Nazi-Verbrecher flüchtete nach Südamerika
Lange vermisste Polizeiakte gibt neue Erkenntnisse zu KZ-Arzt Mengele
- Veröffentlicht: 06.05.2025
- 17:37 Uhr
- Max Strumberger
Ein kürzlich entdecktes Dokument wirft neues Licht auf die Flucht von Josef Mengele, dem berüchtigten "Todesengel von Auschwitz", nach Südamerika. Reporter von MDR investigativ fanden eine argentinische Polizeiakte, die zeigt, dass Mengele 1959 in die Bundesrepublik Deutschland einreisen wollte.
Josef Mengele, bekannt als der "Todesengel von Auschwitz", gilt als einer der skrupellosesten Nazi-Verbrecher während des Zweiten Weltkriegs. Als Lagerarzt des KZs Auschwitz war er dafür verantwortlich, welche Häftlingen arbeiten, sterben oder seinen medizinischen Versuchen dienen musste. Berüchtigt war Mengele für seine Experimente an Zwillingen. Nach dem Krieg entkam Mengele den Strafbehörden und setzte sich nach Südamerika ab.
Verschollenes Dokument liefert neue Erkenntnisse über Mengele
Nun ist ein lange Zeit verschollenes Dokument aufgetaucht, das neue Erkenntnisse über die Zeit des ehemaligen Lagerarztes liefert. Reporter von MDR investigativ stießen bei Recherchen auf die argentinische Polizeiakte, die zeigt, dass Mengele im Februar 1959 unter seinem echten Namen in die Bundesrepublik Deutschland einreisen wollte. So findet sich in der Akte ein entsprechender Antrag an die argentinischen Behörden, der bislang nicht dokumentiert war. In Deutschland wollte Mengele offenbar seinen kranken Vater besuchen.
"Das hat historische Bedeutung, sehr hohe Bedeutung", sagte der Historiker Bogdan Musial dem MDR. "Diese Details zu wissen, wie es nach ‘45 mit ihm [weiter]ging. Das ist sehr interessant. Und das ist so präzise noch nicht untersucht." Die Akte wirft auch ein Licht auf das fragwürdige Verhalten der deutschen Ermittlungsbehörden und den fehlenden Willen, den berüchtigten Nazi-Verbrecher aufzuspüren. "Wir sehen bei Mengele, dass der Wille eigentlich nicht da war […] Das Ziel war eben, [ihn] doch nicht zu verfolgen", sagte Bogdan Musial weiter.
Lagerarzt von Auschwitz tauchte in Südamerika unter
Nach seiner Flucht aus Europa gelangte Mengele zunächst nach Argentinien, wo er unter dem Schutz von Netzwerken lebte, die ehemaligen Nationalsozialisten halfen, sich der Strafverfolgung zu entziehen. In Argentinien führte Mengele ein relativ unauffälliges Leben und arbeitete in verschiedenen Positionen, darunter als Geschäftsführer eines Unternehmens, das landwirtschaftliche Maschinen herstellte.
In den 1960er Jahren, als der Druck der Behörden - unter anderem des israelischen Geheimdienstes Mossad - auf ihn zunahm und die Gefahr einer Entdeckung größer wurde, zog Mengele nach Paraguay. Dort erhielt er die paraguayische Staatsbürgerschaft, was ihm eine gewisse Sicherheit bot. Paraguay war zu dieser Zeit unter der Diktatur von Alfredo Stroessner, einem Regime, das ehemaligen Nationalsozialisten gegenüber nicht feindlich gesinnt war. Mengele lebte weiterhin unter einem Decknamen und vermied es, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Mengele entging den Strafbehörden
Später zog Mengele nach Brasilien, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1979 lebte. In Brasilien fand er Zuflucht bei einer deutschen Familie, die ihm half, sich zu verstecken. Trotz der internationalen Fahndung und der Bemühungen von Nazi-Jägern wie Simon Wiesenthal, ihn aufzuspüren, gelang es Mengele, sich der Festnahme zu entziehen. Er lebte in verschiedenen abgelegenen Orten und führte ein zurückgezogenes Leben, immer in der Angst, entdeckt zu werden. Mengele starb 1979 in Brasilien an einem Schlaganfall, während er beim Schwimmen war.
- Verwendete Quellen: