Bagdad ruft UN an
Türkei will Truppen nicht aus Irak abziehen
- Veröffentlicht: 06.10.2016
- 15:27 Uhr
- dpa
Der Irakische Ministerpräsident sagt, er wolle keinen Krieg mit der Türkei. Die Emotionen unter den Nachbarstaaten kochen hoch, weil Bagdad keine türkische Soldaten auf seinem Staatsgebiet dulden möchte. Ankara scheint das egal.
Die Türkei will im Streit mit dem Irak seine Truppen nicht aus dem Norden des Bürgerkriegslandes abziehen. Türkische Einheiten würden das Land nicht verlassen, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim in Ankara. Zuvor hatte Bagdad die Vereinten Nationen um die Einberufung des Sicherheitsrates gebeten, um Ankara zum Rückzug seiner Soldaten zu zwingen.
Die Türkei bildet in der Nähe von Mossul - im kurdisch kontrollierten Gebiet - sunnitische Kämpfer und kurdische Peschmerga für dan Kampf gegen den IS aus. Ein Streit darüber hatte bereits im vergangenen Jahr die Beziehungen zwischen beiden Ländern schwer belastet. Der Irak wolle nicht in einen Krieg mit der Türkei schlittern, hatte Ministerpräsident Haider Al-Abadi zuletzt gesagt.
Die "Verstöße und Einmischungen der türkischen Seite" müssten vor dem Sicherheitsrat diskutiert werden, teilte der Sprecher des irakischen Außenministeriums am Donnerstag in Bagdad mit. Es handele sich um eine Verletzung der irakischen Souveränität.
Scharfe Kritik an Türkei
Der türkische Premier Yildirim betonte, die Truppen seien im Norden des Nachbarlandes stationiert, um die Bevölkerungsstruktur in der Region zu erhalten. Der türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte in einem Interview am Wochenende gesagt, nach der Befreiung Mossuls von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dürften dort nur sunnitische Araber, Turkmenen und sunnitische Kurden leben.
Das stieß im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Irak auf scharfe Kritik. Die Türkei und der Irak hatten bereits am Mittwoch gegenseitig den Botschafter des anderen Landes einbestellt.
Unterstützt von einer US-geführten Militärkoalition hatten irakische Regierungseinheiten und kurdische Verbände den IS in den vergangenen Monaten immer weiter zurückgedrängt. In den kommenden Wochen wird mit dem Beginn einer Offensive auf Mossul - zusammen mit Al-Rakka in Syrien die bedeutendste Stadt der Dschihadisten - gerechnet. Auch die Bundeswehr bildet im Nordirak kurdische Peschmerga aus.