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Grundpfeiler Israels

Mythos Mossad: So unerbittlich operiert der Auslandsgeheimdienst Israels

  • Veröffentlicht: 20.09.2024
  • 17:51 Uhr
  • Emre Bölükbasi
Israels Auslandsgeheimdienst macht erneut von sich reden.
Israels Auslandsgeheimdienst macht erneut von sich reden.© Adobe Stock

Es bleibt unklar, ob Mossad-Spione hinter den Pager-Explosionen stecken. Aber: Die Detonationen würden in das Mossad-Portfolio passen. Ein kurzer Rückblick auf die ambivalente Geschichte der bisherigen Mossad-Operationen

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Auf den Straßen Libanons herrschte am Dienstag (17. September) Chaos pur. Plötzlich explodierten Hunderte Pager der Hisbollah-Miliz an verschiedenen Orten des Landes - und das im selben Moment. Der zweite Schock ließ nicht lange auf sich warten: Am Mittwoch (18. September) detonierten zahlreiche Walkie-Talkies. Die Folge: Mindestens 40 Tote und mehr als 3.000 Verletzte. Viele von ihnen waren Zivilist:innen.

Bislang reklamierte niemand die Anschläge für sich, doch Expert:innen zufolge deuten alle Hinweise auf denselben Drahtzieher hin: Mossad, der berühmte Auslandsgeheimdienst Israels. Die Angriffe im Libanon gelten als eine neue Art der Kriegsführung und suchen ihresgleichen. Ob tatsächlich der Mossad hinter den Anschlägen steckt, bleibt zwar unklar. Fest steht aber: Sie würden in das Portfolio der Mossad passen, die mit von langer Hand geplanten Operationen, dem Einsatz von Perücken, Roboterwaffen und anderen Methoden immer wieder von sich reden machen.

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Ein kurzer Rückblick auf die ambivalente Geschichte der bisherigen Mossad-Operationen, die teilweise wie atemberaubende Film-Szenen klingen, aber auch moralische Zweifel an den Methoden aufkommen lassen.

Milliarden-Budget und Tausende Angestellte

Nur ein Jahr nach der israelischen Staatsgründung im Jahr 1948 wurde Mossad als Auslandsgeheimdienst Tel Avivs etabliert. Während der israelische Inlandsgeheimdienst und Militärgeheimdienst grundsätzlich im Inland operieren, konzentrieren sich die Aufgaben Mossads auf zweierlei: Angriffe aus dem Ausland auf Israel vereiteln und Terrorakte mit Gegenterror vergelten.

Nur wenige Informationen über die interne Struktur der Organisation sickern nach außen durch. So wurden sogar die Namen der Mossad-Chefs bis 1996 geheim gehalten. Fest steht aber: Der israelische Auslandsgeheimdienst ist eine machtvolle Organisation. Mossad gilt nach der US-amerikanischen CIA als der zweitgrößte Auslandsgeheimdienst der Welt. "Haaretz" zufolge arbeiten rund 7.000 Menschen für Mossad. Das jährliche Budget soll bei rund drei Milliarden US-Dollar liegen.

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Spione mit Frauenperücken und Roboterwaffen - so entstand der Mossad-Mythos

Bereits elf Jahre nach seiner Gründung machte Israels Auslandsgeheimdienst auf sich aufmerksam. Mit einer spektakulären Operation wurde der deutsche NS-Verbrecher Adolf Eichmann von Mossad-Spionen in Argentinien aufgespürt. Nachdem er auf offener Straße in Buenos Aires überwältigt wurde, konnte er unbemerkt entführt und nach Israel gebracht werden. Dort wurde er zum Tode verurteilt und 1962 hingerichtet.

Im Video: "Angst und Schrecken verbreiten" - Politik-Expertin zur Pager-Attacke

Nach dem Anschlag militanter Palästinenser auf Israelis bei den Olympischen Spielen 1972 in München bemühte sich Mossad um Vergeltung. So leitete der ehemalige israelische Premier Ehud Barak vor seiner Karriere als Politiker einen kuriosen Angriff in Beirut im Jahr 1973. "Nach dem Massaker in München haben wir die Täter in Beirut aufgespürt. Ich hatte die Leitung, wir hatten uns damals Perücken aufgesetzt und als Frauen verkleidet 20 Geiselnehmer und Hintermänner liquidiert", erinnerte er sich in einem "Welt"-Interview vom letzten Jahr.

Der israelische Geheimdienst ist auch für den Einsatz fortschrittlicher Technologien bekannt. Besonders in den 1990ern entwickelte Israel Drohnen, die Angriffe auf Ziele ermöglichten, ohne dabei das Leben von Mossad-Agenten aufs Spiel zu setzen. Die Tötung von Mohsen Fachrisadeh, dem "Vater des iranischen Atomprogramms", zeigt das eindrucksvoll. 2020 wurde der Kernphysiker in seinem Auto getötet - Berichten zufolge durch ein ferngesteuertes, KI-unterstütztes Maschinengewehr. 

Fehlgeschlagener Anschlag mit Folgen

So berühmt einige Mossad-Operationen auch sein mögen: Immer wieder scheitern auch Anschlagsversuche. Der versuchte Mord an Hamas-Führer Chaled Maschaal, der heute als politischer Vertreter der Palästinenserorganisation im Ausland gilt, hatte weitreichende Konsequenzen für die damalige israelische Regierung.

1997 versuchten israelische Spione, Maschaal in der jordanischen Hauptstadt Amman mit einem tödlichen Gift zu besprühen. König Hussein zeigte sich nach dem Mordversuch entsetzt und zwang ausgerechnet den damaligen und heutigen Regierungschef Benjamin Netanjahu zur Lieferung eines Gegengifts, um Maschaal zu retten.

Zwei israelische Agent:innen wurden damals festgenommen. Um diese zu befreien, sah sich Tel Aviv gezwungen, den spirituellen Hamas-Führer Ahmed Jassin zu befreien.

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Angriffe auf Zivilisten, "die zur falschen Zeit am falschen Ort waren"

Die Operationen von Mossad-Spionen bleiben nicht unumstritten - ganz im Gegenteil. Dem israelischen Journalisten Ronen Bergman zufolge tötete Israels Auslandsgeheimdienst bis 2018 rund 3.000 Menschen. "Darunter nicht nur die Zielpersonen, sondern auch viele Unschuldige, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren", so der Buchautor gegenüber "Spiegel".

Immer wieder steht auch die israelische Regierung wegen der getöteten Zivilist:innen bei Mossad-Operationen vor Dilemmata, Zudem wird die Effektivität des Mossad-Vorgehens infrage gestellt. "Die Hamas, die Hisbollah und die Iraner suchen sich schnell Nachfolger für die Ermordeten“, zitiert NBC News Bruce Riedel, einen ehemaligen CIA-Offizier.

Im Video: Außenministerin stellt klare Forderungen an Israel

  • Verwendete Quellen:
  • Haaretz: A Golden Age for the Mossad: More Targets, More Ops, More Money
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Spiegel: So arbeiten die geheimen Tötungskommandos des Mossad
  • Welt: "Es gibt im Nahen Osten keine Gnade für die Schwachen"
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