Weniger Feiertage?
Für mehr Geld: Diese Länder haben schon Feiertage gestrichen
- Veröffentlicht: 18.07.2025
- 16:21 Uhr
- Emre Bölükbasi
Frankreich denkt übers Streichen von Feiertagen nach – auch Kanzler Merz hat dazu eine klare Meinung. Andere Länder haben es längst getan. Ein Blick auf Europas stille Feiertagsreformen.
"Das kommt hoch wie das Ungeheuer von Loch Ness", sagte Bundeskanzler Friedrich Merz am Freitag (18. Juli) auf der Sommer-Pressekonferenz – und kommentierte damit eine Debatte, die regelmäßig für Aufsehen sorgt: Soll Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen Feiertage streichen - gegen die Interessen der meisten Arbeitnehmer:innen? "Regelmäßig ist so eine Diskussion da - ehrlich gesagt: Ich führe sie nicht", stellte Merz klar.
Dabei hat Frankreichs Regierung unter Premier François Bayrou nur wenige Tage zuvor angedeutet, zwei Feiertage streichen zu wollen - wegen der hohen Staatsverschuldung.
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Während Merz ablehnt und Frankreich diskutiert, haben andere europäische Länder längst durchgezogen, was in Deutschland nur als Gedankenspiel kursiert. Aus wirtschaftlichem Kalkül – mit spürbaren Folgen. Ein Überblick über Europas stille Feiertagskürzungen:
Deutschland: Der stille Abschied vom Buß- und Bettag
Von 1981 bis 1994 war der Buß- und Bettag ein gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland – heute gilt er nur noch in Sachsen. Der Grund für das Aus: die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995. Um die Arbeitgeber:innen finanziell zu entlasten, wurde der Feiertag geopfert. Sachsen stemmte sich damals gegen die Streichung - dort ist der Buß- und Bettag noch immer ein arbeitsfreier Feiertag.
Frankreich: Noch nur ein Vorschlag – aber mit Wucht
Während Deutschland aktuell abwinkt und andere Länder bereits Fakten geschaffen haben, debattiert Frankreichs Mitte-Rechts-Regierung über massive Kürzungen. Zwei Feiertage sollen gestrichen, Renten eingefroren und Beamtenstellen abgebaut werden. Gesamtziel: Einsparungen von 43,8 Milliarden Euro für den Haushalt 2026. Premier Bayrou warnt vor einer Staatsschuldenkrise wie in Griechenland – und weiß, dass sein Job an diesem Sparpaket hängen könnte.
Der Widerstand wächst: Unter anderem die Rechte lehnt die Streichung zweier Feiertage entschieden ab. Der Premierminister hatte die Streichung des Ostermontags und des 8. Mai, an dem an das Ende des Zweiten Weltkrieges und den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland erinnert wird, vorgeschlagen.
Dänemark: Ein Feiertag für die NATO
Im Jahr 2023 ließ Dänemark mit einem Beschluss aufhorchen: Der "Store Bededag" – Großer Gebetstag – wurde ersatzlos gestrichen, um mehr Geld für Rüstungsausgaben bereitzustellen. Das Parlament folgte Premierministerin Mette Frederiksen, die die Entscheidung mit den Worten untermauerte: "Es gibt alle möglichen Leute, die denken, wir könnten weniger arbeiten. Vergesst es, Freunde, vergesst es einfach."
Der Schritt war heftig umstritten: Kirchen, Gewerkschaften und Hunderttausende Demonstrierende liefen Sturm, eine Petition erreichte nahezu eine halbe Million Unterschriften. Doch Frederiksen blieb hart. Ziel: Das Zwei-Prozent-Ziel der NATO bis 2030 statt 2033 erreichen – und rund 3 Milliarden Kronen (400 Mio. Euro) jährlich einsparen. Ein Feiertag für mehr Sicherheit.
Portugal: Vier Feiertage gestrichen, dann zurückgeholt
In der Schuldenkrise 2012 griff auch Portugal zum radikalen Mittel. Vier gesetzliche Feiertage wurden gestrichen – zwei weltliche, zwei religiöse. Darunter: der 5. Oktober (Gründung der Republik), der 1. Dezember (Wiedererlangung der Unabhängigkeit von Spanien), Allerheiligen und Fronleichnam.
Die Begründung: Wirtschaftsstärkung und ein Signal an internationale Kreditgeber. Doch die Maßnahme hatte ein Ablaufdatum: 2016 wurden alle vier Feiertage wieder eingeführt, nachdem eine neue linke Mehrheit im Parlament die Austeritätspolitik rückgängig gemacht hatte. Der Alltag kehrte zurück – mit freiem Tag.
Slowakei: Kein Feiertag für die Freiheit
Juni 2025, Bratislava: Die slowakische Regierung unter Premier Robert Fico streicht den 17. November – den "Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie" – als arbeitsfreien Feiertag. Symbolisch bleibt er bestehen, doch es wird gearbeitet. Fico begründet den Schritt mit einer Haushaltsschieflage.
"Wenn der Staat 200 oder 300 Millionen verliert, dann bieten wir eine Alternative – wir streichen einen staatlichen und einen religiösen Feiertag", sagte Fico. Analyst:innen beziffern das Einsparpotenzial des gestrichenen Tages auf rund 155 Millionen Euro. Die Wahl fiel bewusst auf einen symbolträchtigen Termin: den Beginn der Samtenen Revolution 1989.
Oppositionelle werfen der Regierung daher vor, bewusst demokratische Werte zu demontieren. "Sie hätten jeden anderen Tag wählen können. Sie haben diesen gewählt, weil er symbolisch ist", so der Abgeordnete Július Jakab.
Dieser Beitrag wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- NZZ: Portugal führt abgeschaffte Feiertage wieder ein
- Stern: Was ist der Buß- und Bettag und welche Bundesländer haben heute frei?
- SZ: Dänemark streicht Feiertag - für Rüstungsausgaben
- The Slovak Spectator: Slovakia ends November 17 public holiday amid fiscal pressures
- Welt: Portugal streicht vier Feiertage