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Nach neun Jahren Bauzeit

Rekordbrücke zwischen Hongkong und Chinas Festland eröffnet

  • Veröffentlicht: 23.10.2018
  • 12:10 Uhr
  • dpa
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© Liang Xu/XinHua/dpa

Kontroversen überschatten den Bau der weltgrößten Meeresbrücke - nicht nur wegen hoher Kosten, Verzögerungen, Korruption und tödlichen Unfällen. Viele Hongkonger wollen auch gar nicht so nah an Chinas Festland rücken.

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Die weltweit größte Meeresbrücke zwischen Hongkong und dem Festland Chinas ist am Dienstag von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping eröffnet worden. Nach neun Jahren Bauzeit verbindet die Superbrücke im Perlflussdelta die asiatische Finanz- und Wirtschaftsmetropole mit der boomenden Region der südchinesischen Provinz Guangdong und soll einen großen Wirtschaftsraum schaffen.

Chinas Präsident Xi Jinping ließ es sich nicht nehmen, die Brücke bei einer Feierstunde in Zhuhai persönlich zu eröffnen. Die Kosten gab die chinesische Regierung mit 120 Milliarden Yuan an, umgerechnet 15 Milliarden Euro. Die 55 Kilometer lange Verbindung besteht aus einer sich schlängelnden Brücke und einem 6,7 Kilometer langen Unterwassertunnel zwischen zwei künstlichen Inseln.

Skepsis bei der Bevölkerung

Nicht nur wegen Bauverzögerungen, Kostenüberschreitungen, mangelnder Transparenz, Korruption und tödlichen Unfällen ist das Projekt umstritten. Viele der sieben Millionen Hongkonger fürchten auch eine stärkere Integration in die Volksrepublik und möchten lieber ihre Insellage und Sonderrolle bewahren.

Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong in seinem eigenen Territorium mit hoheitlichen Grenzen als chinesische Sonderverwaltungsregion autonom regiert. Nach dem gleichen Modell wird auch die frühere portugiesische Enklave Macao seit ihrer Rückgabe 1999 an China eigenständig verwaltet.

Alles hat Vor- und Nachteile

Die Brücke reduziert die Fahrzeit für Menschen und Fracht in die Volksrepublik um mehrere Stunden. Heute dauert es vom Hongkonger Flughafen bis Zhuhai vier Stunden - künftig werden es 45 Minuten. Vom Hongkonger Containerhafen in das 1,6 Millionen Einwohner zählende Zhuhai soll es künftig statt 3,5 Stunden nur noch 75 Minuten dauern.

Allerdings wird die wichtigste Zufahrtsstraße der Brücke zum Hongkonger Hafen erst nächstes Jahr fertiggestellt, was zu den Kontroversen um das Projekt noch beiträgt. So wird befürchtet, dass die bestehenden Straßen durch den zusätzlichen Verkehr überlastet werden. Hongkong ist einer der größten Containerhäfen weltweit.

Ziel ist eine engere Vernetzung

Umstritten ist auch, dass die Brücke mit dem eigenen Auto nur mit besonderen Genehmigungen für einzelne Abschnitte befahren werden kann. Die meisten Reisenden müssen spezielle Busse nehmen, um die Brücke nutzen zu können. Die Reisezeit in das Spielerparadies Macao verbessert sich auch nicht so wesentlich, da es nur eine Stunde mit der Fähre von Hongkong entfernt ist.

Die Regierung in Peking will rund zehn wirtschaftlich blühende Städte im Perlflussdelta wie das 13 Millionen Einwohner zählende Shenzhen auf der anderen Seite der Grenze sowie Guangzhou mit 14 Millionen Menschen enger mit Hongkong vernetzen. Nach der Eröffnung einer neuen Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen der Ex-Kronkolonie und China im vergangenen Monat ist die Superbrücke der nächste Schritt.

Doch Kritiker sind nicht überzeugt. Häufig wird argumentiert, dass Hongkong sein Geld besser in die Entwicklung der Hafenstadt oder soziale Vorhaben gesteckt hätte. "Das ganze Ding ist überflüssig", sagte die oppositionelle demokratische Abgeordnete des Legislativrates, Claudia Mo. "Wir haben Verbindungen zu Lande, zur See und in der Luft, in jeder Weise wie wir wollen. Warum brauchen wir zusätzlich eine Brücke?"

Probleme hätten verhindert werden können

Die Hongkonger Regierung verteidigte die Kostenüberschreitungen mit unvorhergesehenen Problemen. Sie nannte als Gründe "komplizierte Bedingungen für den Bau auf hoher See, die Schwierigkeiten in der Konstruktion, der Anstieg der Arbeits- und Materialkosten wie auch die Änderung des Designs und der Konstruktionspläne".

Der Hongkonger Kritiker und Bauingenieur Albert Lai meinte, dass viele dieser Probleme mit besserer Planung und Untersuchung der Baustätten hätten verhindert werden können. Der politische Druck, die Brücke so schnell wie möglich fertigzustellen, habe die Ingenieure "riskant" handeln lassen. Auch habe die Hongkonger Regierung eine all zu "lockere" Haltung gegenüber der Brücke eingenommen, an der die chinesische Seite die Federführung hatte.

Auch Tiere ziehen sich zurück

Dem Auftragnehmer sei erlaubt worden, zwischendurch das Design und die Bauweise zu wechseln. Auch sei bei Sicherheitsverstößen weggeschaut worden. "Das ist ein großes Ding", sagte Lai. "Der Grund dafür liegt in dem abnehmenden Qualitätsniveau der Regierungsbeamten und zum Teil auch an einem schwächeren Hongkong."

Kritiker sahen auch einen viel zu großen Eingriff in die Natur. Der Bau der Brücke habe die Population des bedrohten und seltenen weißen Delfins in dem Meeresgebiet um 40 Prozent auf nur noch einige Dutzend zurückgehen lassen, berichtete die Delfinschutz-Gesellschaft. Der eher pinkfarbene Delfin ist ein Symbol Hongkongs und war 1997 auch das offizielle Maskottchen für die Rückgabe an China. Jetzt zieht er sich immer weiter aus Hongkongs Gewässern zurück.

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