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Verteilungsbericht 2023 - Viele Deutsche sind zu arm

Keine Kleidung und kalte Wohnung: Armut in Deutschland

  • Veröffentlicht: 02.11.2023
  • 17:24 Uhr
  • Lara Teichmanis
Rund 17,3 Millionen Menschen (20,9 Prozent der Bevölkerung) waren im Jahr 2022 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
Rund 17,3 Millionen Menschen (20,9 Prozent der Bevölkerung) waren im Jahr 2022 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.© Foto: Gerald Matzka/dpa

Arm sein - was bedeutet das eigentlich in einem reichen Land wie Deutschland? Eine Studie bringt Licht ins Dunkel und beleuchtet, wie vielen Bürger:innen Geld für Notwendiges fehlt.

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Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich als wohlhabendes Land gilt, leben einige Bürger:innen in der Bundesrepublik an der Armutsgrenze. Doch was genau bedeutet es, in Deutschland arm zu sein? Wer ist besonders betroffen und woran fehlt es am meisten?

Wer gilt als arm?

Laut Statistischem Bundesamt liegt der Schwellenwert für Armut für Alleinstehende bei 15.000 Euro Jahreseinkommen und 31.500 Euro Jahreseinkommen für Familien mit zwei Kindern. Damit sind 20,9 Prozent der Deutschen von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Besonders Frauen über 65 Jahren und Kinder- und Jugendliche unter 18 Jahren sind betroffen. Außerdem definiert der "Spiegel" Personengruppen wie Arbeitslose, Minijobber, Ostdeutsche, Alleinerziehende, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sowie Personen mit niedrigem Bildungsabschluss als von Armut gefährdet. 

Die Konsequenzen für Betroffene sind mitunter dramatisch. Nicht nur das Gefühl, kein vollwertiger Teil der Gesellschaft zu sein, beeinflusst die mentale Gesundheit von Armutsbetroffenen. Auch der Verzicht auf materielle Konsumgüter wie beispielsweise angemessene Winterkleidung hat Einfluss auf das körperliche Empfinden, besonders in der kalten Jahreszeit.

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Studio zeigt das Ausmaß von Armut

Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zeigt nun, dass im Jahr 2021 für rund 17 Prozent der Personen, die dauerhaft unter der Armutsgrenze lebten, neue Kleidung unerschwinglich war. Außerdem gaben rund 4 Prozent der dauerhaft Armen an, die Wohnung nicht angemessen heizen zu können. 

Die Malteser warnen davor, dass besonders von Armut betroffene Kinder häufig lebenslange Konsequenzen tragen müssen. Ein Beispiel dafür ist Bildungsarmut. Sie ist häufig eine direkte Folge vom Aufwachsen in einem armen Elternhaus. Da Erziehungsberechtigte oft nicht bei Hausaufgaben unterstützen oder Lernmaterial kaufen können, wird das Lernen von Kindern nicht ausreichend unterstützt und gefördert. Dementsprechend fällt es armen Kindern schwerer, einen höheren Bildungsabschluss zu erlangen und so besser bezahlte Berufe ergreifen zu können.

Weiter beeinflusst Armut die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wer es sich nicht leisten kann, mit seinen Freund:innen und Klassenkameraden ins Kino, auf den Schulausflug oder ins Schwimmbad zu gehen, ist psychisch belastet und isoliert, schreibt die Malteser.

Im Video: So viele Kinder sind in Deutschland armutsgefährdet 

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Armutsentwicklung der letzten Jahre

Die Studie des WSI zeigte weiter, dass die Einkommensarmut von 2021 zu 2022 etwas zurückgegangen ist. Während im Jahr 2021 noch rund 16,9 Prozent in Armut lebten, waren es 2022 nur noch 16,7 Prozent. Dieser Trend ist grundsätzlich positiv zu bewerten, jedoch fällt die Bilanz im Blick auf die Jahre vor der Corona-Pandemie negativ auf. Wie der "Spiegel" weiter berichtet, lag 2019 der Bevölkerungsanteil unterhalb der Armutsgrenze bei 15,9 Prozent.

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