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Nach Streit bei Verkehrskontrolle

Schwarze stirbt in US-Zelle

  • Veröffentlicht: 22.07.2015
  • 09:18 Uhr
  • dpa
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© dpa

Eine Frau wird von der Polizei gestoppt und inhaftiert. Drei Tage danach stirbt die junge Schwarze in ihrer Zelle. Vieles ist unklar.

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Erst eskaliert eine Polizeikontrolle im US-Bundesstaat Texas wegen eines nicht gesetzten Blinkers, dann wird die inhaftierte schwarze Fahrerin leblos in ihrer Zelle gefunden: In den USA hat der Tod der 28-jährigen Sandra Bland nach einer umstrittenen Festnahme im Verkehr die Wellen hochschlagen lassen. Die Behörden veröffentlichten am Dienstag ein Polizeivideo der Kontrolle in der Region nordwestlich von Houston.

Darin ist zu sehen, wie ein weißer Polizist und die Schwarze in einen lauten Streit geraten. Er holt sie mit einem Elektroschocker aus dem Auto und legt ihr Handschellen an. Bland fragt mehrfach nach dem Anlass ihrer Festnahme. Zuvor waren Videobilder aus der Zelle in Hempstead veröffentlicht worden, in der die Frau nach dem Vorfall einsaß.

Die Polizei geht von Suizid aus

Gefängnismitarbeiter hatten in der vergangenen Woche ihren leblosen Körpers gefunden. Die Polizei geht von einem Suizid aus und beruft sich auf eine medizinische Untersuchung. Die Familie und deren Anwalt Cannon Lambert bezweifelten, dass Bland sich selbst getötet hat. Sie verlangten eine "unabhängige Autopsie".

Polizeigewalt gegen unbewaffnete Afroamerikaner ist in den USA seit längerem ein großes Thema.

Untersuchung soll intensiv geführt werden

Staatsanwalt Elton Mathis hatte zu Wochenbeginn angekündigt, die Untersuchung werde so intensiv geführt, "als wäre sie eine Mordermittlung". Im Netz wurde der Fall viel kommentiert - auch mit Blick auf die Frage, ob die Hautfarbe eine Rolle spielte.

Die Polizei hatte Blands Wagen am 10. Juli gestoppt, weil sie beim Spurwechseln nicht geblinkt haben soll. Bland sei "aggressiv" geworden, beschrieb der Polizist den Berichten zufolge die Situation. Drei Tage später entdeckten Mitarbeiter im "Waller County Jail" laut Polizei die Festgenommene erhängt in ihrer Zelle. Sie soll eine Plastik-Mülltüte benutzt haben. Die Bundespolizei FBI wurde um Unterstützung gebeten. Der Polizist wurde aus dem Streifendienst genommen. Die Behörden sagten, sie wollten gründlich ermitteln.

Elektroschocker kam zum Einsatz

Die neuen Videobilder stammen von der sogenannten Dashcam im Polizeiauto. Auf den Aufnahmen sind Dialoge zwischen Bland und dem Polizisten zu hören. Er fragt nach dem Führerschein, überprüft ihn an seinem Wagen, geht zurück zur Fahrerin. Als er sie auffordert, ihre Zigarette zu löschen, wird der Ton zwischen beiden schärfer. "Ich bin in meinem Auto. Warum muss ich meine Zigarette ausmachen?", fragt Bland.

Als sie sich weigert, ihr Auto zu verlassen, nimmt er einen Elektroschocker. Ein Senator im Bundesstaat Texas, Royce West, bestätigte am Dienstag den Einsatz dieser Waffe. Andere Teile der Festnahme, bei der angeblich auch andere Gewalt dabei war, sind nicht im Blick der Kamera.

Blands Familie betonte, die Frau sei nach Texas gekommen, um an der Prairie View A&M Universität einen neuen Job zu beginnen. Das spreche gegen Suizid-Absichten.

Kopfschuss bei Polizeikontrolle in Ohio

Im Bundesstaat Ohio ist es bei einer Polizeikontrolle ebenfalls zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Wie der Sender CNN am Mittwoch berichtete, wurde ein 43-jähriger Schwarzer am Sonntag von einem weißen Polizisten erschossen, nachdem er bei der Kontrolle mit dem Beamten des Sicherheitsdiensts der University of Cincinnati in einen Streit geriet.

Der 13-fache Familienvater fuhr einen Wagen ohne vorderes Nummernschild, als der angetrunkene Mann angehalten wurde. Als der Polizist ihn aufforderte, aus dem Auto auszusteigen, kam es dem Bericht zufolge zu einem Handgemenge. Der Polizist griff zur Waffe und schoss den offenbar Unbewaffneten in den Kopf. Die Polizei in Cincinnati hat Ermittlungen aufgenommen.

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