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"Geht länger zur Schule"

WM-Kommentatorin wehrt sich gegen Hetzer

  • Veröffentlicht: 04.07.2018
  • 13:38 Uhr
  • dpa
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© dpa

Claudia Neumann erklärt jetzt in einem Interview, wie sie mit der Kritik unter der Gürtellinie umgeht.

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Nach Tagen der Anfeindungen hat sich Kommentatorin Claudia Neumann erstmals zu den sexistischen Beleidigungen gegen sie geäußert. "Ich finde das einfach grauenvoll", sagte die 54-Jährige der «Zeit» (Donnerstag). "Man kann den Menschen nur immer wieder zurufen: Geht länger zur Schule. Bildet euch weiter, erweitert euren Bewusstseinshorizont, dann lernt man auch, andere Haltungen zu tolerieren." Die Hetze gerade in sozialen Netzwerken sei «kein Claudia-Neumann-Problem, sondern ein gesellschaftliches Phänomen". Während der Fußball-Weltmeisterschaft ist Neumann online aufs Übelste beschimpft worden.

Neumann ist die einzige Frau, die im deutschen Fernsehen Spiele der WM in Russland kommentiert hat - viele Beleidigungen waren frauenfeindlich. "Vielleicht brauchen Männer ihre kleine Oase des Rückzugs, in der man sie Kind sein lässt", sagte Neumann nun dazu.

Kein Anstand?

"Gewissen Menschen scheint zumindest jegliche Form des Anstands abhandengekommen zu sein. Jedes Anderssein geht ihnen gegen den Strich", sagte Neumann weiter. "Ob es weibliche Kommentatoren sind oder homosexuelle Spieler, Fußballer mit Migrationshintergrund – manche Menschen scheinen nicht akzeptieren zu wollen, dass ihnen das Altbekannte abhandenkommt."

Verändert habe sie ihre Arbeit angesichts der Hetzer nicht. "Ich knicke doch nicht vor diesen Leuten ein." Seit der EM 2016 - schon damals war sie zur Zielscheibe geworden - überlege sie sich aber "zweimal, mit welchen Worten und mit welcher Wucht ich einen Spieler oder Trainer oder Manager kritisiere, weil ich nun weiß, wie tief das gehen kann".

Gegen zwei Nutzer, die sich gegenüber Neumann "extrem abfällig" geäußert haben, wurde Strafantrag gestellt. Es gehe um Beleidigung und öffentliche Aufforderung zu Straftaten.

Nicht nur Neumann

Generell werden Fußball-Kommentatoren im Netz immer wieder heftig angegangen. Am Dienstagabend zum Beispiel erfuhr Reporter Steffen Simon beim Spiel Kolumbien gegen England viel Häme und Spott - wenngleich meist gemäßigter als zuvor Neumann.

Die Journalistin kann der öffentlichen Debatte über ihre Rolle als Frau, die Fußball kommentiert, auch etwas Gutes abgewinnen: Der «Zeit» sagte sie, "je exponierter wir nun mit dem Thema umgehen, desto schneller wird es zur Normalität". Sie sei zwar keine Feministin, übernehme als Vorreiterin aber "einen Teil Verantwortung im gesellschaftlichen Bereich". Und: "Ich freue mich über jede Frau, die mir als Kommentatorin folgt."

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