Erstmals seit 2006
Geheimsache: Merz-Kabinett tagt im abhörsicheren "U-Boot"
- Aktualisiert: 27.08.2025
- 07:40 Uhr
- Joachim Vonderthann
Ein ganzes Gesetzespaket für Sicherheit und bessere Verteidigung kommt auf den Tisch: Die Bundesregierung nutzt dafür den abhörsicheren Raum im Bendlerblock, das sogenannte "U-Boot".
Mit einer Kabinettssitzung im Verteidigungsministerium will die Bundesregierung Weichen für einen neuen Wehrdienst stellen und über die Sicherheitslage in Europa beraten. Dazu wird die Ministerrunde am heutigen Mittwoch (27. August) in einem abhörsicheren Raum im Bendlerblock tagen.
Merz-Kabinett tagt im "U-Boot"
Der Raum wird auch "U-Boot" genannt, wie der "Spiegel" berichtet. Denn das Verteidigungsministerium schreibt: "Die Inbetriebnahme des Tagungsraums verursacht Töne, die an die Geräuschkulisse an Bord eines U-Bootes erinnern." Den Ministeriumsangaben zufolge ist es fast 20 Jahre her, dass das Kabinett im Verteidigungsministerium zusammentrat. Die bislang letzte Sitzung fand demnach Ende 2006 unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) statt.
Als Gast nimmt an der heutigen Sitzung der Regierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) der neue Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Europa (Saceur), Generalleutnant Alexus Grynkewich, teil. Der US-Amerikaner und Generalinspekteur Carsten Breuer werden zur Lage berichten, wie Regierungssprecher Stefan Kornelius angekündigt hatte.
Das Verteidigungsministerium erklärte, die Sitzung nun sei ein wichtiges Zeichen. Das Kabinett wolle auch wichtige Gesetzesvorhaben für die weitere Stärkung der Bundeswehr beschließen. Konkret geht es um mehrere Punkte.
Neuer Wehrdienst kommt
Die Bundeswehr muss für die neuen NATO-Ziele und als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland in der stehenden Truppe und der Reserve kräftig aufwachsen. Ein neuer und attraktiver gestalteter Wehrdienst, der aber zunächst auf Freiwilligkeit setzt, soll zentraler Baustein für mehr Personal sein. Ein wichtiger Schritt soll die Wiedereinführung der Wehrerfassung sein, für die junge Männer Auskunft geben müssen, junge Frauen dies machen können. Der Union war das nicht genug. Streit auf den letzten Metern konnte aber in der Koalition beigelegt werden.
Nationaler Sicherheitsrat (NSR)
Union und SPD haben schon im Koalitionsvertrag eine solche zentrale Schaltstelle im Kanzleramt beschlossen. Nun soll die Geschäftsordnung des neuen Gremiums vom Kabinett beschlossen werden. Der Sicherheitsrat soll bei Krisen tagen und schnelle Entscheidungen herbeiführen können, aber auch Strategien für Bedrohungslagen erarbeiten und Sicherheit vernetzt angehen. Den Vorsitz hat der Bundeskanzler, derzeit also Friedrich Merz (CDU).
Militärischer Abschirmdienst (MAD)
Den Ministerinnen und Ministern liegt der Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Militärischen Sicherheit in der Bundeswehr mit drei wesentlichen Punkten vor. Es führt neue Befugnisse ein, damit der MAD "seine Aufgaben effektiv und zuverlässig erfüllen kann", auch bei Truppenstationierungen im Ausland. Zudem wird die Einstellungsüberprüfung von Soldaten neu geregelt. Auch erhalten Militärpolizisten ("Feldjäger") und zivile Wachleute neue Befugnisse, um die militärische Sicherheit zu stärken, auch beim Überprüfen verdächtiger Personen.
Sicherheitsgarantien für die Ukraine
Inmitten laufender Friedensbemühungen gibt es eine politische Debatte bis hin zur Frage, ob Deutschland Soldaten für eine friedenssichernde Truppe in der Ukraine stellen soll. Die Ministerrunde wird auf Stand gebracht, ohne dass Beschlüsse möglich sind. Der Vizekanzler, Bundesfinanzminister und SPD-Chef Lars Klingbeil kann aus seinen zu Wochenbeginn in Kiew geführten Gesprächen berichten.
Könnte die Bundeswehr liefern?
Vom Generalinspekteur - Deutschlands ranghöchstem Soldaten - und dem "Saceur" Generalleutnant Grynkewich werden die Kabinettsmitglieder aus erster Hand informiert. Dabei kann Breuer auch über die laufenden Konsultationen der Militärs über Sicherheitsgarantien berichten. Grynkewich kann zum Stand der NATO-Verteidigungsplanungen antworten. Denn militärische Beiträge Deutschlands zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine können auch bedeuten, dass diese Fähigkeiten dem Bündnis nicht wie geplant zur Verfügung stehen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "Spiegel Online"