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Bedarf an Lebensmitteln wächst

Weltweite Getreideernte deckt Verbrauch nicht

  • Veröffentlicht: 07.04.2019
  • 14:39 Uhr
  • dpa
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Die Weltbevölkerung wächst und wächst, und mit ihr der Bedarf an Lebensmitteln. Doch die Getreideernte hält mit dem Verbrauch nicht Schritt.

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Zum zweiten Mal in diesem Jahrzehnt wird die weltweite Getreideernte nicht reichen, um den Bedarf zu decken. Das erwarten sowohl die UN-Welternährungsorganisation (FAO) in Rom als auch der Internationale Getreiderat (IGC) in London. Im Agrarjahr 2018/19 werden demnach knapp 30 Millionen Tonnen mehr verbraucht, als geerntet werden, schätzt die FAO in ihrer jüngsten Prognose. Die erwartete Gesamternte rund um den Globus beziffern die UN-Experten auf fast 2,66 Milliarden Tonnen.

Das letzte globale Getreide-Defizit gab es im Agrarjahr 2012/13, als die US-Farmer unter den Folgen einer mehrjährigen Dürre litten. Der Getreiderat - ein Zusammenschluss der wichtigsten Getreide produzierenden Staaten - gibt eine ganz ähnliche Prognose ab.

Eine Ursache des aktuellen Rückgangs ist die letztjährige Dürre in weiten Teilen Europas, die einen Rückgang der Weizenernte in der EU und Russland zur Folge hatte. Ein Agrarjahr bezeichnet den Zeitraum von einer Ernte bis zur nächsten. Auf der Nordhalbkugel beginnt dieses immer im Sommer, wobei die Starttermine in den USA, Europa und Asien unterschiedlich sind.

Folgen sind bereist zu spüren

Weizen ist überwiegend für den menschlichen Verzehr bestimmt, während der größere Teil der Maisernte für die Produktion von Futter für Rinder, Schweine und andere Nutztiere verwendet wird.

Die Folgen des knappen Weizens sind in Europa bereits zu spüren: Die Erzeugerpreise für Lebensmittel - also die Preise, die die Hersteller verlangen - sind laut Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahr kaum gestiegen. Doch bei Brot und Getreideerzeugnissen legten die Erzeugerpreise in Deutschland um kräftige 6,3 Prozent zu, wie der Verband auf Anfrage mitteilte. Schon 2018 gab es bei Brot und Getreideprodukten größere Preiserhöhungen als bei Lebensmitteln im Schnitt.

Europas größter Händler von Agrar-Rohstoffen ist die Münchner Baywa. Deren Vorstandschef Klaus-Josef Lutz vermutet, dass sich der Klimawandel bemerkbar macht. 2018 fiel die europäische Getreideernte dürrebedingt um sechs Prozent niedriger aus als im Vorjahr. "2018 war nicht der Ausreißer", sagte Lutz kürzlich dazu. "Das ist das dritte und vierte Jahr in Folge, dass klimatische Kapriolen uns das Geschäft schwer machen."

"Die Menschen wollen mehr Fleisch essen, damit brauchen wir Getreide"

Ein Minus bei der Getreideernte bedeutet nicht, dass Hungersnöte drohen: Die Lagerhäuser und Speicher rund um den Globus sind gut gefüllt. In den Vorjahren war die Getreideproduktion kräftig gestiegen. Bei dieser Entwicklung spielt nach Einschätzung der Baywa der wachsende globale Appetit auf Fleisch eine wichtige Rolle. "Die Wahrheit ist einfach: Die Menschen wollen mehr Fleisch essen, damit brauchen wir Getreide", sagte Vorstandschef Lutz dazu. "Wir sehen, dass wir einerseits eine rückläufige Produktion, und andererseits einen höheren Verbrauch haben."

In der Tat: "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren einen ziemlich kräftigen Anstieg der weltweiten Maisproduktion", sagte FAO-Ökonom Abdolreza Abbassian in Rom. Er nennt zwei Ursachen: "In den USA ist der Maisanbau für die Produktion von Biokraftstoffen ausgeweitet worden." Und auf der anderen Seite des Pazifiks essen die Chinesen mehr Fleisch.

Die Ausweitung der Maisproduktion hat nach Abbassians Worten aber keine wesentlichen Auswirkungen auf den Weizenanbau und damit die Herstellung von Lebensmitteln. "Mais und Weizen wachsen an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten", sagte der FAO-Experte.

Der Internationale Getreiderat in London geht davon aus, dass die weltweiten Vorräte sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr schrumpfen werden. Die Londoner Fachleute prophezeien für 2018/19 eine etwas größere Schrumpfung der Lagerbestände um 44 Millionen Tonnen, für 2019/20 rechnen sie mit einem weiteren Rückgang von 28 Millionen Tonnen.

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