Ukraine-Krieg
Abgehörter Funkverkehr: Hat Russland die Tötung ukrainischer Kriegsgefangener befohlen?
- Veröffentlicht: 21.05.2025
- 17:54 Uhr
- Benedict Hottner
Ein von ukrainischen Behörden abgefangener Funkspruch sorgt für Entsetzen: Russische Soldaten sollen den Befehl erhalten haben, sich ergebende ukrainische Soldaten zu töten.
Ein Funkspruch mit schwerwiegendem Inhalt: "Nehmt den Kommandanten gefangen und tötet die anderen" – dieser Befehl wurde über russischen Militärfunk übermittelt und von ukrainischen Geheimdiensten abgefangen. Laut einem Bericht von CNN soll es sich dabei um Anweisungen eines russischen Kommandeurs an seine Fronttruppen handeln. Der Inhalt soll sich zeitlich mit Drohnenaufnahmen einer mutmaßlichen Hinrichtung in der ostukrainischen Region Saporischschja im November 2023 decken.
Mutmaßliche Hinrichtungen durch russische Truppen
Das verstörende Video zeigt laut CNN sechs ukrainische Soldaten, die im Ukraine-Krieg mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen. Mindestens zwei von ihnen werden offenbar aus nächster Nähe erschossen, ein weiterer wird abgeführt. Die ukrainische Staatsanwaltschaft ermittelt.
Ermittlungen und internationale Reaktionen
Ein ukrainischer Beamter, der mit den Ermittlungen vertraut ist, bestätigte gegenüber CNN, dass die abgehörten Funksprüche Teil der laufenden Untersuchungen sind. Zwar konnte CNN die Authentizität der Aufnahmen nicht unabhängig verifizieren, ein forensischer Experte erklärte jedoch, dass die Audiodateien keine Hinweise auf Manipulation aufweisen.
Auch internationale Stellen reagieren alarmiert: Morris Tidball-Binz, UN-Sonderberichterstatter für extralegale, summarische und willkürliche Hinrichtungen, stuft die Vorfälle als "schwere Verstöße gegen das Völkerrecht" ein. Er erklärte gegenüber CNN: "Solche Taten würden nicht in dieser Zahl und Häufigkeit geschehen, wenn sie nicht zumindest von den höchsten militärischen Stellen – also vom Kreml – gebilligt würden." Das könne dafür sprechen, dass Präsident Wladimir Putin solche Hinrichtungen angeordnet habe.
Moskau schweigt zu den Vorwürfen
Das russische Verteidigungsministerium hat auf eine Anfrage von CNN zu den Vorwürfen bislang nicht reagiert. Russische Offizielle haben jedoch wiederholt bestritten, dass eigene Truppen Kriegsverbrechen begangen hätten. Sie behaupten, man behandele ukrainische Kriegsgefangene gemäß internationalem Recht. Es wäre jedoch nicht das erst mal, dass russische Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg für Entsetzen sorgen. Im März 2022 wurden in der Stadt Butscha, nordwestlich von Kiew, nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Zivilisten entdeckt. Viele von ihnen wiesen Spuren von Folter auf oder wurden gefesselt aus nächster Nähe erschossen.
Laut Transkript der abgefangenen Kommunikation erteilte der russische Kommandant zwischen 12:05 Uhr und 12:31 Uhr Ortszeit mindestens sechsmal den Befehl zur Tötung der Gefangenen. Die Identität des Kommandeurs ist bislang nicht bekannt. Sollte sich der Verdacht erhärten, könnte es sich um einen schwerwiegenden Fall von Kriegsverbrechen handeln.
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