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Erstes Quartal

Deutsche Wirtschaft wächst doppelt so schnell wie erwartet

  • Aktualisiert: 23.05.2025
  • 12:08 Uhr
  • dpa
Die Prognosen sagen für das Jahr 2025 eine Stagnation der Wirtschaft voraus. (Symbolbild)
Die Prognosen sagen für das Jahr 2025 eine Stagnation der Wirtschaft voraus. (Symbolbild)© Daniel Bockwoldt/dpa

Die Prognosen sind ernüchternd. Doch mitten in der Konjunkturflaute wächst die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal doppelt so stark wie geschätzt. Was Trumps Zölle damit zu tun haben - und warum der Effekt wohl verpuffen wird.

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Inhalt

Überraschend starker Rückenwind inmitten der Konjunkturflaute: Die kriselnde deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal mit 0,4 Prozent zum Vorquartal doppelt so stark gewachsen wie zunächst vom Statistischen Bundesamt geschätzt.

Volkswirt:innen halten das jedoch für einen einmaligen Effekt: Viele Geschäfte seien wegen der sich schon abzeichnenden Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump vorgezogen worden, daher seien die deutsche Industrieproduktion und die Exporte im März sprunghaft gestiegen.

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"Donald Trump schiebt mit seinen Zöllen das Wachstum an", kommentierte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski schrieb, das erste Quartal 2025 sei für Europas größte Volkswirtschaft das beste seit dem dritten Quartal 2022 gewesen - dank Trump. Doch dies werde "bald zu einer positiven Eintagsfliege werden".

Trumps Zölle trüben die Aussichten

Schon im zweiten Quartal droht die Stagnation, denn höhere Zölle auf Einfuhren in die USA sind eine zusätzliche Belastung für Deutschlands Exporteure, die ohnehin mit schwacher Nachfrage auf den Weltmärkten kämpfen.

Nach Vorzieheffekten im ersten Quartal würden die Folgequartale eher schwächer ausfallen, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel beim Treffen der großen Industriestaaten (G7) in Kanada: "Wir erwarten auch für 2025 eine schwache wirtschaftliche Entwicklung, was man als Stagnation bezeichnen könnte."

Zwar sind viele Exporteure nicht mehr so pessimistisch wie noch im April, wie die jüngste Umfrage des Ifo-Instituts ergab. "Vorsicht ist jedoch geboten, denn es gibt weiterhin keine grundsätzliche Einigung zwischen den USA und der EU mit Blick auf die Höhe der Zölle", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.

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Überraschend gute Konjunktur im März

In den ersten drei Monaten sorgten dem Statistischen Bundesamt zufolge steigende Ausfuhren und höhere Konsumausgaben der Verbraucher:innen für Auftrieb beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). Grund für das höhere Wachstum sei die überraschend gute konjunkturelle Entwicklung im März, erläuterte Behörden-Chefin Ruth Brand. Zunächst hatten die Wiesbadener Statistiker:innen ein BIP-Wachstum von 0,2 Prozent geschätzt.

"Vor allem die Produktion im verarbeitenden Gewerbe sowie die Exporte entwickelten sich besser als zunächst angenommen", sagte Brand. So legte die Herstellung in wichtigen Branchen wie Auto, Maschinenbau und Chemie zu.

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Autos und Arzneien noch schnell über den Atlantik

Besonders die Ausfuhren, gerade von Autos und Arzneien, stützten im ersten Quartal mit einem Plus von 3,2 Prozent die Wirtschaft. Beides sind wichtige Exportgüter in die USA. Die Statistiker:innen sprechen von Vorzieheffekten im schwelenden Handelskonflikt mit den USA.

Auch kauffreudige Verbraucher:innen halfen der Wirtschaft. Die privaten Konsumausgaben stiegen mit 0,5 Prozent stärker als in den Vorquartalen. Mit der abflauenden Inflation und gestiegenen Löhnen in einigen Branchen haben viele Menschen mehr Geld in der Tasche. Zudem wurde mehr investiert: Sowohl in Bauten als auch in Ausrüstungen floss mehr Geld.

Wirtschaft zwischen Hoffen und Bangen

Zuletzt häuften sich die positiven Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft. In der Industrie sorgen steigende Auftragszahlen für mehr Zuversicht, und die Stimmung in der Wirtschaft hellte sich auf. Die deutsche Wirtschaft fasse langsam wieder Tritt, befand Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Den zarten Aufschwung zu Jahresbeginn hatten daher viele Ökonom:innen erwartet. Doch Trumps sprunghafte Zollpolitik trübt die Aussichten für die exportorientierte deutsche Industrie deutlich. Trotz des Lichtblicks im ersten Quartal droht der deutschen Wirtschaft 2025 das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge - das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik.

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Für 2025 Stagnation erwartet

Reihenweise wurden zuletzt die Prognosen für die deutsche Wirtschaft gesenkt: Der Sachverständigenrat ("Wirtschaftsweise") erwartet für 2025 nur noch eine Stagnation - ebenso wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission. Es gibt aber auch erste positivere Schätzungen: Die Commerzbank glaubt, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr leicht wachsen könnte.

Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt dann wieder spürbar zulegen: Der Sachverständigenrat rechnet mit einem Plus von 1,0 Prozent. Die geplanten Milliardenausgaben des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur dürften die Wirtschaft ankurbeln.

Hoffnung auf Reformen und Lösung im Zollstreit 

Auch hoffen Unternehmen auf Reformen. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat ein erstes Entlastungspaket bis Mitte Juli in Aussicht gestellt. Es soll eine Senkung der Stromsteuer und Arbeitsmarktreformen enthalten. 

Größte Hürde für die Wirtschaft bleiben aber die US-Zölle. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) sah zuletzt nach Gesprächen im G7-Kreis immerhin positive Signale für eine Entspannung im Zollstreit - es wäre ein Befreiungsschlag.

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