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Finanzminister redet Klartext

Schäuble: Athen hat "alles Vertrauen zerstört"

  • Veröffentlicht: 17.03.2015
  • 11:17 Uhr
  • dpa
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Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble redete nach den jüngsten Verwerfungen mit der griechischen Regierung schonungslos Klartext.

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Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble redete nach den jüngsten Verwerfungen mit der griechischen Regierung schonungslos Klartext. Schäuble warf der griechischen Regierung vor, das Vertrauen der europäischen Partner komplett zerstört zu haben. Bis November sei Athen auf einem Weg gewesen, der aus der Krise hätte führen können. 

Das sei vorbei. "Sie haben alles Vertrauen zerstört. Das ist ein schwerer Rückschlag", sagte Schäuble in Berlin. Er kenne niemanden in den internationalen Institutionen, der ihm sagen könne, was Athen eigentlich vorhabe. Schäuble warf der Syriza-Regierung auch vor, die Bürger in Griechenland zu belügen.

In den vergangenen Tagen hatten Mitglieder der Tsipras-Regierung den Ton vor allem gegenüber Schäuble verschärft. Zudem wurden Forderungen nach deutschen Reparationszahlungen an Griechenland wieder lauter.

Tsipras versucht Wogen zu glätten

In Diplomatenkreisen in Athen hieß es, der Besuch Tsipras' ziele auf eine Beruhigung der Lage ab. Es sei eine unangenehme, "wenn nicht ganz schlimme" Atmosphäre in den Beziehungen zwischen beiden Staaten entstanden. Mitarbeiter von Tsipras hatten vor der Ankündigung seiner Berlin-Reise mitgeteilt, der Regierungschef werde in den nächsten Tagen die Lösung der Finanzkrise selbst in die Hand nehmen. Die Kassen in Athen sind fast leer. Auch der kleinste Fehler könnte nach Einschätzung von Experten zu einer Pleite Griechenlands führen.

Um eine drohende Staatspleite abzuwenden, will Tsipras bereits beim EU-Gipfel Ende der Woche in Brüssel ausführlich über die Lage seines Landes sprechen und auch mit Kanzlerin Merkel zusammenkommen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte Athen davor, den Schuldenstreit auf ein Problem mit Deutschland zu reduzieren. Bei einem Gespräch mit dem stellvertretenden griechischen Außenminister Níkos Chountís habe er klar gemacht, dass der Versuch der "Bilateralisierung" nicht aus den Schwierigkeiten herausführe, sagte der SPD-Politiker in Brüssel. "Ich habe (...) ihn dringend gebeten, so zu arbeiten, dass wir die Möglichkeit haben, über Vorschläge der griechischen Regierung (...) zu reden." Bislang gebe es keine "tauglichen Lösungen", so Steinmeier.

Athen: Nur "unbedeutende, kleine Liquiditätsprobleme"

Trotz fast leerer Kassen wies die Regierung in Athen Spekulationen über eine baldige Zahlungsunfähigkeit vehement zurück. Zu Mutmaßungen über eine Milliardenlücke im griechischen Haushalt bis Ende März sagte Finanzminister Gianis Varoufakis, es gebe aktuell nur "unbedeutende, kleine Liquiditätsprobleme". Kurz zuvor hatte auch Regierungschef Tsipras betont: "Es gibt absolut kein Liquiditätsproblem."

Wie Kreise des Finanzministeriums in Athen bestätigten, überwies Griechenland am Montag fristgemäß 588 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF), der an den Kredithilfsprogrammen beteiligt ist.

EU-Ratspräsident Donald Tusk warnte in der "Süddeutschen Zeitung" und fünf anderen europäischen Blättern (Montag), ein unbeabsichtigtes Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone wäre eine "Katastrophe". EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sieht sich in der Krise als Vermittler. "Ich möchte die Standpunkte überbrücken, damit die Integrität der Eurozone gewahrt bleibt", sagte er.

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