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Damaskus weist Schuld zurück

Türkei: Nervengift Sarin tötete Syrer

  • Veröffentlicht: 06.04.2017
  • 20:18 Uhr
  • dpa
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© dpa

Die grausamen Bilder nach Luft schnappender Opfer des mutmaßlichen Giftgas-Angriffes in Syrien graben sich in die Gedächtnisse ein. Die syrische Regierung weiß die Schuld zurück. Kanzlerin Merkel erhebt auch Vorwürfe in eine andere Richtung.

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Nach der Autopsie von Opfern des mutmaßlichen Giftgasangriffs in Syrien geht das türkische Gesundheitsministerium von einem Einsatz der Chemiewaffe Sarin aus. Das teilte die Behörde in Ankara am Donnerstag zwei Tage nach der verheerenden Attacke mit.

Der syrische Außenminister Walid al-Muallim wies internationale Schuldzuweisungen zurück: "Ich betone, dass wir diese Art von Waffen nicht eingesetzt haben und nicht einsetzen werden, weder gegen Zivilisten noch gegen Terroristen", sagte er in Damaskus. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump der Regierung von Präsident Baschar al-Assad gedroht.

Aktivisten hatten nach einem syrischen Luftangriff auf die Rebellen-Stadt Chan Scheichun in der nordsyrischen Provinz Idlib von insgesamt mindestens 86 Getöteten durch die Einwirkung von Giftgas berichtet. Unter den Opfern waren auch viele Kinder. Die Autopsie im südtürkischen Adana erfolgte dem Gesundheitsministerium zufolge an drei Leichen. Rund 30 Verletzte waren zur Behandlung in die Türkei gebracht worden. Sarin ist ein Nervengas und gehört zu den giftigsten Kampfstoffen. Es wird durch Einatmen und über die Haut aufgenommen und kann in Minuten zu Atemlähmung und Herzstillstand führen.

Merkel spricht von "Schande"

Neben der syrischen Opposition werfen auch westliche Regierungen Damaskus vor, für die Tat verantwortlich zu sein. Russland spricht dagegen von der Bombardierung eines Chemiewaffendepots der Rebellen. Präsident Wladimir Putin warnte am Donnerstag vor vorschnellen Schuldzuweisungen. Erst müsse es eine "sorgfältige und unvoreingenommene internationale Untersuchung" geben, teilte der Kreml zu einem Telefonat Putins mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte Russland dagegen wegen der Blockade einer Resolution des UN-Sicherheitsrates zum Angriff scharf. Ohne Moskau direkt zu nennen, sagte die Kanzlerin am Donnerstag im sächsischen Bad Muskau: "Es ist eine Schande, dass keine UN-Sicherheitsratresolution zustande kommt. Und hier müssen gerade diejenigen, die sich verweigern, überlegen, welche Verantwortung sie damit auf sich nehmen." Es spreche leider manches dafür, dass der Angriff vom Regime des Machthabers Baschar al-Assad ausgegangen sei, "auch dann die anschließende Bombardierung des Krankenhauses, wo die Opfer versorgt wurden".

US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch erklärt, für ihn seien "eine ganze Reihe von Linien überschritten worden". Zugleich drohte er an, dass dieser "Affront des Assad-Regimes gegen die Menschlichkeit nicht toleriert werden kann". Trump sagte nicht, wie eine Antwort der USA aussehen könnte. Er deutete militärische Schritte nur an.

Die Lage von Notleidenden in Syrien wird nach Angaben der UN immer dramatischer. Allein in der Region Ost-Ghuta nahe Damaskus seien 400.000 Menschen von Regierungstruppen eingeschlossen, sagte der UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland in Genf. Die Bewohner Ost-Ghutas hätten kaum noch Lebensmittel und Medikamente. Krankenhäuser seien durch Bombardierungen zerstört. Die UN forderte eine Waffenpause von 72 Stunden, um lebensnotwendige Hilfsmittel ausliefern zu können.

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