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Digitale Märkte auf dem Vormarsch

Mehrheit gegen häufigere Ladenöffnungen am Sonntag

  • Aktualisiert: 08.08.2025
  • 04:32 Uhr
  • dpa
Digitale Minimärkte könnten sonntags eine Lösung sein.
Digitale Minimärkte könnten sonntags eine Lösung sein.© Markus Lenhardt/dpa

Digitale Minimärkte könnten die Lösung im Streit um verkaufsoffene Sonntage sein. Allerdings gibt es Gegenwind von Kirchen und Gewerkschaften. Die generelle Skepsis gegenüber verkaufsoffenen Sonntagen zeigt sich auch in einer Umfrage.

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Inhalt

  • Nahversorgung gesichert, Ort aufgewertet
  • Kritik von Kirchen und Gewerkschaft 
  • Rechtlicher Graubereich

Sonntags shoppen können, ohne dass die Kasse besetzt ist - digitale Minimärkte könnten hier eine Art Win-Win-Lösung sein. Immerhin glaubt mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur, dass (mehr) verkaufsoffene Sonntage dem Einzelhandel wirtschaftlich helfen würden. Doch ist der Ruhetag vielen zumindest im übertragenen Sinne heilig.

Die sogenannten Smart Stores lösten den Widerspruch auf, sagte Prof. Stephan Rüschen von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn. "Einerseits gibt es den gesellschaftlichen Konsens, dass wir keine generelle Sonntagsöffnung wollen", erklärte. Auch wer nicht selbst betroffen sei, schätze offensichtlich die Arbeitsruhe auch für andere Menschen. "Auf der anderen Seite wird die Nahversorgung gerade im ländlichen Raum aufgewertet."

Die generelle Skepsis gegenüber verkaufsoffenen Sonntagen zeigt sich auch in der YouGov-Umfrage: 59 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich dagegen aus, dass Geschäfte sonntags grundsätzlich häufiger geöffnet sein sollten. Nur 34 Prozent waren dafür. Unter den Befürwortern gab etwa jeder Achte an, bevorzugt sonntags in Smart Stores einkaufen zu wollen. Das Umfrageinstitut befragte vom 23. bis 25. Juli repräsentativ 2.006 Personen.

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Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

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News

Einzelhandel

Ladenschlussgesetz: Media-Markt-Saturn-Chef plädiert für Sonntagsöffnung

Die Sonntagsruhe ist gerade für die Beschäftigten im Einzelhandel ein wichtiger Tag zur Erholung. Nun bringt der Chef der Elektronikwarenkette Media-Markt-Saturn eine reguläre Sonntagsöffnung ins Gespräch.

  • 17.01.2024
  • 10:34 Uhr

Nahversorgung gesichert, Ort aufgewertet

Die DHBW hat in einer eigenen Erhebung Menschen befragt, die schon konkret Erfahrungen mit einem rund um die Uhr geöffneten Smart Store in ihrer Umgebung gemacht haben. Jeweils ein sehr großer Anteil von über 80, teils über 90 Prozent findet Rüschen zufolge, dass der Alltag durch die sogenannten unbemannten Nahversorger vereinfacht und dass ihr Ort dadurch aufgewertet werde. "Die Kunden sind sehr sehr happy, dass sie dieses Angebot haben."

Bequemlichkeit spiele hier eine größere Rolle als Sortiment und Preis. Gerade die Sonntagsöffnung schätzten viele, sagte der Handelsexperte. Wiederum lohne sich der Betrieb für die Unternehmen in der Regel ohne den Sonntag nicht. "Rund 30 Prozent des Umsatzes werden sonntags gemacht."

Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht in den digitalen Minimärkten Chancen. Sie kämen an den Sonntagen gänzlich ohne Personal aus und störten somit die Sonn- und Feiertagsruhe nicht, erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. "Das müssen auch Gewerkschaften und Kirchen zur Kenntnis nehmen." Zudem gelte: "Die Digitalisierung von Prozessen im Einzelhandel wird künftig angesichts des Personalmangels in vielen Wirtschaftsbereichen und der immer weiter steigenden Lohnnebenkosten noch wichtiger werden."

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Kritik von Kirchen und Gewerkschaft 

Hingegen lehnt die "Allianz für den freien Sonntag", ein Bündnis aus kirchlichen Organisationen und der Gewerkschaft Verdi, die Sonntagsöffnung ab. Smart Stores seien an der Kasse zwar automatisiert, benötigten aber auch sonntags Personal, etwa um Ware einzuräumen, zur Reinigung und Überwachung. Zudem verzerre es den Wettbewerb, wenn andere Läden sonntags schließen müssten, und verdränge mittelständische Händler, Bäckereien und Metzgereien. 

Rüschen hält dies für schwache Argumente. Auch andere Geschäfte würden beispielsweise sonntags aus der Ferne überwacht, damit jemand eingreifen könne, wenn es einen Einbruch gebe. Stärker ist aus seiner Sicht ein Verweis auf die Rechtslage und die im Grundgesetz verankerte Sonntagsruhe. Demnach bleiben der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage "als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt". Um das zu ändern, bräuchte es eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag.

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Rechtlicher Graubereich

Mit Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Sachsen-Anhalt und Bayern haben bislang vier Bundesländer ihre Ladenöffnungsgesetze geändert, um eine 24/7-Öffnung für vollautomatisierte Verkaufsstellen zu ermöglichen. Andere wie Baden-Württemberg hätten das vor. Vielerorts werde die Sonntagsöffnung der Märkte derzeit allerdings lediglich geduldet, machte Rüschen deutlich.

Die "Allianz für den freien Sonntag" verweist auf die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten. Mit unregulierten Sonntagsöffnungen drohe eine massive Mehrbelastung, die nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das soziale Leben und das seelische Wohlbefinden der Arbeitnehmer gefährde. 

Der bayerische Ableger des Bündnisses kündigte an, gegen das neue bayerische Ladenschlussgesetz zu klagen. Am könnte das Thema am Bundesverfassungsgericht landen, sagte Rüschen. "Dann hätten wir Klarheit."

Bis dahin, dürfte die Zahl der Smart Stores weiter wachsen. Los ging es laut DHBW im Juli 2019 im schwäbischen Grafenberg. Ende Juni 2025 zählte die Hochschule 723 Märkte verschiedener Anbieter. "Im Moment gibt es fast jeden Tag eine Neueröffnung", sagte Rüschen. "Das wird erstmal so weitergehen."

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