Angst vor ICE und halbleere Stadien
Klub-WM in den USA: Fans nicht zu Gast bei Freunden
- Veröffentlicht: 14.07.2025
- 17:05 Uhr
- Domagoj Klobucar
Die FIFA Klub-WM in den USA schreckte viele Fans schon im Vorfeld ab. Mit Aussagen zu ihren Gästen ließen Präsident Trump und sein Vize Vance während des Turniers aufhorchen. Warum die Klub-WM für viele Anhänger kein Fußballfest war.
Das Wichtigste in Kürze
Angst vor Ausgrenzung und Gewalt: Viele Fußballfans aus dem Ausland mieden die Klub-WM in den USA, weil sie sich nicht sicher fühlten.
Verstärkte Kontrollen und die Angst vor Abschiebung schreckten vor allem Menschen aus Lateinamerika, Afrika und muslimisch geprägten Ländern ab.
US-Präsident Trump und sein Vize JD Vance schürten mit ihren Aussagen zusätzlich Verunsicherung bei ausländischen Anhänger:innen.
Chelsea-Triumph unter den Augen von Donald-Trump: Der US-Präsident hat gemeinsam mit FIFA-Präsident Gianni Infantino das Finale der Klub-WM in New York am Sonntag (13. Juli) verfolgt. Die etwa 70.000 Zuschauer:innen beim Endspiel zwischen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain (PSG) und den Londonern wurden deutlich strenger kontrolliert als bei den vorangegangenen Partien in New Jersey.
Zur Erinnerung: 2026 findet die Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten statt - weshalb Trump und Infantino zunehmend Nähe demonstrieren. Mit den forcierten Abschiebungen und seiner harten Rhetorik gegen Migrant:innen spaltet Trump aktuell das eigene Land. Ziel seiner Migrationspolitik ist die "größte Massenabschiebung in der Geschichte". Dabei zielen seine Pläne vor allem auf Menschen mit lateinamerikanischem und muslimischem Migrationshintergrund ab.
Das schien die Stimmung während der Klub-WM widerzuspiegeln. Grundsätzlich präsentierten sich die USA in den Augen zahlreicher Fans während vier Wochen Klub-WM ebenfalls als wenig gastfreundlich - viele wurden bereits vor dem Start des Turniers abgeschreckt.
Rafael etwa, ein leidenschaftlicher Fußballfan aus Mexiko, der heute in Südkalifornien lebt, hatte sich schon auf das Klub-WM-Spiel zwischen PSG und Atlético Madrid im Rose Bowl in Pasadena gefreut. Doch als sich herausstellte, dass das United States Immigration and Customs Enforcement, kurz ICE, die größte Polizei- und Zollbehörde des Ministeriums für innere Sicherheit der USA sowie der Zoll- und Grenzschutz (CBP) bei den Spielen anwesend sein würden, beschloss er, seine Tickets zu verkaufen.
"Ich wollte sie wirklich nicht aufgeben", sagte Rafael. Doch er tat es, "aus Angst vor Festnahme oder Verfolgung", berichtete er dem Online-Portal "Influencer UK" im Juni.
Wie Rafael zögerten auch viele andere Fans, die Spiele der Klub-WM zu besuchen, da sie sich Sorgen um die Einwanderungsbestimmungen machten. Anhänger:innen des brasilianischen Klubs Flamengo Rio de Janeiro beispielsweise hatten bereits lange vor entsprechenden Berichten ihre Spielpläne und Partys abgesagt.
Die FIFA verbucht Erfolg für sich
Für FIFA-Chef Gianni Infantino ist jedes Turnier ein Erfolg – und zwar mit dem ersten Anpfiff. Die Klub-WM in den USA ist für den FIFA-Präsidenten vor allem ein strategisches Schaufenster: mehr Clubs, mehr Spiele, mehr Märkte. Zu einer vollständigen Rückschau auf die Klub-WM gehört allerdings auch der Blick auf die Tribüne - dort herrschte wenig begeisternde Stimmung und viele Sitze blieben leer. Schließlich schritt die FIFA ein, nutzte optische Tricks wie vorteilhafte Kameraeinstellungen im Fernsehbild, sogar KI-generierte Fans saßen auf sonst leeren Plätzen. Ticketverkäufe konzentrierten sich nach der Gruppenphase des Turniers auf die Ränge, die von den TV-Kameras eingefangen werden, um Stadien voller wirken zu lassen.
Dass viele Stadien halbleer blieben? Wurde seitens Infantino nicht kommentiert. Dass das Gastgeberland ausländische Fans sowie US-amerikanische Anhänger:innen mit Migrationsgeschichte abschreckte? War kein Thema.
Infantino verfolgte weiter seine Vision vom Fußball als globale Event-Maschinerie – egal, was die Fans dazu sagen. Während auf einigen Tribünen gähnende Leere herrschte, sprach der FIFA-Chef von einem "Meilenstein für den Weltfußball", wie "t-online" berichtete. Die Realität offenbarte Stadien, die wie Hochsicherheitszonen gesichert waren. So fanden sich bewaffnete Scharfschütz:innen auf den Stadiondächern. Was Sicherheit vermitteln sollte, nahmen viele Fans als Bedrohung auf.
Für Vance sind Gäste Unsicherheitsfaktoren
Bereits vor dem Turnier hatten CBP und ICE gegenüber NBC Miami klargestellt, dass sie als Teil des Sicherheitsteams des Sportevents anwesend sein würden und anwesende Fans ohne US-Pass ihre Einwanderungspapiere mit sich führen sollten.
Dieser Erklärung folgte ein im Weißen Haus während einer Pressekonferenz geäußerter, vermeintlicher Scherz von US-Vizepräsident JD Vance: Die Leute seien bei der WM 2026 willkommen, aber "wenn die Zeit abgelaufen sei, müssten sie nach Hause gehen", zitiert ihn die Nachrichtenagentur AP. In einer weiteren Pressekonferenz am 7. Mai 2025 sprach er laut AP von "Grenzschutz vor Fußballshows" und der "Gefahr fremder Kulturen".
Als während der laufenden Klub-WM öffentlich über Sicherheitsmaßnahmen und Zuschauerzahlen debattiert wurde, forderte Vance mehr Kontrolle, mehr Härte – gegenüber Fans, die er pauschal als Unsicherheitsfaktoren einstufte. Der Druck auf Städte, Sicherheitsbehörden und Veranstalter stieg – und mit ihm das Gefühl, dass dieses Turnier die verschärfte US-Migrationspolitik abbilden sollte.
Messi gab es zum Discountpreis zu sehen
Die FIFA und Gastgeberland USA verbuchen das Turnier als Erfolg. Die Einnahmen durch Ticketverkäufe blieben zwar überschaubar, doch 1,5 Millionen Karten wurden dennoch verkauft - wenn auch nicht zu den ursprünglich veranschlagten Preisen. Bereits vor dem Eröffnungsspiel am 14. Juni hielt sich das Publikum in Miami beim Ticketverkauf merklich zurück. Eröffnet wurde das Turnier mit der Partie zwischen Inter Miami mit Lionel Messi und Al-Ahly aus Ägypten. Die billigsten regulären Karten dafür kosteten drei Tage vor dem Spiel nur noch 31 Dollar statt 349 wie zuvor.
Profitiert haben die Veranstalter daher vor allem von Medienrechten und globalem Marketing, mit denen sich die USA als idealer Gastgeber für die WM 2026 positionieren will - trotz der Unkenrufe zahlreicher Fans.
- Verwendete Quellen:
- Die Welt: "Das finale Zeichen der Verbrüderung von Trump und dem Fifa-Boss", 11. Juli 2025
- Influencer UK: "Immigration Concerns Cast Shadow Over Soccer Tournaments as Fans Fear ICE Presence", 13. Juni 2025
- The Guardian: "Authoritarian-friendly Fifa fest shows why next year’s World Cup must be boycotted", 16. Juni 2025
- ran: "FIFA Klub-WM 2025: Turnier-Fehler machen klar, dass die USA kein Fußball-Land sind - ein Kommentar", 1. Juli 2025
- kicker: " Leere Ränge bei der Klub-WM? Die Tricks der FIFA.", 5. Juli 2025
- t-online: "Eine Ohrfeige für Infantino", 18. Juni 2025