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Erschreckender Polizeibericht

Vor SEK-Einsatz bei G20-Krawallen drohte Schusswaffeneinsatz

  • Veröffentlicht: 19.07.2017
  • 23:25 Uhr
  • dpa
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© Christian Charisius/dpa

Beim G20-Einsatz in Hamburg sind fast 600 Polizisten verletzt worden. Es hätte noch weit schlimmer kommen können, sagen die Einsatzleiter vor Abgeordneten der Bürgerschaft. Ohne die Unterstützung durch Spezialkräfte hätte die Polizei möglicherweise schießen müssen.

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Vor dem Innenausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft hat die Polizeiführung am Mittwoch dramatische Einzelheiten des G20-Einsatzes berichtet. Unmittelbar vor dem Hilferuf an Spezialkräfte am Abend des 7. Juli habe die Polizei am Schanzenviertel Schwerstverletzte oder Tote befürchtet und sogar einen Schusswaffeneinsatz nicht ausgeschlossen, sagte der Leiter des für die Spezialkräfte zuständigen Einsatzabschnitts, Michael Zorn. Er sei der Ansicht, "dass wir um Haaresbreite an einer sehr, sehr schwerwiegenden Eskalation der Lage vorbeigeschrammt sind".

Rund 1500 zu allem bereite Personen

Auf der überwiegenden Zahl der Dächer hätten Menschen gestanden. Es sei nicht unterscheidbar gewesen, ob es sich um Schaulustige, Anwohner oder Gewalttäter handelte, sagte der Leiter der Bundespolizei-Inspektion Hamburg, Norman Großmann. Verdeckt im Einsatz befindliche Beamte hätten gemeldet: "Das Schanzenviertel ist zur Festung ausgebaut." Es hielten sich demnach dort rund 1500 zu allem bereite Personen auf. Ein Eingreifen der Polizei von nördlicher Seite sei wegen einer Eisenbahnbrücke nicht möglich gewesen.

Die angeforderten Spezialkräfte aus Sachsen und Österreich hätten die Dächer von neun Gebäuden am Schulterblatt geräumt. Vor dem ersten Einsatz hätten seine Beamten 40-Millimeter-Gummigeschosse auf die Dachkante gefeuert, sagte Zorn. Die Gewalttäter hätten Eisenstangen und Holzpaletten vom Dach geworfen. Die Beamten hätten daraufhin die Ziellaser ihrer Waffen auf die Täter gerichtet. Großmann, der die Festnahmeeinheiten führte, hatte nach eigenen Angaben von Donnerstag bis zu dem Zeitpunkt am Freitagabend bereits rund 200 verletzte Kollegen in seinem Abschnitt.

592 verletzte Polizisten

Der Leiter des G20-Einsatzes, Hartmut Dudde, erklärte, es seien 592 Beamte zwischen Einsatzbeginn am 22. Juni und Einsatzende am 10. Juli «durch Fremdeinwirkung» verletzt worden.

In der Spitze des Einsatzes seien mehr als 23 000 Polizisten aus allen Bundesländern beteiligt gewesen. Während des Gipfels habe die Einsatzleitung weitere Hundertschaften aus anderen Bundesländern angefordert. Der Entschluss fiel, nachdem vermummte Gewalttäter am ersten Gipfeltag vor allem durch westliche Stadtteile marschierten, Geschäfte beschädigten und Autos in Brand steckten.

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