Neue Betrügermasche
Vorsicht! Falsche Polizisten unterwegs
- Veröffentlicht: 02.07.2017
- 15:31 Uhr
- dpa
Nach dem Enkeltrick haben Verbrecher nun eine neue Masche: sie geben sich als Polizisten aus. Vorsicht ist geboten!
Die zunehmenden Betrügereien falscher Polizisten sind nach Einschätzung von Ermittlern eine Form des organisierten Verbrechens. "Die Taten sind generalstabsmäßig geplant", sagte Frank Weiss von der Polizei in Hameln. Im Weserbergland waren falsche Polizisten im ersten Halbjahr 2017 genauso wie in vielen anderen Regionen Niedersachsens sehr aktiv. Die Gauner versuchen, ihre Opfer in Telefongesprächen unter Vorwänden zur Herausgabe von Bargeld, Wertgegenständen oder Bankdaten zu bewegen, um damit Konten zu plündern.
Vielfach haben die Täter damit Erfolg. In den letzten Junitagen wurden zum Beispiel in Bad Münder zwei 78 und 89 Jahre alte Rentnerinnen um jeweils fünfstellige Euro-Beträge gebracht. Davor büßte in Göttingen eine Rentnerin ihre gesamten Ersparnisse ein, auch im Kreis Göttingen verlor ein Senior mehrere tausend Euro. In Bad Salzdetfurth wurde eine im betreuten Wohnen lebende Frau um 25.000 Euro geprellt. Und in Nienburg hatte eine Rentnerin bereits 20.000 Euro vom Konto abgehoben, bevor ihr im letzten Augenblick Zweifel kamen und sie die echte Polizei informierte.
Delikte falscher Polizisten werden zwar nicht zentral erfasst. Das Landeskriminalamt hat nach Angaben einer Sprecherin in diesem Frühjahr aber verstärkt Anrufe registriert, bei denen sich die Betrüger als Beamte ausgaben. "So oft wie in den vergangenen Wochen haben die Täter es aber wohl noch nie versucht", sagte Axel Bergmann von der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg.
Ähnlich sehe es auch im südlichen Niedersachsen aus, sagte Jasmin Kaatz von der Polizei in Göttingen. Dabei erfahre die echte Polizei vermutlich nur von einem Teil der Betrugsversuche. "Es gibt sicher eine hohe Dunkelziffer", sagte Kaatz.
Tausende Anrufe pro Tag
Dass die echte Polizei überall in Niedersachsen die Bevölkerung beinahe täglich vor der Masche warnt, schreckt die Gauner nicht ab. Im Gegenteil: Der Hamelner Ermittler Weiss geht davon aus, dass es inzwischen täglich Tausende Anrufe falscher Polizisten gibt. "Die kommen zumeist aus Callcentern in der Türkei", sagte Weiss. "Die Täter suchen mit Computerhilfe in Telefonverzeichnissen systematisch nach Personen mit Vornamen, die auf ein höheres Lebensalter schließen lassen." Denn die Betrüger spekulierten darauf, das ältere Menschen besonders leicht auf sie hereinfallen.
Am Telefon versuchten die rhetorisch gut geschulten Anrufer dann, die Opfer durch geschickte Gesprächsführung zur Preisgabe sensibler Daten und zur Herausgabe von Geld, Schmuck oder sonstigen Wertgegenständen zu bewegen. Ihre Masche: Sie erzählen, in der Nachbarschaft seien angeblich Einbrecher gefasst worden, die Listen mit Namen möglicher weiterer Opfer bei sich gehabt hätten. Darunter befänden sich auch die Angerufenen. Dann folgen Fragen nach Bargeld, Schließfächern oder Tresoren und das Angebot, Wertsachen zum Schutz vor Einbrechern abzuholen.
Beißen die Opfer an, werden sogenannte Läufer losgeschickt, die oftmals arglos vor der Haustür deponierte Beute mitgehen lassen. "Es handelt sich um Täter mit hoher krimineller Energie, die bestens organisiert sind und die sehr systematisch vorgehen", sagte Weiss.
Displays manipuliert
Um Vertrauen herzustellen, manipulieren die Täter vielfach ihre Telefonnummer, so dass bei den Angerufenen im Display "110" oder eine andere Polizeinummer erscheint. Teilweise bieten sie an, die Angerufenen mit einem "Staatsanwalt" zu verbinden, um ihre Geschichten seriöser erscheinen zu lassen. Ein älterer Mann in Hameln wurde von einem Anrufer aufgefordert, unverzüglich einen angeblichen Kriminaldirektor beim Bundeskriminalamt anzurufen.
"Wir warnen immer wieder davor, sich am Telefon auf vermeintliche Polizisten einzulassen", sagte LKA-Sprecherin Ayyildiz. Die echte Polizei werde Bürger am Telefon niemals dazu auffordern, ihre finanziellen Verhältnisse offenzulegen.