Laut ukrainischem Geheimdienst
Russland verstärkt Militärpräsenz in Armenien
- Veröffentlicht: 08.07.2025
- 13:59 Uhr
- Max Strumberger
Russlands Einfluss im Kaukasus schwindet. Zu zahlreichen Staaten der Region haben sich die Beziehungen in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Inmitten dieser Spannungen erhöht Moskau jetzt die Militärpräsenz in Armenien.
Der ukrainische Geheimdienst HUR hat offenbar verdächtige russische Truppenbewegungen in Armenien registriert. Wie der HUR am 7. Juli mitteilte, verstärkt Moskau seine Militärpräsenz auf der Gyumri-Basis in der Nähe der armenisch-türkischen Grenze. In einem Beitrag auf sozialen Medien veröffentlichte der ukrainische Militärnachrichtendienst ein Dokument, das angeblich ein "Befehl des Kommandanten der Truppen des südlichen Militärbezirks der russischen Streitkräfte zur 'Auffüllung' der russischen Militärbasis in Armenien" sei.
Russland verstärkt Militärpräsenz in Armenien
Laut HUR listet das Telegramm Maßnahmen zur dringenden "Auffüllung" der Einheiten der russischen Basis durch Auswahl von Personal aus den kombinierten Armeen des südlichen Militärbezirks auf. Zu welchem Zweck Russland seine Armee in der Kaukasusregion offenbar verstärkt, bleibt jedoch noch unklar.
Der HUR schreibt dazu "Die Stationierung russischer Truppen in Armenien ist Teil einer umfassenden Strategie des Kremls zur Destabilisierung der globalen Sicherheit. Neben der Anfachung ethnischer Konflikte baut Moskau seine militärische Präsenz im Kaukasus aus. Es ist wahrscheinlich, dass die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Russland im Voraus vorbereitet wurde", sagte ein Vertreter der ukrainischen Hauptverwaltung für Geheimdienst.
Der russische Stützpunkt in Gjumri, bekannt als 102. Militärstützpunkt, ist die größte russische Militäreinrichtung im Südkaukasus. Derzeit beherbergt er rund 5.000 Soldaten – etwa 2.500 Russen und 2.000 Armenier. Der Stützpunkt verfügt über MiG-29-Kampfflugzeuge und S-300-Luftabwehrsysteme und wurde 1995 im Rahmen eines bis 2044 laufenden Abkommens zwischen Moskau und Eriwan errichtet.
Moskaus Einfluss in Kaukasus schwindet
Russland gerät im Kaukasus mehr und mehr ins Hintertreffen. Im Jahr 2023 startete Aserbaidschan eine Offensive in der umstrittenen Region Bergkarabach, die auch Armenien für sich beansprucht. Russland, bereits damals schon mit dem eigenen Krieg gegen die Ukraine beschäftigt, ließ Armenien dabei im Stich - obwohl beide Mitglieder der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) waren, Moskaus Gegenstück zur auf die NATO.
Anschließend trat Armenien nicht nur aus der OVKS aus, Eriwan sucht nun eine Annäherung an Aserbaidschan und die ebenfalls seit Jahrzehnten verfeindete Türkei. Auch zu Aserbaidschan hat sich Moskaus Verhältnis in den letzten Jahren massiv verschlechtert.
Der Tiefpunkt der Beziehungen war der Abschuss des Azerbaijan-Airlines-Flugs 8243 am 25. Dezember 2024 durch eine russische Flugabwehrrakete. Russlands Präsident Wladimir Putin entschuldigte sich zwar beim aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Alijew "für den tragischen Vorfall im russischen Luftraum", die Verantwortung Russlands für den Unfall räumte er allerdings nicht ein.
Beziehungen zu Armenien und Aserbaidschan schwer belastet
Zuletzt ließ Russland außerdem zahlreiche ethnischer Aserbaidschaner in der russischen Millionenstadt Jekaterinburg festnehmen. Betroffen waren etwa 50 Personen. Die Ermittlungsbehörden prüfen ihre Verstrickung in Auftragsmorde zwischen 2001 und 2011. Bei den Festnahmen kamen mindestens zwei Personen ums Leben - eine offiziell wegen Herzversagens.
Baku kritisierte das Vorgehen der Ermittlungsbehörden als "unannehmbar" und bestellte seinerseits den russischen Botschafter ein. Zudem reagiere Aserbaidschan mit Gegenmaßnahmen und durchsuchte in Baku Räumlichkeiten des russischen Auslandssenders "Sputnik". Bei der Razzia seien zwei Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB festgenommen worden, berichteten aserbaidschanische Medien.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa