Mazedonien lässt immer weniger passieren
Tausende Flüchtlinge sitzen fest
- Veröffentlicht: 22.02.2016
- 14:26 Uhr
- dpa
Ist das der letzte Schritt vor der vollständigen Schließung der griechischen Grenze nach Norden? Mazedonien lässt immer weniger Flüchtlinge passieren. Sie wissen nicht mehr, wohin.
An der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien stranden immer mehr Flüchtlinge auf ihrem Weg Richtung Norden. Mehr als 5.000 Migranten irrten am Montag an der Grenze entlang und suchten einen Durchlass, wie Augenzeugen berichteten. Mazedonien erlaubt seit einigen Tagen nur noch Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak die Durchreise. Afghanen, die bislang "automatisch" als Flüchtlinge galten, werden seit zwei Tagen nach Griechenland zurückgeschickt.
Auch in der Hafenstadt Piräus, wo Flüchtlinge per Fähre von den Ägäis-Inseln ankommen, mussten Tausende Menschen am Kai ausharren. Die Polizei ließ sie nicht weiterfahren, um die Lage an der Grenze zu Mazedonien nicht weiter zu verschlimmern.
Hilfsorganisationen versuchten, die Menschen notdürftig zu versorgen. "Seit heute Morgen durften nur 200 Menschen (nach Mazedonien) rübergehen", sagte ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation im griechischen Fernsehen. Bis vergangenen Freitag konnten am griechisch-mazedonischen Grenzübergang Idomeni-Gevgelija mehr als 2.000 Menschen täglich weiterreisen.
Die Flüchtlinge befürchten, dass sie interniert werden könnten
Schlimm war die Situation auch in Piräus. Am Morgen kamen dort mehr als 4.000 Migranten an. Obwohl sie bereits Tickets für 50 Euro pro Person und 25 Euro für Minderjährige für die Busfahrt nach Mazedonien bezahlt hatten, durften sie nicht weiter. "Wir haben bezahlt und kommen hier nicht weg. Das ist gemein", sagte ein aus dem Irak stammender Mann im griechischen Rundfunk.
Den Flüchtlingen bieten die Behörden an, in ein Lager nahe Piräus zu gehen. Das lehnten sie aber ab. Sie befürchten, dass sie interniert werden könnten, berichteten Augenzeugen aus Piräus.
Der Migrantenzustrom dauert unterdessen an: In den ersten 20 Februar-Tagen sind in Griechenland trotz schlechten Wetters 33.767 Migranten auf Booten angekommen. Seit Jahresbeginn hätten 94.269 Menschen von der Türkei übergesetzt, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Montag mit.
Athen hofft nun auf einen Erfolg des Nato-Einsatzes in der Ägäis
"Wir werden Lager brauchen", sagte der für Migration zuständige griechische Vizeminister Ioannis Mouzalas am Montag im griechischen Staatsfernsehen (ERT). In Zusammenhang mit der Weigerung zahlreicher EU-Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen, sagte Mouzalas: "Es gibt eben Staaten, in denen es an europäischer Kultur mangelt."
Mazedonien lässt nach griechischen Informationen Afghanen nicht weiterreisen, weil Serbien seine Grenze für Afghanen seit Sonntag geschlossen halte. Mazedonien macht es aber auch für die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak immer schwieriger: Es weist auch Flüchtlinge ab, die nur Registrierungspapiere der griechischen Behörden haben, aber keinen Pass oder Ausweis mit sich führen.
Athen hofft nun auf einen Erfolg des Nato-Einsatzes in der Ägäis. Doch auch hier soll es nach einem Bericht der Athener Zeitung "Ta Nea" Komplikationen geben. Die türkische Vertretung bestreite einen Punkt in Vereinbarungen zwischen der EU, der Nato und Ankara, wonach von Nato-Schiffen gerettete Bootsflüchtlinge in die Türkei zurückgebracht werden sollen. Kreise des Athener Außenministeriums bestätigten dies der Deutschen Presse-Agentur. Zudem gebe es Probleme mit dem Einsatz der Nato-Schiffe in Regionen der Ägäis, die nach Ansicht der Türkei entmilitarisiert sein müssen.