom

Roms Bürgermeister Ignazio Marino, selbst passionierter Radler, versucht seit seinem Amtsantritt, die Stadt fahrradfreundlicher zu machen. Mit dem Rad kommt man meist schneller durch das Chaos auf den Straßen als per Auto oder Bus. Viele Römer halten Radfahren aber immer noch für einen Sport für Lebensmüde. Fahrradwege gibt es kaum, öffentliches Bike-Sharing scheiterte. Durch den Verkehr muss man sich mit viel Fantasie schlängeln. Und das römische Kopfsteinpflaster ist für empfindliche Hinterteile äußerst gewöhnungsbedürftig.

Moskau baut Radwege

Kaum ein urbaner Trend prägt das Moskauer Stadtbild diesen Sommer mehr als das Radfahren. Vor allem junge Leute radeln in den warmen Monaten zur Arbeit, aber auch Rentner schwingen sich in der russischen Hauptstadt immer öfter für eine Spritztour aufs Fahrrad. Bürgermeister Sergej Sobjanin hat als Teil einer Imageoffensive seit seiner Wahl 2010 etwa 280 Kilometer Radewege bauen lassen - etwa am Ufer des Moskwa-Flusses und an wichtigen Straßen im Zentrum. Dennoch ist Radfahren in Moskau weiter nur etwas für mutige Menschen: Die meisten der mehrspurigen Straßen haben noch keine eigene Spur für Räder und Autofahrer rasen oft rücksichtslos über die breiten Prospekte der Millionenmetropole.

In Washington sind Räder gefragt

Die USA sind ein Autoland, und ihre Hauptstadt ist eine Kapitale der vier Räder. Aber die Nachfrage nach Rädern ist gewaltig und wächst weiter. Oft sind die Stände der Leihräder - vor einigen Jahren die ersten der USA - gähnend leer. Räder gehören zum Stadtbild. Selten für die USA: In Washington gibt es Extra-Spuren für sie. Je weiter man aus dem Stadtkern hinauskommt, desto schlechter werden die Straßen, gewaltige Schlaglöcher sind ein Problem.

In Neu-Delhi dominieren Autos

In der indischen Hauptstadt ist das Fahrrad für viele Arme das wichtigste Transportmittel. So wie für Dilip Kumar: Er kann sich Bus und Bahn nicht leisten und fährt jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. "Vorfahrt wird uns nicht gewährt und Autofahrer behandeln uns schlecht", erzählt der 27-Jährige. "Ich habe Angst, auf so gefährlichen Straßen unterwegs zu sein." Anumita Roychowdhury von der Denkfabrik Zentrum für Wissenschaft und Umwelt sagt, dass die Politik in der Metropole mit knapp 14 Millionen Einwohnern aufs Auto setzt. Spuren für Fahrräder gebe es kaum. "Wenn die Straßen fahrradfreundlicher würden und es eine verbesserte Infrastruktur mit Wegen extra für Radfahrer gäbe, würden sicher mehr Menschen freiwillig aufs Rad umsteigen", vermutet die Expertin.

700.000 Radfahrer in Olympia-Stadt Rio

Vielerorts ist Südamerika für Radfahrer ein Alptraum und Radwege werden als Platzverschwendung empfunden. Aber in der Olympia-Stadt 2016, Rio de Janeiro, vollzieht sich eine kleine Revolution - auch um weniger Zeit in Staus zu verlieren. Es gibt inzwischen rund 400 Kilometer Radwege, gerade in Strandvierteln wie Copacabana. Sonntags ist ein Teil der Küstenstraße für Autos  gesperrt. Etwa 700.000 Menschen fahren Rad. Ein Leihsystem mit 260 Stationen ist ein Renner, auch bei Touristen: Etwa 6,2 Millionen Fahrten sind schon registriert worden. Für 2,50 Euro im Monat kann man beliebig viel fahren. Das Problem: Viele Auto- und Busfahrer nehmen auf den Straßen wenig Rücksicht.

Mexiko-City rät Pendlern zum Rad

Gerade zu Stoßzeiten ist der Verkehr in der Millionen-Metropole Mexiko-Stadt chaotisch. Mit dem System Ecobici will die Stadtverwaltung den Pendlern das Fahrrad als schnelles und umweltfreundliches Verkehrsmittel schmackhaft machen. Registrierte Nutzer können gegen eine Gebühr an mehr als 440 Stationen in der Innenstadt ein Fahrrad ausleihen und es in der Nähe ihres Ziels wieder abgeben. Seit der Einführung vor fünf Jahren wurden über 25 Millionen Fahrten gezählt. Mehr als 175.000 Hauptstädter haben sich bei Ecobici angemeldet. Fast die Hälfte der Nutzer fahren mit den rot-weißen Rädern zur Arbeit. Auch in der Freizeit gewinnt das Fahrrad in Mexiko an Bedeutung: Jeden Sonntag wird die Prachtmeile Paseo de la Reforma für den Autoverkehr gesperrt und Tausende Radler strampeln entspannt durch die Hauptstadt.

Gute Voraussetzungen zum Radeln in Frankfurt

Im Anzug, mit Stöckelschuhen oder mit Kind: Radfahren wird in Frankfurt/Main immer populärer. Die Stadt bietet dafür gute Voraussetzungen: Die Wege sind kurz, Steigungen und Parkplätze rar. Radler dürfen so gut wie alle Einbahnstraßen in beide Richtungen befahren. Zudem bröckelt die Pflicht, Radwege benutzen zu müssen. Etwa 15 Prozent des innerstädtischen Verkehrs werden schon per Rad zurückgelegt, bald sollen es 20 Prozent sein, sagt Joachim Hochstein, Leiter des Radfahrbüros der schwarz-grün regierten Stadt. Öffentliches Bike-Sharing sei besonders bei Studenten gefragt, gut 3.000 Leihräder soll es bis nächstes Frühjahr geben. Allerdings ist Frankfurt nicht die Radstadt Münster: Viele Baustellen behindern den Verkehr und machen das Radfahren gefährlich. Hunderttausende Pendler strömen jeden Tag in die Stadt, viele mit dem Auto.

Gefährliches Radfahren in Johannesburg

Mit dem Rad die täglichen Wege zurücklegen - das ist in Südafrikas Wirtschaftsmetropole nur etwas für Abenteurer. Im Zentrum von Johannesburg kann man sich als Radfahrer zwei Fragen stellen: Wird man eher ausgeraubt oder überfahren? Die Stadtverwaltung hat inzwischen zwar einige kleine Radwege ausgewiesen, doch wild parkende Autos blockieren die oft. Der Bürgermeister will Radfahren fördern, doch die Kriminalität und die Gleichgültigkeit vieler Autofahrer lassen sich wohl nicht allein mit politischem Willen ändern. An jedem letzten Freitag im Monat wagen sich Hunderte Radfahrer auch ins Stadtzentrum - in der Gruppe fühlt man sich relativ sicher. In den Vororten sind an Wochenenden schon viele Radler unterwegs.

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