"Sofortige Verhandlung!"
Trump will baldiges Amtsenthebungsverfahren
- Veröffentlicht: 20.12.2019
- 08:35 Uhr
- dpa
Das Impeachment ist beschlossene Sache, nun will sich US-Präsident Trump möglichst bald einem Amtsenthebungsverfahren im Senat stellen - er spekuliert auf einen Freispruch in allen Punkten. Seine Kontrahentin Pelosi könnte den Zeitplan durcheinander bringen.
US-Präsident Donald Trump will das bevorstehende Amtsenthebungsverfahren im Senat gegen ihn so schnell wie möglich beginnen lassen. "Ich will eine sofortige Verhandlung!", schrieb der Republikaner am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Twitter. Mit der Mehrheit der Demokraten hatte das Repräsentantenhaus zuvor die formelle Eröffnung eines Amtsenthebungsverfahrens (Impeachment) gegen Trump beschlossen. Trump geht damit als dritter Präsident in die Geschichte der Vereinigten Staaten ein, der sich einem solchen Verfahren stellen muss. Im Senat - den Trumps Republikaner dominieren - wird das Verfahren im kommenden US-Wahljahr entschieden werden.
- Worum es geht: Machtmissbrauch und Behinderung der Ermittlungen des Kongresses in der Ukraine-Affäre - das sind die beiden Anklagepunkte gegen Trump, die die Abgeordneten im Repräsentantenhaus am Mittwochabend annahmen. Allerdings nur deshalb, weil die Demokraten eine Mehrheit in dieser Parlamentskammer haben. Kein einziger von Trumps Republikanern stimmte mit den Demokraten. Nach dem Votum im Repräsentantenhaus für die Eröffnung eines Impeachments gerät nun die andere Parlamentskammer ins Schlaglicht - der Senat. Dort wird das eigentliche Amtsenthebungsverfahren stattfinden.
- Was im Senat passiert: Die 100 Senatoren - 53 davon sind Republikaner - müssen in einer Art Gerichtsverfahren entscheiden, ob Trump von den Vorwürfen freigesprochen oder ob er des Amtes enthoben wird. Letzteres ist hochgradig unwahrscheinlich: Im Senat müssten sich für die dafür nötige Zweidrittelmehrheit mindestens 20 Republikaner auf die Seite der Demokraten schlagen. Das ist derzeit nicht in Sicht. Trump spekuliert darauf, in dieser Parlamentskammer von allen Vorwürfen freigesprochen zu werden. Trump würde dann im Amt bleiben - zumindest bis zur Präsidentschaftswahl im November 2020.
- Das Verfahren: Über den Ablauf des Prozesses im Senat gibt es Streit zwischen Demokraten und Republikanern. Die Demokraten wollen weitere Zeugenanhörungen im Senat, die Republikaner lehnen das ab. Bevor das Prozedere nicht geklärt ist, will die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, die Anklagepunkte nicht an den Senat übermitteln. Davor kann sich der Senat nicht damit befassen. Deswegen ist nicht absehbar, wann das Verfahren anfängt. Ursprünglich war der Beginn für Anfang Januar erwartet worden.
- Der Prozess: Bei einem Gerichtsprozess müssen Geschworene neutral sein, im Senat ist das nicht Voraussetzung. Der Mehrheitsführer der Republikaner, Mitch McConnell, hat im Sender Fox News bereits deutlich gemacht: "Es gibt keine Chance, dass der Präsident des Amtes enthoben wird." Sein demokratischer Gegenspieler Chuck Schumer warf McConnell im Gegenzug vor, den "unfairsten Impeachment-Prozess in der modernen Geschichte" der USA zu planen: McConnell habe nicht die Absicht, unparteiisch zu handeln und an die Fakten zu kommen.
- Der Hintergrund: Die Demokraten beschuldigen Trump, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu Ermittlungen gegen seinen Rivalen Joe Biden gedrängt zu haben, um die US-Wahl 2020 zu beeinflussen. Sie sehen es als erwiesen an, dass Trump von der Ankündigung solcher Ermittlungen ein Treffen mit Selenskyj im Weißen Haus und die Freigabe von Militärhilfe für die Ukraine abhängig gemacht habe. Das werten sie als Amtsmissbrauch. Sie werfen Trump außerdem vor, die Ermittlungen des Repräsentantenhauses dazu behindert zu haben. Trump wies die Vorwürfe am Donnerstag auf Twitter erneut zurück: Die Demokraten hätten "null Beweise".
- Was 2020 passiert: Am 3. November kommenden Jahres wählen die USA einen Präsidenten, ein Abgeordnetenhaus und ein Drittel der Senatoren. Trump spekuliert darauf, dass das Impeachment-Verfahren seine Wählerbasis und seine Wahlkampfspender mobilisiert. Er hofft, dass er nicht nur wiedergewählt wird und dass seine Republikaner den Senat halten werden - sondern auch, dass die Republikaner das Abgeordnetenhaus von den Demokraten zurückerobern können.