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Die Welt trauert um die Opfer

Tiefe Bestürzung nach Anschlag in Manchester

  • Veröffentlicht: 23.05.2017
  • 10:19 Uhr
  • dpa
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© Joel Goodman/London News Pictures via ZUMA/dpa

Beileidsbekundungen und Solidaritätsaddressen aus aller Welt haben am Morgen nach dem Anschlag in Manchester die Briten erreicht. Der Wahlkampf für die Parlamentswahl wurde vorerst unterbrochen. Unterdessen wird unter dem Hashtag #Manchestermissing online nach Vermissten gesucht.

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Nach dem tödlichen Anschlag bei einem Popkonzert im nordenglischen Manchester wehen die Flaggen am britischen Regierungssitz auf halbmast. In der Londoner Downing Street seien die Flaggen im Gedenken an die Toten und Verletzen auf halbmast gesetzt worden, berichtete die britische Nachrichtenagentur PA am Dienstagmorgen.

Mindestens 22 Menschen starben und 59 weitere wurden bei der Explosion am späten Montagabend verletzt. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatte ein Mann einen selbstgebauten Sprengsatz gezündet. Der Attentäter sei bei der Explosion ums Leben gekommen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Parteien unterbrechen Wahlkampf - Krisensitzung der Regierung

Großbritanniens Parteien haben den Wahlkampf bis auf Weiteres unterbrochen. Labour-Chef und Oppositionsführer Jeremy Corbyn sagte, er habe dies Premierministerin Theresa May abgesprochen und sich mit ihr darauf geeinigt. May hat für Dienstagmorgen eine Sitzung des Sicherheitskabinetts der Regierung einberufen.

"Wir sind daran, alle Einzelheiten dessen, was von der Polizei als entsetzlicher Terroranschlag behandelt wird, herauszuarbeiten. All unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Familien von allen, die betroffen sind", sagte May am frühen Morgen.

Der Chef der Liberaldemokraten, Tim Farron, sagte einen Wahlkampfauftritt in Gibraltar ab, die Schottische Nationalpartei SNP verschob die für Dienstag geplante Vorstellung ihres Wahlprogramms. In Großbritannien wird am 8. Juni gewählt.

Innenministerin Rudd verurteilt "barbarischen Angriff"

Die britische Innenministerin Amber Rudd bezeichnete die Explosion in Manchester als "gezielten Angriff". Die Explosion bei dem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande sei ein "barbarischer Angriff, der absichtlich abzielt auf einige er Verwundbarsten in unserer Gesellschaft - junge Menschen und Kinder bei einem Popkonzert", sagte Rudd in einer am Dienstamorgen veröffentlichten Mitteilung. Manchester sei bereits früher Ziel von Terrorismus gewesen. Dieser Angriff solle Angst schüren und spalten. "Aber das wird ihm nicht gelingen."

Die Ministerin sprach den Familien und Opfern ihr Mitgefühl aus und lobte die Arbeit der Rettungskräfte. Im Sicherheitskabinett der Regierung würden weitere Informationen über diesen Angriff zusammengetragen, sagte Rudd, mehr könne sie derzeit nicht dazu sagen. Die Bevölkerung solle wachsam bleiben, aber keine Angst haben.

Merkel: Deutschland steht Großbritannien zur Seite

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich nach dem Bombenanschlag in Manchester entsetzt geäußert. "Es ist unbegreiflich, dass jemand ein fröhliches Popkonzert ausnutzt, um so vielen Menschen den Tod zu bringen oder ihnen schwere Verletzungen zuzufügen", teilte die CDU-Vorsitzende am Dienstag mit. Ihre Anteilnahme gelte allen Opfern und Betroffenen sowie den Angehörigen in ihrer Trauer und Verzweiflung.

"Dieser mutmaßliche terroristische Anschlag wird nur unsere Entschlossenheit stärken, weiter gemeinsam mit unseren britischen Freunden gegen diejenigen vorzugehen, die solche menschenverachtenden Taten planen und ausführen», sagte Merkel demnach weiter. Den Menschen in Großbritannien versicherte sie: "Deutschland steht an Ihrer Seite."

Auch Außenminister Sigmar Gabriel zeigte sich betroffen: "Entsetzliche Nachrichten aus Manchester!", schrieb der SPD-Politiker am Dienstag auf Twitter. "Unsere Gedanken sind jetzt bei unseren britischen Freundinnen und Freunden. United we stand." (auf Deutsch etwa: "Wir stehen Seite an Seite.")

"Unschuldige Kinder und Jugendliche heimtückisch in den Tod zu bomben, ist so niederträchtig, dass einem dafür die passenden Worte fehlen", teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit. Er habe seiner englischen Kollegin sein Beileid übermittelt und ihr jegliche Unterstützung zur Bewältigung der Lage angeboten. "Wir stehen zusammen!"

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz reagierte ebenfalls tief betroffen. "Grauenhafte Nachrichten aus Manchester", schrieb der SPD-Vorsitzende am Dienstagmorgen bei Twitter. "Wissen noch nicht viel, aber das Leid ist unfassbar. Meine Gedanken sind bei Opfern und Angehörigen."

Macron: Frankreich steht in der Trauer an der Seite der Briten

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat "mit Entsetzen und Bestürzung" auf den Bombenanschlag in Manchester reagiert. "Er spricht dem britischen Volk das volle Mitgefühl und die Fürsorge Frankreichs aus, das in der Trauer an seiner Seite steht, mit einem besonderen Gedanken für die Opfer und ihre Familien", teilte der Élyséepalast am Dienstag in Paris mit. "Der Präsident der Republik wird mit der britischen Regierung und den britischen Truppen den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen." Der Élysée kündigte an, dass Macron mit Premierministerin May telefonieren werde.

Premierminister Edouard Philippe zog eine Parallele zu den Anschlägen der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015, als der Konzertsaal "Bataclan" ins Visier genommen wurde. "Angesichts dieses abscheulichen Verbrechens möchte ich den Bürgern von Manchester und dem britischen Volk meine Trauer, die Solidarität des französischen Volks und seine unerschütterliche Freundschaft sagen", teilte Philippe mit. Er rief seine Mitbürger zur Wachsamkeit auf.

Putin: Gemeinsam mit Großbritannien Terror bekämpfen

Kremlchef Wladimir Putin hat nach dem Anschlag in Manchester die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Großbritannien im Kampf gegen den Terror betont. "Wir verurteilen dieses zynische, unmenschliche Verbrechen scharf", hieß es in einem Schreiben an die britische Premierministerin Theresa May dem Kreml zufolge am Dienstag in Moskau. "Wir rechnen damit, dass die Drahtzieher einer angemessenen Strafe nicht entkommen werden." Moskau wolle sowohl auf bilateraler Ebene mit London zusammenarbeiten als auch im Rahmen breiter internationaler Bemühungen.

EU nach Anschlag von Manchester solidarisch mit Großbritannien

Die Europäische Kommission hat Großbritannien nach dem Terroranschlag von Manchester Solidarität zugesichert. "Heute trauern wir mit euch", erklärte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Dienstag in Brüssel. "Morgen werden wir an eurer Seite daran arbeiten, gemeinsam mit euch jene zu bekämpfen, die unsere Art zu leben zerstören wollen." Großbritannien hat den Austritt aus der EU beantragt, ist aber bis 2019 noch volles Mitglied.

Online-Suche nach Vermissten

Unterdessen suchen Angehörige und Freunde unter dem Hashtag #Manchestermissing nach dem Anschlag im Internet nach Vermissten. Vor allem Fotos von Kindern und Jugendlichen wurden bis Dienstagmorgen bei Twitter gepostet. Die Sängerin Ariana Grande (23), die am Montagabend in der Manchester Arena aufgetreten war, gilt als Teenie-Star und hat in dieser Altersgruppe besonders viele Fans. Auch einige Stars teilten Vermisstenanzeigen, darunter die US-Sängerin Pink (37).

Unter #RoomForManchester boten unterdessen Twitter-Nutzer Betroffenen einen Platz in ihren Wohnungen an. Dutzende Kinder sollen unterdessen in nahegelegenen Hotels Unterschlupf gefunden haben.

Stadtregierung von Manchester: "Terroristen werden ihr Ziel nicht erreichen"

Die Bewohner der Stadt Manchester wollen Terroristen keinen Raum geben. "Wir trauern, aber wir sind stark", sagte Bürgermeister Andy Burnham nach dem Anschlag in der nordenglischen Stadt. Der Chef der Stadtverwaltung, Sir Richard Leese sagte: "Manchester ist eine stolze, starke Stadt, und wir werden Terroristen nicht erlauben, ihr Ziel zu erreichen, Angst zu säen und uns zu spalten", teilte Leese am frühen Dienstagmorgen mit.

Es sei schwierig, sich eine schlimmere Nacht in der Geschichte der Stadt vorzustellen, sagte er dem Sender BBC Radio 4. "Als Stadt, als Gemeinschaft, werden wir weiter zusammenhalten und werden nicht erlauben, dass wir besiegt werden."

Manchesters Fußballklubs reagieren erschüttert auf Bombenanschlag

36 Stunden vor dem Finale der Fußball-Europa-League hat Manchester United geschockt auf den Anschlag in der Heimatstadt reagiert. "Wir sind von den schrecklichen Ereignissen der letzten Nacht in der Manchester Arena sehr erschüttert. Unsere Gedanken und Gebete gehen an alle Betroffenen", twitterte der Finalist am Dienstagmorgen. Im Endspiel trifft Manchester United am Mittwoch (Beginn 20.45 Uhr) in Solna bei Stockholm auf Ajax Amsterdam.

Zuvor hatte auch Lokalrivale Manchester City via Twitter sein Beileid bekundet. "Es erfüllt uns mit großer Traurigkeit, dass wir von den schrecklichen Ereignissen in der Arena hören müssen. Unsere Herzen gehen zu allen Betroffenen und zu den Notdiensten unserer Stadt", hieß es im Twitter-Feed.

Solidarität aus Paris und Nizza

Die Bürgermeister von Paris und Nizza, die in den vergangenen Jahren Tatort schwerer Terroranschläge waren, haben nach dem Anschlag in Manchester ihr Mitgefühl ausgedrückt. "Heute steht Paris an der Seite Manchesters", schrieb die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, Anne Hidalgo, auf Twitter. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien." Der Rathauschef von Nizza, Christian Estrosi, erklärte in der Nacht zum Dienstag: "Solidarität mit den Einwohnern von #Manchester."

In Nizza an der Côte d'Azur hatte ein Mann im vergangenen Juli 86 Menschen ermordet, als er am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast war. In Paris und dem Vorort Saint-Denis hatten Islamisten in der Terrornacht vom 13. November 2015 130 Menschen umgebracht, einige Monate davor hatten bereits die Anschläge auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt Frankreich erschüttert.

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