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Ukraine-Krieg, Zölle und die EU

Besuch im Weißen Haus: Merz will bei Trump nicht als "Bittsteller" auftreten

  • Veröffentlicht: 01.06.2025
  • 15:53 Uhr
  • Kira Born
In der kommenden Woche wird es zum ersten persönlichen Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) seit dessen Amtsantritt kommen.
In der kommenden Woche wird es zum ersten persönlichen Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) seit dessen Amtsantritt kommen. © Evan Vucci/Kay Nietfeld/AP/dpa/dpa

Selbstbewusst und ruhig will Kanzler Merz dem US-Präsidenten in Washington begegnen. Trotzdem hat sich Merz für den Umgang mit Trump Tipps von europäischen Amtskollegen geben lassen.

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Merz trifft Trump: Das ist die Agenda des Treffens

Merz trifft Trump: Das ist die Agenda des Treffens

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Inhalt

Wie kommt Bundeskanzler Friedrich Merz mit US-Präsident Donald Trump zurecht? Finden die beiden einen guten Draht zueinander oder kommt es zur Konfrontation? Am kommenden Donnerstag (5. Juni) wird es Antworten auf diese Fragen geben. Merz wird dann zu seinem Antrittsbesuch bei Trump im Weißen Haus erwartet.

Im Mittelpunkt dürften die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs, die Reaktion der NATO auf die wachsenden Bedrohungen von außen und der Zollstreit zwischen den USA und der EU stehen.

Merz hat bereits klargemacht, dass er nicht als "Bittsteller" nach Washington reist und die europäischen Positionen dort selbstbewusst vertreten wird. Konkrete Ergebnisse sind bei dem ersten Kennenlernen aber eher unwahrscheinlich.

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Wie wird der Besuch des Bundeskanzlers in Washington ablaufen?

Merz wird keine 24 Stunden in Washington sein. Er bricht am Mittwochabend nach einem Abendessen mit den Ministerpräsident:innen der Länder in Berlin auf. Beim Treffen mit den Länderchefs nach der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag lässt er sich von Kanzleramtschef Thorsten Frei vertreten. Man muss eben Prioritäten setzen.

In der Nacht zum Donnerstag wird Merz nach Mitternacht in Washington erwartet und dann im Gästehaus des US-Präsidenten übernachten, was im Umfeld des Kanzlers als besondere Ehre gewertet wird. In dem gegenüber vom Weißen Haus gelegenen Blair House haben in den vergangenen gut 80 Jahren viele Dutzend Staats- und Regierungschefs vom französischen Präsidenten Charles de Gaulle bis zur britischen Queen Elizabeth II. genächtigt.

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Am Donnerstag ist dann am späten Vormittag ein Gespräch mit Trump unter vier Augen und ein anschließendes Mittagessen geplant. Zum Abschluss soll es eine Pressebegegnung geben. Ob die improvisiert im Oval Office - dem Büro des Präsidenten - stattfindet oder ob es eine Pressekonferenz gibt, ist noch offen.

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Wie gut kenen sich Merz und Trump?

Die beiden sind sich erst einmal vor vielen Jahren flüchtig in New York begegnet. Seit dem Amtsantritt von Merz vor vier Wochen haben sie aber schon vier Mal telefoniert - ein Mal zu zweit und danach dreimal in größerer Runde mit mehreren anderen europäischen Staats- und Regierungschefs zum Ukraine-Krieg.

Merz hat inzwischen die Handy-Nummer des US-Präsidenten und tauscht sich mit ihm per SMS aus. Seit dem jüngsten Telefonat sprechen sich die beiden auch mit den Vornamen Friedrich und Donald an.

Wie liefen die bisherigen Gespräche zwischen Kanzler und US-Präsidenten?

Merz hat darüber vor wenigen Tagen beim WDR-Europaforum überraschend offen gesprochen. "Wenn man mit ihm alleine spricht, das ist halt Small Talk", erzählte er. "Und wichtig ist immer, dass man nicht so lange redet, sondern dass man kurz redet und ihn auch reden lässt."

Jedes "zweite bis dritte Wort" des US-Präsidenten sei "great" gewesen, und es sei in dem Gespräch "sehr viel um Trump" gegangen. Die Small-Talk-Themen waren die US-Metropole Chicago, für die beide ein Faible haben, und der US-amerikanische Papst Leo XIV. Merz lud Trump auch zu einem Besuch in die Heimat dessen Vorfahren väterlicherseits ein, die aus dem kleinen Winzerdorf Kallstadt an der Weinstraße in der Pfalz stammen.

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Merz will im Weißen Haus selbstbewusst auftreten

Zugewandt, aber selbstbewusst: "Man muss sich auf ihn einstellen und auf ihn einlassen. Und gleichzeitig darf man sich nicht kleiner machen, als wir sind", sagte er beim WDR-Europaforum. "Wir sind da keine Bittsteller."

Merz geht das Treffen gelassen an: "Ich brauche keinen Baldrian, um ruhig zu bleiben und mit dem amerikanischen Präsidenten ein vernünftiges Gespräch zu führen", sagte er kürzlich im ZDF. Der Kanzler bereitet sich aber intensiv auf den Termin vor. Von mehreren Staats- und Regierungschefs, die bereits bei Trump waren, hat er sich Ratschläge geben lassen, unter anderem von Selenskyj, Ramaphosa, Meloni, dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre und dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb.

Welche Themen stehen auf der Agenda zwischen Merz und Trump?

An Nummer eins der Agenda dürften die Bemühungen um ein Ende des Krieges in der Ukraine stehen. Merz hat sich dabei unter den europäischen Staaten mit an die Spitze gesetzt, zeigte sich zuletzt aber frustriert über mangelnde Fortschritte. In Washington wird er bei Trump darum kämpfen, den Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu erhöhen, um diesen zu einer Waffenruhe zu bewegen. Die Europäer bereiten dazu ein weiteres Sanktionspaket in dem Bewusstsein vor, dass sie Putin nur zusammen mit den Amerikanern wirklich beeindrucken können.

Trump sagte am Mittwoch, innerhalb der nächsten zwei Wochen werde sich zeigen, ob Putin "uns an der Nase herumführt" oder nicht. "Und wenn er es tut, werden wir ein wenig anders reagieren." Von neuen Sanktionen gegen Russland halte ihn nur die Tatsache ab, "dass ich, wenn ich glaube, dass ich kurz vor einem Deal stehe, das nicht vermasseln möchte". Noch vor dem Treffen von Merz und Trump ist am Montag eine weitere russisch-ukrainische Gesprächsrunde in Istanbul angesetzt, die Aufschluss darüber geben könnte, ob eine Annäherung zwischen beiden Seiten möglich ist.

Eine Lösung im Zollstreit mit den USA: Darüber verhandelt die EU-Kommission mit den USA. Merz wird sich da nicht in die Details einschalten, kann aber als Chef des wirtschaftsstärksten europäischen Landes Vertrauen schaffen und Impulse setzen. Für die von Trump ursprünglich zum 1. Juni angedrohten Zölle von 50 Prozent gibt es nun eine Frist bis zum 9. Juli.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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