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"Institutionelle Verschwörung" eingeräumt?

Russlands Anti-Doping-Agentur gibt Vertuschung zu

  • Veröffentlicht: 28.12.2016
  • 13:05 Uhr
  • dpa
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© Hendrik Schmidt/dpa

In den beiden McLaren-Reports wird Russland systematisches Doping vorgeworfen. Bislang wies das Land die Vorwürfe zurück. Nun räumt die Chefin der nationalen Anti-Doping-Agentur erstmals eine "institutionelle Verschwörung" ein. Das Dementi aus Moskau kommt prompt: Man bezweifle, dass die Aussagen so gefallen seien.

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Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada hat einem Medienbericht zufolge erstmals die Vertuschung systematischen Dopings im Gastgeberland der Olympischen Winterspiele 2014 zugegeben. "Es war eine institutionelle Verschwörung", sagte die Rusada-Chefin Anna Anzeliowitsch der "New York Times". Sie sei schockiert gewesen von den Enthüllungen dazu, die Regierung sei jedoch nicht involviert gewesen. Weitere Zitate von Anzeliowitsch gab es in dem am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht nicht.

Dementi und Zweifel an Äußerungen

Die Rusada dementierte jedoch wenig später das angebliches Eingeständnis ihrer Leiterin zu organisiertem Doping. Die Aussagen von Anzeliowitsch in der seien verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen worden, teilte die Rusada am Mittwoch in Moskau der Agentur Tass zufolge mit.

Diese Worte würden genau die Formulierung des Doping-Sonderermittlers Richard McLaren bei seinen Vorwürfen gegen Russland aufnehmen. Auch der Kreml bezweifelte die Glaubwürdigkeit des Berichts der "New York Times". Erst müsse man prüfen, ob die Aussage so gefallen sei, wie sie Anzeliowitsch zugeschrieben werde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Der Kreml könne die US-Zeitung nicht als Erstquelle akzeptieren.

McLaren, Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), hatte Russland in seinen beiden Reports Staatsdoping vorgeworfen und von einer "institutionellen Verschwörung" über mehrere Jahre und sportliche Großereignisse hinweg gesprochen. Es seien Beweise für die Vertuschung von Doping-Fällen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gefunden worden. Russland hatte die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen.

Neue Institution geschaffen

Russland hatte die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen. "In Russland hat es nie ein staatliches Dopingsystem oder Doping-Unterstützung gegeben, das ist einfach unmöglich", sagte der russische Präsident Wladimir Putin zuletzt.

Putin hatte im Juli die Gründung einer neuen Anti-Doping-Kommission in Russland angeordnet. Deren Chef Witali Smirnow sagte nun der "New York Times": "Aus meiner Sicht, als früherer Sportminister und Präsident des Olympischen Komitees, haben wir eine Menge Fehler gemacht." Man müsse die Gründe dafür finden, warum junge Sportler Doping-Mittel nähmen und sich für diesen Weg entscheiden würden.

Ski- und Biathlon-Athleten gesperrt

McLarens zweiter Report hatte die Vorwürfe gegen Russland diesen Monat nochmals erhärtet. Moskau habe über alle Behörden und Institutionen hinweg den Sportbetrug unterstützt und gefördert.

Das Internationale Olympische Komitee leitete kurz vor Weihnachten ein Disziplinarverfahren gegen 28 russische Teilnehmer der Spiele in Sotschi wegen Dopingverdachts ein. Der Ski-Weltverband und der Biathlon-Weltverband sperrten daraufhin einige russische Athleten vorläufig.

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