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Interview mit den "Hochzeit auf den ersten Blick"-Experten

Liebe und Verbindlichkeit in Zeiten des Wisch-und-Weg-Datings

  • Aktualisiert: 06.09.2022
  • 10:50 Uhr
Article Image Media

Neue Blind Dates auf dem Standesamt: Das SAT.1-Sozialexperiment "Hochzeit auf den ersten Blick" startet am Sonntag, 27. Oktober 2019, 17:30 Uhr, in die sechste Staffel: Begleitet wird das Experiment vom erfahrenen Experten-Trio: Psychoanalytikerin Dr. Sandra Köhldorfer, Paar- und Sexualtherapeutin Beate Quinn und Diplompsychologe Markus Ernst. Im Interview sprechen die drei Beziehungsexperten über Liebe und Verbindlichkeit in Zeiten des Wisch-und Weg-Datings.

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"Wir brauchen wieder mehr Verbindlichkeit im Leben."

In Zeiten von Tinder & Co scheint der nächste passende Partner ja quasi nur um die Ecke zu warten. Lohnt sich Verbindlichkeit da eigentlich noch?

Dr. Sandra Köhldorfer: Natürlich! Wir sind Beziehungswesen und brauchen emotionale Geborgenheit, Stabilität und Kontinuität. Daran ändern auch Tinder & Co nichts. Die Online-Dating-Welt schafft schließlich nur Gelegenheiten zum Kennenlernen. In einer verbindlichen Beziehung zu leben macht uns im besten Falle stärker, gesünder und glücklicher und wir können uns dadurch noch besser entfalten. Und Verbindlichkeit bedeutet, dass zwei Menschen sich einig sind, in welcher Form und mit welchem Verhalten und welchen Werten sie füreinander da sind. Sich auf einen anderen verlassen zu können und selbst eine verbindliche Person zu sein, lohnt sich immer.

Tun sich eher Männer schwer mit Verbindlichkeit, oder sind es die Frauen?

Beate Quinn: Allgemein tun sich immer mehr Menschen schwer, feste Beziehungen einzugehen. Aus meiner Erfahrung als Paartherapeutin heraus stelle ich aber fest, dass es für Männer und Frauen unterschiedliche Lebensphasen gibt, in denen sie Beziehungen verbindlicher leben. Unter den bindungswilligen Menschen sind es die Männer, die etwas später eine verbindliche Beziehung suchen: Ab Mitte 30 stehen die Werte Beziehung und Familie dann hoch im Kurs. Die Phase des Ausprobierens ist vorbei und man weiß, was man will. Deshalb läuft die Partnersuche gezielter ab. In dieser Phase verlieben sich Männer in aller Regel auch schneller als Frauen. Bei weiblichen Singles sinkt die Bereitschaft für eine neue Beziehung und die Partnersuche ab 40 drastisch. Grundsätzlich wünschen sich Singlemänner in jedem Lebensalter nach einer Trennung häufiger eine neue Beziehung als Frauen, weil sie auch mehr unter Einsamkeit leiden.

Bei "Hochzeit auf den ersten Blick" starten die Beziehungen mit dem ultimativen Bekenntnis der Verbindlichkeit: dem Ja-Wort im Standesamt. Inwiefern wirkt sich das positiv auf die Beziehungsentwicklung aus?

Dipl.-Psych. Markus Ernst: Aufgrund des intensiven Analyseprozesses im Vorfeld ist für uns Experten bereits klar, dass die beiden Singles, die sich vor dem Standesamt das erste Mal treffen, aus wissenschaftlicher Sicht sehr gute Voraussetzungen für eine langfristige und glückliche Beziehung haben. Damit das aber auch wirklich gelingt, müssen sich die Partner vorbehaltslos aufeinander einlassen. Durch die Eheschließung und die Verbindlichkeit, die damit einhergeht, signalisieren sich unsere Paare zum einen die Ernsthaftigkeit ihrer Entscheidung füreinander, zum anderen erhöht sich dadurch auch ihre Motivation, sich richtig aufeinander einzulassen und nicht bei der ersten kleinen Meinungsverschiedenheit das Handtuch zu werfen.

Wie passt das zusammen, dass die Dating- und Beziehungs-Welt einerseits immer schnelllebiger zu sein scheint, andererseits die Zahl der Eheschließungen seit Jahren steigt?

Dr. Sandra Köhldorfer: Wir sind so frei wie noch nie in der Wahl unterschiedlichster Beziehungsmodelle. Und viele Menschen entscheiden sich dafür, im Bund der Ehe zu leben. Verheiratet zu sein ist Bekenntnis und der Beginn einer nach außen hin sichtbaren, verbindlichen Beziehung. Nur weil der Zugang zu potentiellen Partnern einfacher geworden ist, die Wahlmöglichkeit unendlich erscheint, heißt das nicht, dass unsere Sehnsucht nach dem einen Partner, den wir lieben und mit dem wir eine gemeinsame Welt gestalten wollen, aufgehört hat.

Woran erkenne ich, dass mein Partner es ernst mit mir meint?

Dipl.-Psych. Markus Ernst: Ein gutes Zeichen ist zum Beispiel, wenn Sie spüren, dass er/sie Interesse an Ihnen und Ihrem Leben hat und nicht nur von sich berichtet. Auch wenn der Partner/die Partnerin Sie den eigenen Freunden und der Familie vorstellt, ist das meist ein Hinweis darauf, dass er/sie es ernst mit Ihnen meint. Wer gemeinsame Zukunftspläne schmiedet, geht davon aus, dass die Beziehung auf Langfristigkeit ausgelegt ist – auch ein Zeichen dafür, dass Sie Ihrem Partner/Ihrer Partnerin wichtig und Teil seines/ihres Lebens sind. Wichtig ist aber auch das eigene Gefühl: Fühle ich mich wohl in der Beziehung, ernst genommen und respektvoll behandelt von meinem Partner?

Würden Sie Paaren generell zur Ehe raten?

Beate Quinn: Sie setzen damit natürlich ein Zeichen. Liebe braucht Verbindlichkeit! Die Ehe liegt uns Menschen im Blut, wir Menschen wollen uns aufeinander beziehen und wollen weiterhin an die große Liebe glauben. Das ist auch gut so. Ich würde Paaren, die entschlossen sind, Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern und Krisen zu bewältigen und die einen gemeinsamen Blick in die Zukunft teilen, raten: Traut Euch! Eine verbindliche Beziehung lässt uns wachsen und reifen. Wir brauchen wieder mehr Verbindlichkeit im Leben! Nicht als Antwort auf eine unsichere Welt, sondern als Basis zwischenmenschlicher Beziehungen. Wichtig ist jedoch, dass jedes Paar für sich entscheidet, welches Beziehungsmodell es leben möchte.

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 "Hochzeit auf den ersten Blick" – ab 27. Oktober 2019 immer sonntags um 17:30 Uhr in SAT.1.

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