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Österreich verliert Sport-Legende

Tiefe Trauer nach Lauda-Tod

  • Veröffentlicht: 21.05.2019
  • 16:23 Uhr
  • dpa
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© Lapresse/Lapresse via ZUMA Press/dpa

Niki Lauda war ein Mann mit Rückgrat. Der Österreicher gehörte zu den ganz Großen in der Formel 1. Dreimal holte er die Fahrer-WM, 1976 überstand er einen Horror-Unfall wie durch ein Wunder. Laudas Tod schockt nicht nur die Motorsportwelt.

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Die Formel 1 hat eine ihrer größten Legenden verloren. Der Tod von Niki Lauda löst weit über die Rennserie hinaus Trauer und Bestürzung aus. Fahrer, Teamchefs und Fans huldigten am Dienstag mit bewegenden Worten einer der Ikonen des Motorsports. "Er verkörperte Heldentum, Menschlichkeit und Aufrichtigkeit auf und abseits der Strecke", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Niki, Du bist einfach unersetzbar, es wird niemals wieder jemanden wir Dich geben."

70 Jahre voller Dramen und Triumphe

Lauda wurde 70 Jahre alt. Bewegte 70 Jahre, voller Dramen und Triumphe. Ein Leben vor allem für die Formel 1. Eines, das Stoff sogar für Hollywood bot. Ein Leben der Extreme auch als Unternehmer, ebenfalls mit Höhen und Tiefen. Am Montag starb Lauda im Kreis seiner Familie in der Universitätsklinik in Zürich. Friedlich sei er entschlafen, teilte eine Sprecherin der Fluggesellschaft Laudamotion, dessen Namensgeber Niki Lauda ist, im Namen der Familie mit.

"Für immer in unseren Herzen, für immer unsterblich in unserer Geschichte", twitterte die Formel 1 am Dienstag. "Die Motorsport-Gemeinschaft betrauert den verheerenden Verlust einer wahren Legende." Lauda werde auf ewig in "unseren Herzen und in denen der Fans bleiben", schrieb der Rennstall Ferrari, mit dem Lauda 1975 und 1977 die ersten beiden seiner drei WM-Titel geholt hatte.

Denkwürdiges Leben auf dem Gaspedal

"Legende. Ikone. Champion", kommentierte der britische Sender BBC. Für die "Gazzetta dello Sport" in Italien endete ein denkwürdiges "Leben auf dem Gaspedal". Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen äußerte: "Ein ganz Großer und Schillernder, ein Idol und ehrgeiziger Kämpfer, der nie aufgegeben hat, ist von uns gegangen".

Lauda, der einer Wiener Industriellenfamilie entstammt, soll nach dem Willen seiner Heimatstadt ein Ehrengrab bekommen. Diese vergibt die Stadt an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Unwirkliches Monaco-Wochenende in der Formel 1

Mercedes hat nach den Worten von Teamchef Wolff "seinen Leitstern" verloren, die Formel 1 eine ihrer Leitfiguren. Der Rennserie steht ein trauriger Großer Preis von Monaco am Wochenende bevor. Nach Glanz, Glamour und dem üblichen Tamtam dürfte Wenigen zumute sein. Zu verwurzelt, zu respektiert war dieser Niki Lauda im Fahrerlager.

"Er war ganz klar ein Ausnahmemensch, der immer am Boden geblieben ist", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko dem österreichischen Fernsehsender "oe24". Als Sportler sei Lauda aber ein "wahnsinniger Egoist" gewesen. "Er war ein letztlich guter und großzügiger Mensch, und das ist am Ende immer mehr zu Tage getreten."

Einzigartige Geschichte rund um Feuerunfall 1976

Lauda war ein Klartextsprecher, einer mit Rückgrat, einer, zu dem alle aufschauten. Weil alle seine einzigartige Geschichte mit dem schrecklichen Feuerunfall 1976 in der Grünen Hölle des Nürburgrings und das unfassbare Comeback sieben Wochen später kennen.

"Das wohl eindrucksvollste Comeback aller Zeiten", meinte Wolff, Landsmann, Freund und beruflicher Wegbegleiter von Lauda, seit beide zusammen das Mercedes-Team in der Formel 1 zum unumstrittenen Branchenführer und Serien-Triumphator gemacht haben.

F1-Champion Hamilton verdankt Lauda viel

Seit Ende 2012 arbeitete Lauda als Aufsichtsratschef der Silberpfeile. Dass Fünffach-Champion Lewis Hamilton sich anschickt, zum erfolgreichsten Piloten der Formel 1 zu werden, ist auch ein Verdienst von Lauda. Dessen Tod wird den britischen WM-Spitzenreiter hart treffen, beide verstanden sich prächtig. Auch er hatte gehofft, Lauda bald wieder an der Strecke begrüßen zu können, nachdem Lauda im Sommer vergangenen Jahres eine Lunge transplantiert worden war.

Nach einer Grippe-Erkrankung musste er aber im Januar erneut im Krankenhaus behandelt werden. "Ich komme wieder zurück und es geht volle Pulle bergauf", hatte Lauda zu seinem 70. Geburtstag am 22. Februar gesagt. Der Mann mit der roten Kappe, die immer einen Teil seiner Narben durch den Feuerunfall am 1. August 1976 verdeckte, kommt diesmal nicht mehr zurück.

Die Alpenrepublik trägt Trauer

Stellvertretend für die Trauer in seiner Heimat Österreich sagte Schauspiel-Star Arnold Schwarzenegger: "Niki war ein Champion. Er war eine Ikone. Er war ein österreichischer Schatz. Er war einer meiner liebsten Freunde. Ich werde diesen großzügigen, wegweisenden Helden von ganzem Herzen vermissen."

"Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle", heißt es in der Mitteilung der Familie zu Laudas Tod. "Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen." Lauda hat aus erster Ehe zwei Söhne und aus seiner Ehe mit Birgit Lauda Zwillinge.

Unbändiger Überlebenswille wurde legendär

Noch heute mutet es unglaublich an, was Lauda er- und überlebte. Nach seinem Unfall in der Eifel bekam er bereits die letzte Ölung. "Da habe ich mir gedacht: So nicht mit mir", erzählt er später: "Das war gut so und motivierte mich, am Leben zu bleiben."

42 Tage später wird Lauda Vierter in Monza in seinem Ferrari, die WM verliert er um einen Punkt, weil er beim Finale in Fuji vorzeitig aus seinem Wagen aussteigt. Freiwillig. Im strömenden Regen will er sein Leben nicht schon wieder aufs Spiel setzen. Sein Duell mit dem Lebemann und Playboy James Hunt wird zur Vorlage für den Kino-Film "Rush".

Ab Mitte der 80er zweite Karriere als Airline-Boss

1985 trat Lauda aus der Formel 1 zurück. Der Sohn einer Industriellenfamilie gönnte sich aber keinen Leerlauf. Aus seiner Begeisterung für das Fliegen entwickelte er als Pilot seine eigene Airline. Und wieder muss Lauda ganz schwere Moment verkraften.

1991 stürzt eine seiner Maschinen in Thailand ab. 223 Menschen sterben. Für Lauda das schlimmste Ereignis in seinem bewegten Leben. "Ich war tief erschüttert", erzählte er. Lauda fühlte sich schuldig. Erst nach mehreren Monaten wurde herausgefunden, dass es sich um einen technischen Defekt handelte.

Rückkehr in den Rennzirkus

Lauda stieg später vorübergehend wieder aus dem Airline-Geschäft aus. Zwischen 1993 und 1995 beriet er Ferrari, wurde TV-Experte für RTL - mit unverblümter Meinung - und dann Teamchef bei Jaguar.

Im September 2012 folgte der Einstieg bei Mercedes. "Es war uns eine Ehre, Dich unseren Chairman zu nennen - und mein Privileg, Dich als Freund zu haben", sagte Mercedes-Teamchef Wolff. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche sagte: "Der Motorsport hat seinen größten Kämpfer verloren."

REAKTIONEN AUS ALLER WELT:

Toto Wolff (Teamchef Formel-1-Rennstall Mercedes): "Niki wird immer eine der größten Legenden unseres Sports bleiben. Er verkörperte Heldentum, Menschlichkeit und Aufrichtigkeit auf und abseits der Strecke. Er hinterlässt eine tiefe Lücke in der Formel 1. Wir haben nicht nur einen Helden verloren, der das wohl eindrucksvollste Comeback aller Zeiten gegeben hat, sondern auch jemanden, der wertvolle Klarheit und Offenheit in die moderne Formel 1 gebracht hat. Wir werden ihn als Stimme der Vernunft sehr vermissen. Unser Mercedes-Team hat in ihm seinen Leitstern verloren (...) Niki, Du bist einfach unersetzbar, es wird niemals wieder jemanden wie Dich geben. Es war uns eine Ehre, Dich unseren Chairman zu nennen - und mein Privileg, Dich als Freund zu haben."

Daimler AG (Mutterkonzern von Mercedes): "Wir werden für immer dankbar sein für Nikis unschätzbare Wirkung auf den Motorsport und MercedesAMGF1." (via Twitter)

Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche: "Die Motorsportwelt hat ihren größten Kämpfer verloren. Die Mercedes-Familie hat einen beeindruckenden Mentor verloren. Und ich habe einen wahren Freund verloren. Danke Niki!" (via Linkedin)

Chase Carey (Formel-1-Chef): "Mit großer Trauer haben wir vom Tod von Niki Lauda erfahren. Die Formel 1 hat nicht nur einen ihrer wahrhaft großen Vertreter verloren, sondern auch einen ihrer Helden. Seine Liebe zum Rennsport und der Mut, den er bewies, waren außergewöhnlich und begeisterten so viele Fans. Sein Tod ist ein großer Verlust für die gesamte Formel-1-Familie und den gesamten Motorsport."

Jean Todt (Präsident Motorsport-Weltverband FIA): "Niki Lauda war ein Held des Motorsports, der mich in meiner Jugend inspiriert hat. Er ist ein Meilenstein in der Geschichte der Formel 1."

Formel-1-Rennstall Ferrari: "Alle bei Ferrari sind tief traurig über die Nachricht vom Tod unseres lieben Freundes Niki Lauda. Er hat zwei seiner drei Weltmeisterschaften bei uns gewonnen und wird immer in unseren Herzen und in denen aller Ferrari-Fans sein."

Luca di Montezemolo (ehemaliger Konzernchef von Ferrari): "Lieber Niki, Du warst 50 Jahre lang ein großer und wahrer Freund. Dein Ableben hinterlässt eine tiefe Leere in mir. (...) Mit Dir habe ich einige der schönsten Momente meines Lebens erlebt. Wir haben viele unvergessliche Ferrari-Siege gefeiert. Du warst ein großer Meister, ein Weltchampion auf der Rennbahn und außerhalb, ein ehrlicher Freund, ein loyaler und direkter Mensch."

Formel-1-Rennstall McLaren: "Obwohl Niki auf der Strecke im Geschäft ein Konkurrent war, blieb er ein Freund des McLaren-Teams, und er wird von allen in Woking sehr vermisst werden." (Mitteilung) "Eine Legende. Damals, jetzt und für immer." (via Twitter)

Formel-1-Rennstall Red Bull: "Ein Champion, eine Legende, ein Freund." (via Twitter)

Helmut Marko (Red-Bull-Motorsportberater): "Er war ganz klar ein Ausnahmemensch, der immer am Boden geblieben ist. Er war ein letztlich guter und großzügiger Mensch, und das ist am Ende immer mehr zu Tage getreten." (im österreichischen Fernsehsender oe24)

Franz Tost (Formel-1-Teamchef Toro Rosso): "Obwohl ich wusste, dass Nikis Gesundheitszustand kritisch war, bin ich immer davon ausgegangen, dass er an die Rennstrecken zurückkommt. Es ist sehr traurig, realisieren zu müssen, dass dies nicht der Fall sein wird. Die Formel 1 verliert einen der wichtigsten Botschafter des Sports. Mein tiefstes Beileid geht an die Familie."

Alain Prost (viermaliger Formel-1-Weltmeister und Laudas früherer Teamkollege): "Als ich mich zum ersten Mal für den Motorsport interessierte, hatte ich zwei Vorbilder: Jackie Stewart und Niki. Und ich hatte die Chance, zwei Jahre mit ihm zu verbringen. Es waren die beiden schönsten und die beiden besten Saisons meiner Karriere. (...) Es gibt Champions, Leute mit Erfolgen, aber hier verlieren wir einen Ehrenmann, der sich nie beschwert hat - über das Leben, sein Befinden, seinen Unfall. Und er hat immer nach vorn geschaut. Ich bin total erschüttert, ergriffen und sehr traurig nach diesem unglaublichen Schock." (bei "L'Equipe")

Nico Rosberg (Formel-1-Weltmeister 2016): "Ich habe soviel von dir gelernt. Deine Leidenschaft, dein Kampfgeist, niemals aufzugeben, dein Glaube daran, dass man sich immer zweimal im Leben begegnet, und selbst deine Geduld mit uns Youngsters. Ich und all die 100 Millionen Fans auf der ganzen Welt, die du ebenfalls stark inspiriert hast, in den härtesten Zeiten niemals aufzugeben, denken an dich und an deine Familie und wünschen, dass du in Frieden ruhst." (via Twitter)

Nico Hülkenberg (Formel-1-Pilot, Renault: "Kann keine Worte finden. Eine besondere Person ist verstorben." (via Twitter)

Fernando Alonso (zweimaliger Formel-1-Weltmeister): "Schockierende und traurige Neuigkeiten heute früh." (via Twitter)

Jenson Button (Formel-1-Weltmeister 2009): "Eine Legende hat uns verlassen." (via Twitter)

Damon Hill (Formel-1-Weltmeister 1996): "Bye bye Niki. Du hast uns allen großartige Lebenslektionen und Erinnerungen gegeben."

Carlos Sainz (Formel-1-Pilot McLaren): "Einer der letzten echten Helden unseres Sports, ein wahrer Gentleman und ein großer Mensch." (via Twitter)

Sergio Perez (Formel-1-Pilot Racing Point): "Ich werde niemals vergessen, dass eines der wenigen Male, in denen du deine Mütze abgezogen hast, mit mir war." (via Twitter)

Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen: "Ein ganz Großer und Schillernder, ein Idol und ehrgeiziger Kämpfer, der nie aufgegeben hat, ist von uns gegangen. Wie kein anderer hat Niki #Lauda unser Bild vom Rennsport, von der Formel 1 geprägt. Unser Mitgefühl ist bei seiner Familie." (via Twitter)

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz: "Das ganze Land und die Motorsportwelt trauert um einen ganz großen Österreicher. Niki, du wirst uns fehlen. Persönlich und auch im Namen der Republik möchte ich seiner Frau und seinen Kindern mein tiefstes Mitgefühl aussprechen! Mit Niki #Lauda verliert #Österreich eine seiner herausragendsten Persönlichkeiten. Die Rennstrecken waren seine Heimat und die Luftfahrt seine Liebe. Und wie kein anderer hat er sich mehrmals ins Leben zurück gekämpft. Er ist ein Vorbild für #Mut, #Disziplin und #Geradlinigkeit." (via Twitter)

David Alaba (österreichischer Fußball-Nationalspieler vom FC Bayern München): "Sehr traurig zu hören, dass er so früh verstorben ist. Niki Lauda, Du warst die Definition von Sportlichkeit und Kampfgeist." (via Twitter)

Daniel Brühl (Schauspieler, der Lauda im Film "Rush" dargestellt hatte): "Er war der mutigste Mann, den ich je kennengelernt habe, nicht nur als Formel 1-Pilot, sondern auch im Umgang mit den Menschen, immer ehrlich und direkt."

Arnold Schwarzenegger (Schauspieler und ehemaliger US-Gouverneur): "Niki war ein Champion. Er war eine Ikone. Er war ein österreichischer Schatz. Er war einer meiner liebsten Freunde. Ich werde diesen großzügigen, wegweisenden Helden von ganzem Herzen vermissen."

Fluglinie Laudamotion: "Niki Lauda war für die gesamte Airline-Branche eine große Inspiration und ein einzigartiger Visionär."

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