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"Leicht beschädigt"

Zynisches Geschäft: Russen-Firmen verhökern ukrainische Wohnungen

  • Veröffentlicht: 05.08.2025
  • 13:30 Uhr
  • Joachim Vonderthann
Blick auf ein bei schweren Kämpfen beschädigtes Wohnhaus im ukrainischen Mariupol im Jahr 2023
Blick auf ein bei schweren Kämpfen beschädigtes Wohnhaus im ukrainischen Mariupol im Jahr 2023© Alexei Alexandrov/AP/dpa

Russische Bauunternehmen profitieren extrem von der Besatzung ukrainischer Städte. Durch Enteignungen und Neubauprojekte werden Ukrainer:innen verdrängt und russische Zuzügler angelockt.

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Inhalt

Eine Architektur von "majestätischem Stil“, eine erstklassige Lage nur 15 Gehminuten vom Meer entfernt, das Anwesen sei lediglich bei "militärischen Ereignissen" leicht beschädigt worden. So zynisch preist eine russische Immobilien-Broschüre ein Gebäude im besetzten ukrainischen Mariupol an. Die russische Regierung von Kreml-Machthaber Wladimir Putin und ihr nahestehende Unternehmen verdienen offenbar erheblich an der Besatzung und Zerstörung ukrainischer Städte, wie Recherchen des "Wall Street Journal" (WSJ) zeigen.

Demnach werden in Mariupol und anderen besetzten Gebieten beschädigte oder zerstörte Wohngebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Diese Wohnungen werden nahezu ausschließlich an Zuzügler:innen aus Russland verkauft – oft unter attraktiven Bedingungen wie Hypothekenzinsen von nur zwei Prozent.

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Russen-Firmen profitieren von zerstörten Städten in der Ukraine

Ein markantes Beispiel ist das "Clock House", ein Wahrzeichen Mariupols aus den 1950er-Jahren. Ursprünglich im Wiederaufbauplan vorgesehen, wurde das Gebäude nach der Eroberung vollständig abgerissen. Die ehemalige Bewohnerin Elena Pudak, deren Mutter eine großzügige Wohnung im "Clock House" besaß, berichtete: "Wir, die früheren Eigentümer, haben kein Recht, dort zu sein." Der Mutter wurde sogar die Rückkehr nach Mariupol verweigert.

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Ukrainer:innen ohne Chance auf Rückkehr

Laut WSJ haben Besatzungsbehörden tausende Wohnungen kurzerhand für "herrenlos" erklärt. Geflohene Ukrainer:innen haben kaum Chancen, ihren Besitz zurückzuerlangen oder Entschädigungen zu erhalten. Stattdessen eröffnete ein russischer Baukonzern den Neubau des "Clock House". Anwohner:innen erfuhren aus einem Telegram-Kanal, dass die neuen Pläne deutlich höhere Stockwerke und viele kleine Studios vorsehen, statt der ursprünglichen großzügigen Wohnungen.

Russ:innen kaufen alle Wohnungen weg

Innerhalb einer Woche waren alle Einheiten verkauft – überwiegend an Käufer:innen aus Russland, wie ein Makler berichtete. Der Preis lag laut früheren Bewohner:innen dreimal so hoch wie die angebotene Entschädigung. Ein ehemaliger Bewohner kommentierte bitter: "Das reicht kaum für ein Grab." Versuche, über lokale Behörden Ansprüche geltend zu machen, scheiterten. So änderten die Behörden der sogenannten "Volksrepublik Donezk" die Regeln kurzfristig: Eine Umsiedlung innerhalb der Stadt gelte als ausreichend.

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Putin wendet gezielte "Russifizierung" an

Das "Wall Street Journal" sieht in diesen Vorgängen eine bekannte Kreml-Strategie: die gezielte "Russifizierung" besetzter Gebiete durch Enteignung und Ansiedlung ethnischer Russen. Historiker:innen weisen darauf hin, dass Moskau bereits zu Sowjetunion-Zeiten in den 1930er-Jahren im Donbass ähnlich vorging. Heute steht Mariupol nicht nur für die brutale russische Zerstörung in der Ukraine, sondern auch für ein lohnendes Geschäftsfeld für Kreml-nahe Immobilien-Unternehmen.

  • Verwendete Quellen:
  • "Wall Street Journal": "Home by Home, Russia Is Selling Occupied Ukraine to Russians"
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