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Angelockt, dann an die Front geschickt

Berichte: Putins Armee soll Ausländer für Ukraine-Einsatz zwangsrekrutiert haben

  • Veröffentlicht: 15.03.2024
  • 13:22 Uhr
  • Lisa Apfel
Russlands Präsident Wladimir Putin (l) stößt mit russischen Soldaten während eines Treffens in der staatlichen Residenz Nowo-Ogarjowo außerhalb von Moskau an.
Russlands Präsident Wladimir Putin (l) stößt mit russischen Soldaten während eines Treffens in der staatlichen Residenz Nowo-Ogarjowo außerhalb von Moskau an. © Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/dpa

Russland greift seit zwei Jahren die Ukraine an. Dafür sucht der Aggressor offenbar händeringend nach Soldaten - und schreckt dabei wohl auch nicht vor der Manipulation von Ausländern zurück.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ausländische Staatsbürger, etwa aus Indien oder Nepal, sollen unfreiwillig in der russischen Armee dienen.

  • Die Betroffenen sollen unter falschen Versprechungen nach Russland gelockt worden sein, wo ihnen ein Militär-Vertrag aufgezwungen worden sein soll.

  • Das gesamte Ausmaß ist unklar.

Sie wollten Russland besuchen und müssen nun als Soldaten in der Armee des Landes dienen. Was klingt, wie der Plot eines Action-Streifens, ist für indische Staatsbürger offenbar Realität geworden.

Seit vergangener Woche kursiert ein Clip im Netz, in dem die Männer ihre Situation beschreiben. Wo das Video aufgenommen wurde, ist unklar. Das berichtet unter anderem "ZDF heute".

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So seien sie von einem vermeintlichen Tour-Guide während ihres Russland-Besuches im Dezember 2023 nach Belarus gelockt worden sein, geben die indischen Männer weiter an.

"Wir wurden von der Polizei geschnappt und an die russische Armee übergeben. (…) Sie zwangen uns, einen Vertrag mit ihnen als Helfer, Fahrer und Köche zu unterschreiben", zitiert "ZDF heute" einen von ihnen. Kurz darauf habe das Training für den Fronteinsatz begonnen.

Auch Indien sind diese Fälle nicht entgangen. Anfang März hatte das indische Außenministerium bestätigt, dass es von rund 20 Staatsbürgern kontaktiert worden sei, die um Hilfe beim Beenden ihres russischen Militärvertrags gebeten hätten.

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Indische Staatsbürger im Ukraine-Krieg gefallen

Von einem Sprecher des indischen Außenministeriums hieß es: "Mehrere indische Staatsbürger wurden unter falschen Angaben zum Dienst in die russische Armee gelockt. Wir haben dieses Thema gegenüber der russischen Regierung deutlich angesprochen, um eine frühere Entlassung der Ausländer zu erreichen." Zudem forderte das Ministerium seine Staatsangehörigen zur Vorsicht auf; man solle sich von dem Konflikt fernhalten.

Auch von Gefallenen aus dem asiatischen Land wird bereits berichtet. Hemil Mangukiya aus dem westindischen Bundesstaat Gujarat starb am 21. Februar bei einem Raketenangriff. Laut seiner Familie wollte Hemil aber nie nach Russland, um als Soldat in der Armee zu dienen. Wie Angehörige dem Fernsehsender "Aljazeera" berichteten, sei der junge Mann mit der Aussicht auf einen Job als Koch oder Fahrer nach Russland gegangen. Ein weiteres Todesopfer mit einem ähnlichen Schicksal wie Hemil soll es am selben Tag in der Ukraine gegeben haben.

YouTuber wirbt für russisches Militär

Dabei sollen die beiden über den gleichen Weg ihre schicksalhafte Reise nach Russland angetreten haben. Laut Angaben der Familien und indischer Ermittler habe sie das Netzwerk eines indischen YouTubers angeworben. Dem britischen "Guardian" zufolge handelt es sich um "Baba Vlogs", hinter dem ein Mann namens Faisal Khan steht. Er mache online Werbung für die angeblich gute Bezahlung und sicheren Jobs in Russlands Armee. Über WhatsApp-Gruppen kann man sich direkt melden. 300.000 Menschen folgen ihm.

Gegenüber dem "Guardian" gab sich Khan ahnungslos: Er habe keine Ahnung davon gehabt, dass sie in ein Kriegsgebiet gesendet werden würden. 26 Inder habe er nach Russland entsendet, bevor er realisiert habe, dass er von einem russischen Vermittler über die Art des Auftrags "getäuscht" worden sei.

Die indische Bundespolizei ermittelt laut "ZDF heute" gegen den YouTuber - wegen des Verdachts auf Menschenhandel in mindestens 30 Fällen.

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Auch viele Nepalesen sollen betroffen sein

Aber nicht nur indische Staatsbürger sollen betroffen sein: Laut "ZDF heute" sollen derzeit bis zu 15.000 Nepalesen in den russischen Streitkräften kämpfen. Ein Dutzend Todesfälle wurde demnach bereits offiziell bestätigt. Anfang Januar verhängte die nepalesische Regierung ein offizielles Arbeitsverbot für Russland und die Ukraine.

Auch aus Kuba gibt es bereits ähnlich lautenden Meldungen. Im September 2023 gaben die kubanischen Behörden an, "einen Menschenhändlerring mit 17 Beteiligten ausgehoben zu haben, der Werbung für die russischen Streitkräfte unter jungen Kubanern gemacht haben soll". Das gesamte Ausmaß solcher Fälle ist aber unklar.

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Wie sehr braucht Putin die unfreiwilligen Soldaten?

Russlands Präsident Putin scheint die Zwangs-Rekruten dringend zu benötigen. Bereits im September 2022, Mai 2023 und Januar 2024 unterzeichnete der Kreml-Chef Dekrete, die es ermöglichen sollen, Ausländern schneller eine russische Staatsbürgerschaft zu ermöglichen.

Laut dem Erlass Anfang Januar sollen sie der "Neuen Zürcher Zeitung" zufolge ohne Prüfungen die Staatsbürgerschaft erhalten können, "wenn sie nach Ablauf ihres Vertrags oder aufgrund von Verletzungen aus dem Dienst ausgeschieden sind." Zudem hätten demnach all jene eine rechtliche Grundlage dafür, in Russland zu bleiben, die in ihren Herkunftsländern wegen der Kriegsteilnahme verfolgt würden. Laut der NZZ wollte der Kreml vor den Präsidentschaftswahlen eine weitere Mobilmachung vermeiden.

  • Verwendete Quellen:
  • "The Guardian": 'He had no idea he was being sent to a war zone': the Indian and Nepali men on frontlines in Ukraine
  • "Neue Zürcher Zeitung":  Russland wirbt Migranten und andere Ausländer für den Krieg an – oft ist Zwang im Spiel
  • "Tagesspiegel": Zum Fronteinsatz "gezwungen"?: Indische Staatsbürger werden offenbar in russischer Armee verpflichtet
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