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Leben auf der Krim

Zwischen Alltag und Ausnahmezustand

  • Veröffentlicht: 04.03.2014
  • 20:45 Uhr
  • cwe, AP
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© AP

Jahrelang war der Ort Nowo-Oserne im Schatten einer großen sowjetischen Marinebasis von der Außenwelt abgeschnitten durch Straßensperren und bewaffnete Wachen. Heute kann man auf einer zweispurigen Straße vorbei an verlassenen Feldern und öden Dörfern wieder dorthin gelangen. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht: ein paar ramponierte Marinegebäude, eine Stacheldrahtsperre, gelegentlich ein Schiff, das den Arm des Schwarzen Meers hinaufgefahren ist.

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Russland hat dennoch offenkundig großes Interesse an diesem entlegenen Nest und dem ukrainischen Militärstützpunkt. Am Wochenende kamen Dutzende russischer Soldaten in Uniformen ohne Abzeichen und verlangten, dass die Ukrainer ihre Waffen abgeben.
Diese seltsame Militäraktion, die sich an vielen Orten der ukrainischen Halbinsel Krim so ähnlich abgespielt hat, verdeutlicht den tiefen Riss durch die örtliche Bevölkerung. Einige haben die Russen durchaus freundlich empfangen. Andere sind wütend. "Wir wissen, wer sie sind, und wir sehen das als Terrorismus", sagt der Geschäftsmann Sergej Reschetnik. "Wir wollen hier einfach in Ruhe leben."

Alles ist fast normal

Die Konfrontation in Nowo-Oserne ist typisch für die Lage auf der Krim. Die Übernahme der Kontrolle durch russische Soldaten vollzog sich am Wochenende erstaunlich geräuschlos, und das ukrainische Militär scheint auf der Krim inzwischen weitgehend ohne Macht. Und trotzdem haben sich die Russen auch noch nicht vollkommen durchgesetzt.

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In Nowo-Oserne jedenfalls herrscht seit Montagnachmittag ein seltsamer Schwebezustand. Nach der ersten Konfrontation mit ukrainischen Kräften haben sich die Russen in ein leeres Gebäude zurückgezogen. Nur vor dem Waffendepot stehen noch etwa ein Dutzend schwer bewaffnete Soldaten.

Die Komandanten beider Seiten haben sich ein paar Mal unterhalten, um zu verhindern, dass es quasi aus Versehen zu Gewalt kommt. Äußerlich wirkt an dem ukrainischen Militärgelände alles fast normal. Die Soldaten, ihre Frauen und Freundinnen gehen praktisch ungehindert im Stützpunkt ein und aus. Am Tor stehen bewaffnete ukrainische Wachen.

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Gefahr für den Tourismus

Rund um das Waffendepot patrouillieren hingegen prorussische Selbstverteidigungskräfte und durchsuchen Fahrzeuge, die das Gelände verlassen. Sie setzen große Hoffnung auf die Russen, bezeichnen sie doch die neuen Herrscher in der ukrainischen Hauptstadt Kiew als antirussische Faschisten, von denen sie auf der Krim das Schlimmste befürchten.

Hier gelte es zu verhindern, dass Waffen vom Stützpunkt in falsche Hände gerieten, sagen sie. "Wir wollen nicht, dass dies ein neues Jugoslawien wird", meint Alexej Masljukow am Kontrollpunkt.

Im Ort mit seinen rund 6000 Einwohnern leben nicht nur Russen, sondern auch Krimtataren, ein Turkvolk islamischen Glaubens, die einst die Mehrheit der Bevölkerung stellten, sowie Aseris, Roma und Juden. Viele von ihnen hegen keine Sympathien für Moskau, zumal Russland nach der Unabhängigkeit der Ukraine hier die meisten seiner Schiffe abzog und dem Ort weitgehend die wirtschaftliche Basis entzog.

Inzwischen lebt der Ort hauptsächlich von Touristen, die im Sommer zu Tausenden zu einem preiswerten Urlaub ans Meer kommen. Die bewaffnete Konfrontation könnte nun auch diese Einkommensquelle zunichtemachen. "Die Reisesaison wird eine Katastrophe", grummelt Geschäftsmann Reschetnik. "Die Leute sind bereits pleite."

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