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Polizei sucht weitere mögliche Helfer

Zweite Festnahme wegen Terrorverdacht in Stockholm

  • Veröffentlicht: 09.04.2017
  • 14:54 Uhr
  • dpa
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© Kenta Jönsson/Bildbyran via ZUMA Wire/dpa

Der Täter von Stockholm scheint gefasst. Laut Polizei hat er Sympathien für die Terrormiliz IS geäußert. Am Sonntagmorgen gab es eine weitere Festnahme. Trotzdem sind nach dem Lkw-Anschlag noch viele Fragen offen. Unterdessen trotzen tausende Menschen in der schwedischen Hauptstadt dem Terror.

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Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm hat die Polizei am Sonntagmorgen eine zweite Person unter Terror- und Mordverdacht festgenommen. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Nachmittag mit. Details zu der Festnahme wollte die Behörde zunächst nicht bekanntgeben. Die Ermittler vermuten, dass der 39-jährige Usbeke am Freitag einen Lkw in einer Einkaufsstraße in eine Menschenmenge gesteuert hatte. "Die Beweislage hat sich verstärkt, und die Ermittlungen laufen sehr gut", sagte Jan Evensson von der Stockholmer Polizei.

Bei dem mutmaßlichen Terroranschlag in der belebten Drottninggatan waren vier Menschen getötet worden, 15 wurden verletzt. Zwei der Toten stammten den Behörden zufolge aus Schweden, die anderen beiden aus Großbritannien und Belgien. Geschlecht und Alter der Opfer gab die Polizei aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht bekannt.

Am Sonntagnachmittag versammelten sich die tausende Stockholmer auf einem zentralen Platz, um der Opfer zu gedenken und zu zeigen, dass sie keine Angst vor Terror haben. Der Anschlag war nach London und St. Petersburg der dritte in Europa innerhalb von drei Wochen.

Usbeke war wohl IS-Sympathisant

Die Polizei sucht weiter nach möglichen Helfern des mutmaßlichen Attentäters. "Ungefähr fünf" Personen halte man derzeit fest, sagte Evensson. Etwa 500 Menschen seien befragt worden. "Wir haben viele Kontrollen durchgeführt und Wohnungen in Stockholm durchsucht", sagte er.

Der am Freitagabend festgenommene Usbeke hat den schwedischen Behörden zufolge Sympathien für "extreme Organisationen" gezeigt, darunter die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Das sagte ein Polizeisprecher am Sonntag in der schwedischen Hauptstadt. Die Ermittler untersuchten außerdem einen verdächtigen Gegenstand, der auf dem Fahrersitz des Lastwagens gefunden worden war. Medien hatten spekuliert, es könnte sich um eine Bombe handeln. Das bestätigte die Polizei bei der Pressekonferenz nicht.

Am späten Samstagabend hatte die Polizei die Absperrungen um den Tatort entfernt. Ganz in der Nähe wollten sich Menschen am Sonntagnachmittag versammeln. Zu der "Liebes-Kundgebung" meldeten sich auf Facebook rund zehntausend Menschen an. Für 14.53 Uhr, der Uhrzeit des Anschlags am Freitag, war eine Schweigeminute geplant. Am Montag soll es außerdem eine landesweite Schweigeminute geben.

Monarch tief bestürzt

Schwedens König Carl XVI. Gustaf hatte den Lkw-Anschlag am Wochenende als "verachtenswürdig" verurteilt. Doch ihm gebe Hoffnung, "dass all diejenigen unter uns, die helfen wollen, viel zahlreicher sind als diejenigen, die uns schaden wollen", sagte der Monarch vor dem Königspalast in der Hauptstadt. Carl Gustaf und seine Frau, Königin Silvia, hatten nach dem Anschlag eine Brasilien-Reise abgebrochen und waren nach Schweden zurückgekehrt.

Die schwedische Polizei will nach der Tat weiter verstärkt Präsenz zeigen. "Ungefähr 100 Polizisten aus dem ganzen Land sind zur Unterstützung nach Stockholm beordert worden", sagte ein Sprecher. Zehn Tage lang sollen außerdem alle Ausreisenden an den Grenzen kontrolliert werden. Man könne noch nicht ausschließen, dass mehrere Menschen an der Tat beteiligt gewesen seien, hatte Reichspolizeichef Dan Eliasson am Samstag gesagt. "Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit Europol und Interpol."

BKA-Chef: Solche Täter vorher nur sehr schwer zu identifizieren

Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, sieht auch Deutschland mit einer vielschichtigen Gefahrenlage konfrontiert. "Sicherlich stellen die Personen, die sich hier im Stillen radikalisieren und zur Begehung ihrer Tat auf Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie Messer oder Äxte zurückgreifen, die Sicherheitsbehörden vor die größten Herausforderungen", sagte Münch der "Bild am Sonntag". "Denn in diesen Fällen gibt es mitunter keine Anhaltspunkte, durch die wir auf sie aufmerksam werden."

Die internationale Solidarität mit dem Land war am Wochenende groß. So wurde etwa das finnische Außenministerium in Helsinki in der Nacht zum Sonntag in den schwedischen Nationalfarben blau und gelb angestrahlt.

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