Bürgerentscheid in München
Olympia zurück in München? Bürger entscheiden im Oktober über Bewerbung
- Veröffentlicht: 02.09.2025
- 13:46 Uhr
- Chiara Damnitz
Video: Redakteurin Anika Welter und Redakteur Jörn Michaelis
Nachhaltiges Sportfest und Fortschritt für die Stadt oder schädlicher Rummel und Geld für Funktionäre? Wie die Menschen in München vor der Entscheidung über eine Olympia-Bewerbung umworben werden.
Das Wichtigste in Kürze
Am 26. Oktober wird sich entscheiden, ob sich München wieder um die Ausrichtung von Olympischen Spielen bewirbt.
Bei einem Bürgerentscheid dürfen die Münchner dann darüber abstimmen, ob die Landeshauptstadt ins Rennen gehen soll.
Gegner halten die Nachhaltigkeitskonzepte nicht für stichhaltig und befürchten starke Preisanstiege, vor allem für Wohnraum, nach Ablauf der Spiele.
Inhalt
- Entscheidung am 26. Oktober
- Wie sieht das Münchner Bewerbungskonzept aus?
- Gäbe es auch Sportstätten außerhalb Münchens?
- Womit werben die Befürworter noch?
- Wie argumentieren die Gegner?
- Richtet sich die Kritik allein gegen die Münchner Bewerbung?
- Wer hat sich außer München noch beworben?
- Wie geht es weiter?
Entscheidung am 26. Oktober
Auf dieses Datum läuft alles zu: In wenigen Wochen, am 26. Oktober, wird sich entscheiden, ob sich München wieder um die Ausrichtung von Olympischen Spielen bewirbt. Bei einem Bürgerentscheid dürfen die Münchner dann darüber abstimmen, ob die Landeshauptstadt ins Rennen gehen soll. Befürworter und Gegner streiten darüber auch öffentlich.
Die Stadtspitze und auch die Staatsregierung sind klar dafür - das zeigt auch ein weiterer gemeinsamer Termin von Ministerpräsident Markus Söder, Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) und dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag im Olympiastadion. Sie setzen darauf, Olympia - nach 1972 - wieder nach München zu holen. Wann, das wäre aber noch offen - dies könnte 2036, 2040 oder auch 2044 sein.
Wie sieht das Münchner Bewerbungskonzept aus?
Grundidee ist: Möglichst viele der Sportstätten der Olympischen Spiele von 1972 sollen wieder genutzt werden. Unter anderem sollen im Olympiastadion, das derzeit saniert wird, neben den großen Eröffnungs- und Abschlussfeiern die Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden. Auch die Olympiahalle, der Olympiapark, die Regattastrecke in Oberschleißheim oder die Reitanlage in Riem sind eingeplant.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sieht ein "Nachhaltigkeitspfund", wie es kaum eine andere Stadt habe. Und auch Söder sagte, als sich das Kabinett hinter das Konzept stellte: "Es muss nicht viel Neues gebaut werden - fast gar nichts." Fehlende Sportstätten sollen nur vorübergehend errichtet werden, etwa ein den aktuellen Anforderungen genügendes Olympiaschwimmbecken.
Gäbe es auch Sportstätten außerhalb Münchens?
Viele Wettbewerbe könnten zwar in München stattfinden - aber nicht alle. Seglerinnen und Segler zum Beispiel müssten einmal quer durch die Republik reisen - im Konzeptentwurf werden Kiel und Rostock als Optionen genannt. Die Kanuten sollen wie 1972 in Augsburg im Eiskanal starten. Im Starnberger See könnte Freiwasserschwimmen stattfinden. Fußballstadien stünden in Bayern und Baden-Württemberg noch mehrere zur Auswahl.
Womit werben die Befürworter noch?
Die Befürworter werben auch damit, dass München und das Umland langfristig profitieren würden: In einem Olympischen beziehungsweise Paralympischen Dorf soll danach sofort neuer - und dringend nötiger - Wohnraum für Einheimische zur Verfügung stehen. Und auch der Ausbau des Münchner Nahverkehrs soll noch einmal neuen Schub bekommen - mit einer Erweiterung des U-Bahn-Netzes um zwei Linien, unter anderem in das geplante Olympiadorf, und einem S-Bahn-Ringschluss im Norden der Stadt.
Und: Olympia soll Impulse für Forschung, Innovation, Technologie und die Konjunktur geben, Arbeitsplätze schaffen, den Tourismus beleben. Innenminister Herrmann warb zudem dafür, Olympia nicht autokratisch regierten Ländern zu überlassen. "Wir sollten es stattdessen mitgestalten – mit unseren demokratischen Werten und Standards", argumentierte er.
Wie argumentieren die Gegner?
Die Gegner der Bewerbung halten die vorgelegten Konzepte zur Nachhaltigkeit nicht für stichhaltig. Sie befürchten starke Preisanstiege, vor allem für Wohnraum, nach Ablauf der Spiele. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sichere sich die Gewinne - noch dazu steuerfrei -, auf möglichen Verlusten bleibe die Allgemeinheiten sitzen, argumentierte etwa Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann (Grüne), einer der Protagonisten der Olympia-Gegner. Die Pro-Argumente seien rein emotional.
Die ÖDP klagt, Olympia verschlinge öffentliche Gelder, die an anderer Stelle fehlten. Der Bund Naturschutz argumentiert, es drohten negative Folgen für die Stadt, ihre Finanzen, ihre Natur und ihre Bewohnerinnen und Bewohner.
Richtet sich die Kritik allein gegen die Münchner Bewerbung?
Nein, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) etwa stellt sich gegen alle denkbaren deutschen Olympia-Bewerbungen. Egal wo Olympische oder Paralympische Spiele 2036, 2040 oder auch 2044 stattfinden würden, falls sich eine deutsche Bewerbung international durchsetze: Die Folgen für Mensch und Natur, für Klima, Stadtentwicklung, Wohnungsmarkt, Verkehr und andere Bereiche wären größtenteils negativ. Die Nachhaltigkeitskonzepte aller vier Bewerber seien nicht überzeugend.
Wer hat sich außer München noch beworben?
Aus Deutschland haben neben München die Städte Hamburg und Berlin sowie die Region Rhein-Ruhr ihren Hut in den Ring geworfen.
Wie geht es weiter?
Voraussetzung für die Münchner Bewerbung ist zunächst die Zustimmung der Münchner Bürger bei dem Bürgerentscheid im Oktober. Damit wäre aber erst die erste - wenn auch eine entscheidende Hürde - genommen. Welche Stadt oder welche Region für Deutschland ins Rennen um Olympische Spiele gehen soll, will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) final im Herbst 2026 bei einer Mitgliederversammlung entscheiden. Über die Vergabe der Spiele entscheidet später das Internationale Olympische Komitee (IOC).
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- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa