Krieg in Nahost
Israel stimmt Feuerpause für Gaza zu: Hamas-Antwort steht noch aus
- Veröffentlicht: 30.05.2025
- 08:07 Uhr
- Michael Reimers
Die USA vermitteln weiter zwischen Israel und der Hamas, um eine Waffenruhe im Gazastreifen zu erreichen. Israel stimmte jetzt einem neuen Vorschlag zu, die Hamas noch nicht.
Israel hat einen neuen Vorschlag der US-Regierung für eine zeitlich befristete Waffenruhe im Gazastreifen angenommen. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag (30. Mai). Den Informationen zufolge sieht dieser Plan einen 60-tägigen Waffenstillstand und die Freilassung von 28 lebenden und toten israelischen Geiseln in der ersten Woche vor.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) präzisiert unter Berufung auf israelische Medien, dass zehn lebende Geiseln aus der Hamas-Gefangenschaft freikommen sollen. Im Gegenzug soll Israel 125 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Gefangene freilassen und die sterblichen Überreste von 180 getöteten Palästinenser:innen übergeben. Während der zweimonatigen Waffenruhe würden Gespräche über ein Ende des Kriegs geführt.
Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch mindestens 20 lebende Geiseln in Gaza. Bei drei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch am Leben sind. Zudem werden die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten in dem abgeriegelten Gebiet mit unzähligen unterirdischen Tunnelanlagen vermutet.
Hamas prüft neuen US-Vorschlag für Feuerpause
Sobald die Hamas das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet hat, werden Reuters zufolge zudem Hilfsgüter in den Gazastreifen geschickt. Die Hamas hat laut dpa bestätigt, den Vorschlag der US-Vermittler:innen erhalten zu haben. In einer Mitteilung habe die palästinensische Terrororganisation erklärt, den Vorschlag "verantwortungsbewusst" prüfen zu wollen. Jede Antwort werde auf den "Interessen des palästinensischen Volkes basieren".
Die Notlage der rund zwei Millionen Menschen in dem dicht besiedelten Küstenstreifen hatte sich seit der monatelangen Blockade von Hilfslieferungen durch Israels drastisch verschärft. Auch nach Wiederaufnahme der Lieferungen in stark begrenztem Umfang sei die humanitäre Lage "so düster wie nie zuvor", konstatierte das UN-Nothilfebüro. Vor knapp zwei Wochen startete Israel eine neue Großoffensive, mit dem erklärten Ziel, die Hamas vollends zu zerschlagen. Seither wurden täglich Dutzende Tote gemeldet. An Israels Vorgehen gibt es im In- und Ausland massive Kritik.
Chancen auf Einigung aus Sicht der USA groß
Die Hamas hatte eine zeitlich befristete Waffenruhe zuletzt abgelehnt. Sie fordert den Abzug der israelischen Truppen aus Gaza und ein dauerhaftes Ende des Krieges. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hatte sich jedoch am Mittwoch im Weißen Haus optimistisch über die Chancen auf eine mögliche Waffenruhe und eine längerfristige friedliche Lösung des Konflikts geäußert.
Nach Angaben der Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt, laufen derzeit weiter Gespräche mit der Terrororganisation, heißt es bei der dpa. Israelische Medien berichten, dass im Zuge der vorgeschlagenen Waffenpause auch die 1.111 Bewohner:innen Gazas freigelassen werden sollen, die seit dem 7. Oktober 2023 festgenommen worden waren. Der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, gilt als Auslöser des Gaza-Krieges.
Israel vertreibt Bevölkerung aus Nordgaza
Unterdessen hat die israelische Armee die Zivilbevölkerung in mehreren Gebieten im Norden des Gazastreifens zur sofortigen Evakuierung aufgefordert. "Terroristische Organisationen führen Sabotageaktivitäten in den Gebieten durch und daher wird die Armee ihre Offensivaktivitäten dort ausweiten, um die Fähigkeiten der terroristischen Organisationen zu zerstören", schrieb ein israelischer Militärsprecher in der Nacht auf "X". Die Gebiete seien nun "gefährliche Kampfzonen". Seit Beginn des Kriegs wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 54.200 Palästinenser:innen getötet. Ein Drittel davon seien Minderjährige.
Auch im nördlichen Nachbarland Libanon griff die israelische Armee am Donnerstagabend (29. Mai) eigenen Angaben zufolge militärische Anlagen der mit der Hamas verbündeten Hisbollah an: trotz der seit Ende November geltenden Waffenruhe.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur Reuters
- Nachrichtenagentur dpa