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Statistik des Bundesfamilienministeriums

Zahl der Anrufe wegen häuslicher Gewalt gestiegen

  • Veröffentlicht: 22.04.2020
  • 17:39 Uhr
  • dpa
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© Fredrik von Erichsen/dpa/Symbolbild

Zu Beginn der Corona-Krise warnten Experten eindringlich vor einem Anstieg der häuslichen Gewalt und des Missbrauchs in den eigenen vier Wänden. Im Familienministerium gibt es nun erste Hinweise, dass es wirklich so kommt.

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Beim deutschlandweiten Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" hat die Nachfrage nach Beratung zu häuslicher Gewalt zuletzt zugenommen. Vergangene Woche habe man eine Steigerung von 17,5 Prozent im Vergleich zu zwei Wochen zuvor verzeichnet, sagte eine Sprecherin von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Bis dahin sei die Entwicklung der Beratungskontakte vergleichbar zum Vorjahr 2019 verlaufen - also ohne Auffälligkeiten. Ein Trend sei feststellbar. Giffey hatte Anfang der Woche die gestiegene Nachfrage in Zusammenhang mit der Corona-Krise gestellt, Familien stünden auf engem Raum unter besonderem Stress.

Zu Beginn der Krise hatten Experten und Politiker vor einer Zunahme von häuslicher Gewalt und Missbrauch gewarnt, weil die Familien dauerhaft in der Wohnung bleiben müssten und soziale Kontrolle durch Schulen, Kitas sowie Freunde und Bekannte entfalle.

Bis es dazu belastbare Daten etwa in den Kriminalstatistiken gibt, dauert es. "Wir haben bislang keine besorgniserregenden Steigerungen festgestellt und kein erhöhtes Fallaufkommen", sagte ein Sprecher der Polizei in München der dpa. "Das ist die erste Trend-Beobachtung." Allerdings würden Fälle oft erst im Nachhinein oder verspätet angezeigt. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen hatte das Innenministerium nach Ostern mitgeteilt, der befürchtete Anstieg der häuslichen Gewalt sei ausgeblieben. Der Rückgang der registrierten Gewalttaten insgesamt liege bei 30 Prozent.

Auch Berichte von Behörden und Hilfseinrichtungen aus anderen Bundesländern geben bisher keine Hinweise auf einen deutlichen Anstieg der Gewalt innerhalb der Familien - allerdings sind sie fast immer verbunden mit dem Hinweis, dass Fälle später oder auch gar nicht angezeigt würden.

Im Bereich häuslicher Gewalt, die sich in den meisten Fällen gegen Frauen und Kinder richtet, wird die Dunkelziffer von Experten generell als hoch eingeschätzt. Bereits Ende März hatte der Europarat auf Frankreich verwiesen, wo viele Frauen wegen der Beschränkungen keine Notrufstellen anrufen könnten.

Nach Angaben des Kinderschutzbunds sind die Meldungen bei Jugendämtern wegen Kindeswohlgefährdung zuletzt deutlich gesunken - was aber nicht bedeutet, das weniger passiert. "Vor dem Shutdown kamen etwa 60 Prozent dieser Meldungen von Schulen, Kitas und aus Kinderarztpraxen", sagte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, der "Rheinischen Post".

Die FDP im Bundestag forderte, die Prävention in den Fokus zu stellen. Es brauche Hotlines "auch für die Täter und solche, die potenziell zu welchen werden könnten", sagte die frauenpolitischen Sprecherin der Fraktion, Nicole Bauer. Für zusätzliche Ferienwohnungen oder Hotelzimmer als Schutzeinrichtungen und mehr Beratung brauche es auch mehr Fachkräfte und Infrastruktur. "Beides fehlt und wird nicht von heute auf morgen verfügbar sein." Der FDP-Fachpolitiker Matthias Seestern-Pauly mahnte, gerade jetzt müsse man "genau hinschauen, um Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu verhindern".

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