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Fremdenfeindliches Motiv

Täter sticht OB-Kandidatin nieder

  • Veröffentlicht: 17.10.2015
  • 16:55 Uhr
  • dpa
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Der Angreifer handelt heimtückisch und höchst brutal: In Köln wird die parteilose Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker durch eine Messerattacke schwer verletzt. Ist der Einsatz des Opfers für Flüchtlinge ein Grund für das Attentat?

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Einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl in Köln hat ein Attentäter aus vermutlich fremdenfeindlichen Motiven auf die Kandidatin Henriette Reker eingestochen und sie schwer verletzt. Der 44-jährige arbeitslose Mann attackierte die auch für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständige Sozialdezernentin am Samstagmorgen mit einem Jagdmesser an einem CDU-Wahlkampfstand auf einem Wochenmarkt. Die parteilose Reker wurde nach offiziellen Angaben im Halsbereich getroffen und im Krankenhaus operiert. "Aktuell ist sie stabil, aber nicht über den Berg", sagte Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers am Nachmittag.

Die Wahl findet trotz des Attentats wie geplant am Sonntag statt. Die Wahlleiterin Gabriele Klug appellierte an die Kölner, nach dem Angriff auf Reker auf jeden Fall wählen zu gehen. Alle Parteien stoppten aber den Wahlkampf. Die parteilose Reker wird von CDU, Grünen und FDP unterstützt und liegt laut einer jüngsten Umfrage im Rennen um die Macht im Rathaus vor ihrem SPD-Konkurrenten Jochen Ott.

Am Tatort spielten sich dramatische Szenen ab. Ein Beamter der Bundespolizei, der in seiner Freizeit auf dem Markt war, griff laut Polizei als erster ein und überwältigte den Attentäter. Neben Reker wurden auch eine Kölner CDU-Politikerin, eine FDP-Ratsfrau und zwei Bürger, die sich zufällig am Wahlkampfstand aufhielten, verletzt. Reker und eine weitere schwer verletzte Frau wurden in ein Krankenhaus gebracht.

Der Mann griff Reker gezielt an

Der festgenommene Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit hatte nach Angaben der Ermittler zwei Messer bei sich und griff Reker gezielt an. Der Täter habe für die Tat fremdenfeindliche Motive angegeben, sagte Norbert Wagner, Leiter Direktion Kriminalität. Nach der Festnahme habe der Mann allgemeine Angaben zur Flüchtlingspolitik gemacht.

Der Angreifer war nach ersten Erkenntnissen allein an der Tat beteiligt. Er werde auch auf seinen psychische Gesundheit untersucht. Nach eigenen Angaben war der Tatverdächtige seit längeren Jahren arbeitslos, von Beruf Maler und Lackierer sowie Hartz IV-Empfänger. Zuvor sei der in Köln lebende Mann polizeilich nicht ausgefallen.

Der ermittelnde Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn sagte: "Zum jetzigen Zeitpunkt deuten die Zeugenaussagen (...) darauf hin, dass in der Tat fremdenfeindliche Motive des Täters ausschlaggebend waren." Der festgenommene Täter habe sich entsprechend geäußert, betonten die Ermittler. Das Wort "Ausländer" sei gefallen.

Die Messerattacke löste über die Parteigrenzen hinweg Entsetzen aus

Inwieweit der Gesundheitszustand des Täters andere Deutungen zulassen, könne noch nicht gesagt werden. Es gebe keine Erkenntnisse, dass der Angreifer in einer Partei oder Organisation aktiv sei.

Der Kölner CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau, der Augenzeuge des Angriffs war, sagte der "Rheinischen Post", vor dem Angriff habe der Mann gerufen: "Ich rette Messias. Das ist alles falsch, was hier läuft, ich befreie Euch von solchen Leuten." Nach der Attacke sei er dann ganz ruhig stehengeblieben und habe gesagt: "Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle."

Die Messerattacke löste über die Parteigrenzen hinweg Entsetzen aus. Kanzlerin Merkel verurteilte die Tat und erkundigte sich in einem Telefonat bei NRW-CDU-Chef Armin Laschet nach dem Gesundheitszustand Rekers, wie eine Regierungssprecherin mitteilte. Auch Justizminister Heiko Maas (SPD) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilten die Tat. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erklärte: "Diese feige und verabscheuungswürdige Tat ist auch ein Anschlag auf die Demokratie in unserem Land und damit auf uns alle."

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